Abbildung der Texterkennungs-Technologie OCR von Anyline

Tyrolit implementiert die Machine-Learning-basierte optische Texterkennungs-Technologie (OCR) für Smartphones des Wiener Unternehmens Anyline (Quelle: Anyline)

Für viele industrielle Hersteller sind Wareneingang und Material­fluss schwierige Prozesse. Vielfach kommen finden sich hier noch händisch gepflegte Unterlagen. Gerade aber der Umgang mit Daten und Informationen fordert ein hohes Maß an Präzision, schließlich sind diese in vielerlei Hinsicht und vor allem im Zeitalter der Digitalisierung von entscheidender Bedeutung. Die Übertragung von Informationen in Papierform kann zu Fehlern, Lücken und am Ende Verzögerungen führen. Wenn beispielsweise falsche Ware bereits entladen wurde, ist dies für alle ­Beteiligten mit Zeit- und Ressourcenaufwand verbunden. Daher gilt es, gerade interne Beziehungen, die über das eigene Cluster hinausgreifen, mit automatisierten Prozessen abzusichern.

Tiroler Werkzeughersteller setzt auf OCR-Technologie

Zu dieser Erkenntnis gelangte auch der Tiroler Werkzeughersteller Tyrolit. Das Unternehmen zählt mit einem Jahresumsatz von 670 Mio. € (2017) zu den großen Anbietern im Bereich Schleifmittel. Bislang wurden dort die Wareneingänge von Zulieferern aus der ganzen Welt händisch in das SAP-System eingegeben. Mit dem Wunsch, diesen aufwendigen und fehleranfälligen Prozess zu verbessern, trat das Unternehmen an die Wiener Anyline heran. Als Lösung wurde das Machine-Learning-basierte Texterkennungssystem (OCR) eingeführt, das mit gängigen Smartphones genutzt werden kann.

In der praktischen Umsetzung bedeutete dies, dass zunächst alle Mitarbeiter mit mobilen Apple-Geräten als Arbeitswerkzeuge ausgestattet wurden. Die Mobile Devices versah man mit ­einer in ihre SAP-Fiori-Anwendung integrierten OCR-Lösung (Optical Character Recognition). Während die Mitarbeiter zum Beispiel Chargennummern scannen, findet zeitgleich eine Identifikation und Abfrage statt. So werden die Scandaten automatisch zur weiteren Verarbeitung an das zentrale SAP-System gesendet. Die Mitarbeiter erhalten daraufhin auf ihre „iOS“-Geräte die Rückmeldung, ob die gelieferte Ware auch die erwartete ist. So können Fehler innerhalb des Materialflusses geortet und Folgefehler vermieden werden.

Ein effizienterer Materialfluss mittels OCR und KI

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist Anyline eine weitere Optimierung der Prozesse gelungen, die in der ­sogenannten selbst korrigierenden Supply Chain resultieren. Bei dieser werden dank KI Fehler, zum Beispiel in Klassifizierungscodes, Identifikatoren, Beschreibungen oder Steuerungsvariablen, bereinigt. Hintergrund: Da alle Intralogistikdaten miteinander verbunden sind, kann ein Fehler in einem Feld schnell zu Fehlern in einem anderen Feld führen. Darin liegt auch ein Vorteil der KI-gesteuerten Selbstkorrektur: Löst sie eine Datenanomalie, werden automatisch tausende, damit korrespondierende Anomalien beseitigt.

Die mittels OCR-Technologie gewonnenen Daten können in Verbindung mit KI auch für maschinelle Lernprozesse eingesetzt werden, die das Wissen, um das Entstehen der Fehler stetig erweitert. Dadurch lassen sich nicht nur vergangene Fehler im Materialfluss bereinigen, sondern neue Fehler vorab erkennen und korrigieren.

Maschinelle Lernprozesse können auch an anderer Stelle zum Tragen kommen. Für das mit den Scandaten arbeitende intelligente System, wäre es kein Problem Zwischenlagerungen zu optimieren. Material, das kurzfristig zwischengelagert werden musste, wird vom System erkannt und schnellstmöglich zum Endziel transportiert. Gerade in Situationen, in denen durch Störung oder Verspätung der Gesamtablauf verändert wird, werden dann Folgeprozesse automatisch und rechtzeitig auf die Verspätungen abgestimmt.

Die Möglichkeiten mobiler Texterkennung erweitern sich stetig

Weitere Anwendungsbereiche mobiler Texterkennung finden sich in vielen Bereichen der Intralogistik. Der OCR-Scan wird beispielsweise genutzt, um einzelne Teile, Rohmaterial und Fertigwaren innerhalb der ganzen Wertschöpfungskette nahtlos zu verfolgen. Mittels Seriennummer-Scan können darüber hinaus auch Maschinenteile erkannt werden, die ausgetauscht werden müssen oder Wartung benötigen. Als abschließendes Beispiel sei die Zufahrtkontrolle innerhalb der Smart Factory genannt. Auch diese kann mithilfe der Texterkennung automatisiert werden. Wird eine registrierte Nummer an Behälter oder Fahrzeug erkannt, erfolgt die Türöffnung automatisch.

Fazit

Die Digitalisierung sorgt dafür, dass die Technologien nicht länger nur in Spezialsystemen funktionieren, sondern einfach integrierbare Lösungen sind. Alle technischen Potenziale sind sicher noch nicht ausgeschöpft. Die Möglichkeiten der mobilen Text­erkennung für die Industrie werden dementsprechend bereits heute stetig erweitert.

Bei Tyrolit hat die Technologie bereits überzeugt, wie Eduard Kohler, Business Application Management, IT Global bei der Tyrolit Schleifmittelwerke Swarovski KG, bestätigt: „Die Text­erkennungstechnologie von Anyline ermöglicht zusammen mit der Einbindung in SAP Firori eine sehr gute Verbesserung unserer Wareneingangsprozesse. Der Prozess vom Erfassen und Senden der Informationen funktioniert schnell, fehlerlos und ist eine zuverlässige Erweiterung für unsere Arbeitskräfte direkt vor Ort. Mit der Lösung entstehen weniger manuelle Fehler bzw. falsche Anlieferungen. Die Lösung ist eine große Bereicherung für unseren Supply-Chain-Prozess und ein Baustein im Rahmen der Digitalen Transformation unseres Unternehmens.”

Jakob Hofer, Anyline

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