Außenansicht des MHP Lab in Ludwigsburg

Im MHP Lab in Ludwigsburg gehen Forschung, Entwicklung und Praxis Hand in Hand. (Quelle: MHP)

Im MHP Lab Ludwigsburg liegt der Fokus auf Industrie-4.0- und IoT-Lösungen. "Hier können auch Piloten ausprobiert werden", berichtet Dr. Oliver Kelkar, Head of Market Intelligence & Innovation, zu Beginn der Preview Mitte April. Dazu wurde das historische Gebäude in zwei Bereich untergliedert: in einen Creative Space und in einen Maker Space. Das Lab Ludwigsburg wurde 2018 eröffnet.

Im Frühjahr letzten Jahres gründete MHP, die größte Tochtergesellschaft der Porsche AG, das neue Geschäftsfeld Industrial Cloud Solutions (ICS). Das Ziel: Als Full-Service-Anbieter für die digitale Transformation gemeinsam mit Amazon Web Services (AWS) als Technologiepartner sowie mit Volkswagen als Partner aus der Industrie cloudbasierte Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS-Lösungen) anbieten. Diese sollen die industriellen Produktionsprozesse effizienter, datengetriebener, resilienter und nachhaltiger machen. Gebündelt werden diese Leistungen im Geschäftsfeld ICS.

Die Idee dahinter: Neben den bisherigen Services digitale SaaS-Produkte innerhalb des MHP-Leistungsportfolios anbieten. Denn die Produktion der Zukunft arbeitet aus Sicht der Experten datengetrieben und agiert weitestgehend autonom. Produktionsnetzwerke sind über Cloud-Architekturen hochgradig vernetzt und ermöglichen schnellen Datenaustausch. 

"Der Vorteil für unsere Kunden ist, dass unsere Innovationen bereits OEM-erprobt sind", stellte Stefan Dierks, Strategic Investments & Labs, heraus. Als erste verfügbare Soft­ware-as-a-Service-Lösungen wurden in Q1/2023 Sounce und paint_it präsentiert. Weitere folgten im Laufe des Jahres. 

Innovation zur Hannover Messe2024

Zur diesjährigen Hannover Messe geht nun bolt_it an den Start. "Mit der intelligenten Software-Lösung bolt_it können Prozessdaten zur Problembehebung überwacht und Anomalien durch die Analyse historischer Daten frühzeitig erkannt werden", berichtet der MHP-Experte Dr. Jochen Mall. 

Der Hintergrund: Ein großer Teil der Wertschöpfung basiert in der Montage auf Schraubvorgängen. Aktuelle Herausforderungen sind vor allem die späte Erkennung von Problemen, ein hoher Aufwand für manuelle Nacharbeiten oder die Analyse fehlerhafter Teile sowie der Mangel an Wissenstransfer zur zukünftigen Vermeidung ähnlicher Probleme.

Dr. J. Mall erklärt weiter: "Die Prozesskontrolle stützt sich auf Richtvorgaben, Expertenwissen und bekannte Fehler. Ausgewertet werden die Daten durch eine KI, die diese präzise analysiert und an Qualitätsingenieure sowie Werks- und Produktionsmitarbeitende übermittelt." Dadurch sind nach seinen Angaben Kosten- und Zeitersparnisse erzielbar sowie transparente Dateneinblicke möglich, die zu einer höheren Qualität in der Produktion führen. In Entwicklung wären außerdem vier weitere Add-ons zur Erweiterung der Funktionalität, darunter auch eine Fehler-Klassifikation und Prozess-Empfehlung für den Mitarbeitenden.

Nach MHP-Angaben wurde die Erkennung von Anomalien in einer Montagelinie der Produktionsanlage bei dem Automobilhersteller Porsche getestet. Dabei hätte man Qualitätsmängel mithilfe von bolt_it deutlich reduzieren können: "Die Lösung bietet eine bis zu sieben Mal höhere Erkennung von Prozessanomalien – Schraubprozesse benötigen bis zu 70 % weniger Nacharbeit. Pro Woche werden außerdem rund 90 min für die manuelle Datenanalyse und Parameteroptimierung pro Produktionslinie eingespart. Die Software ist mit allen gängigen industriellen Elektrowerkzeugen kompatibel und bietet anhand eines webbasierten User Interface einen herstellerunabhängigen und kundenspezifischen Überblick über die Daten des Prozesses, wodurch eine geschlossene Kreislaufwirkung geschaffen wird", geben die Experten an.

Co-Pilot für Logistikplaner

Ebenfalls noch recht neu im Portfolio ist der supply_it - er wurde auf der Logimat vorgestellt. Er folgt auf den FleetExecuter, mit dem sich Automated Guided Vehicles (AGV) über eine zentrale Flottenmanagementlösung steuern lassen. supply_it dient als Ergänzung zu einer effizienteren Planung der internen Logistikprozesse. Gemeinsam mit Porsche Consulting wurde die Software-as-a-Service-Lösung auf den Weg gebracht.

Michael Appel, Partner bei MHP: „Um den steigenden Anforderungen in der Logistik gerecht zu werden und unsere Kundinnen und Kunden dabei zu unterstützen, wettbewerbsfähig zu bleiben, kommt es immer mehr auf effiziente Prozesse an. Smarte Lösungen wie supply_it können hier helfen und Mitarbeitende insbesondere bei der Planung der optimalen Materialbereitstellung in der Logistik unterstützen.“

Der Hintergrund: Noch immer sind manuelle Prozesse und unflexible Planungszyklen in der Intralogistik vorherrschend. Gleichzeitig werden Planungsaufgaben immer komplexer und beanspruchen mehr Zeit, insbesondere bei der Bewertung der möglichen Anstell- und Prozessvarianten der Bauteile am Montageort. In der Automobilbranche sind beispielsweise mehr als 2.000 Bauteile in der Materialflussplanung zu berücksichtigen, die auf einer Montagelinie verbaut werden. Um diese komplexe Realität der Intralogistik-Prozesse einfacher darzustellen, hat MHP gemeinsam mit Porsche Consulting eine Lösung entwickelt, mit der sich der Materialfluss besser planen und optimieren lässt. Dabei liefert Porsche Consulting den Algorithmus, MHP die Software und konkrete Umsetzung. 

Den Kern beschreibt MHP als einen digitalen Zwilling, der die Prozesse unter Berücksichtigung der Kosten und Restriktionen vom Wareneingang bis zum Montageort abbildet. "Eine der Funktionen der neuen Software besteht darin, dass sie Mitarbeitenden dabei unterstützt, Zeit bei der Bewertung der Kosten für die große Anzahl an Bauteilen zu sparen, die in der Intralogistik bewegt werden müssen", erklärt Sales Director André Ferreira. Konkret lasse sich mit supply_it eine kostenoptimale Zuordnung der Bauteile in weniger als 10 min vornehmen. "Im Vergleich zur herkömmlichen manuellen Planung, die oft mehrere Tage dauert, können auch Änderungen in der Intralogistikplanung innerhalb von nur wenigen Minuten vorgenommen werden", gibt er an. Die Anwendung bietet eine intuitive Benutzeroberfläche, die es ermöglicht, die Kosten einzelner Bauteile sowie gesamter Logistikprozesse transparent sowie leicht nachvollziehbar zu visualisieren. Durch die Analyse der Varianten werden laut den MHP-Experten automatisch die Konfigurationen mit den geringsten Gesamtkosten ermittelt, was eine proaktive Kostenbetrachtung und -optimierung ermögliche.

Die SaaS-Lösung ist bereits in Zuffenhausen bei Porsche in der Logistikplanung im Einsatz und soll weiter ausgebaut werden. In Kombination mit dem FleetExecuter sollen zusätzliche Potenziale ausgeschöpft werden – so lassen sich Materialien in der Produktion nicht nur effizienter planen, sondern auch mithilfe des FleetExecuter und AGV schneller zum Zielort transportieren.

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