Prof. Friedhelm Loh: „Mit Gaia-X schaffen wir in Europa einen Raum für besseren Schutz geistigen Eigentums. Wir müssen jetzt handeln. Die Gründung der Organisation ist der nächste Schritt, den wir mit Engagement unterstützen.“

Prof. Friedhelm Loh: „Mit Gaia-X schaffen wir in Europa einen Raum für besseren Schutz geistigen Eigentums. Wir müssen jetzt handeln. Die Gründung der Organisation ist der nächste Schritt, den wir mit Engagement unterstützen.“ (Quelle: FLG)

Den öffentlichen Startschuss des europäischen Digital-Großprojekt Gaia-X zur Stärkung Europas im internationalen Wettbewerb gab Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am 29. Oktober auf dem Digitalgipfel 2019 in Dortmund. Projekt-Ziel ist der Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur zur sicheren Digitalisierung und Vernetzung von Industrie, Finanz- und Gesundheitswesen sowie als Basis für den Einsatz neuer Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI).

Die schnelle und effiziente Analyse von Daten ist der Treiber moderner Technologien und effizienter Prozesse. Ihr Schutz vor fremdem Zugriff ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im gesamten europäischen Wirtschaftraum. Die entscheidende Frage dabei: Wem gehören die Daten? Datensouveränität wird zum kritischen Erfolgsfaktor. Die GAIA-X Foundation soll künftig als handlungsfähige europaweite GAIA-X Netzwerk-Organisation die Industrie stärken und Lösungen für diese Herausforderungen europäischer Unternehmen fördern.

„Wir haben mit Kunden und auch in den eigenen Fabriken von Rittal gelernt, was wichtig für die produzierende Industrie ist: Echtzeitfähigkeit und die Anbindung an bestehende Cloudlösungen mit Datensouveränität. Daten sind ein hohes Gut und müssen vor Diebstahl und Missbrauch geschützt werden, um neue, datengetriebene Geschäftsmodelle aufbauen zu können. Mit diesem Wissen haben wir GAIA-X mit vorangetrieben und unsere Expertise eingebracht“, erläutert Prof. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group. Er hatte das europäische Großprojekt im letzten Jahr mit ins Leben gerufen.

Details zur neuen Organisation

Am 4. Juni 2020 stellte der Unterstützerkreis aus Politik, Forschung und Industrie nun unter Schirmherrschaft der deutschen und französischen Wirtschaftsministerien die nächste Stufe vor: Gaia-X gründet eine internationale Non-Profit-Organisation in der Rechtsform AISBL (Association internationale sans but lucratif) mit Sitz in Brüssel. Sie soll als handlungs- und rechtsfähige Juristische Person den Aufbau des Netzwerks vorantreiben. Ziel von Gaia-X ist es, in einem transparenten und offenen europäischen Prozess viele kleine geographisch verteilte Edge-Rechenzentren mit offener Cloudanbindung aufzubauen, die eine neue Klasse von industriellen Anwendungen zu ermöglichen.

Die Friedhelm Loh Group ist mit ihrer Tochtergesellschaft German Edge Cloud eines der Gründungsmitglieder, gemeinsam mit jeweils elf deutschen und elf französischen Unternehmen, Institutionen und Vereinigungen. Dazu zählen unter anderem die Fraunhofer-Gesellschaft, Atos, Bosch, die Deutsche Telekom, SAP, BMW und Siemens. Die Gründungsmitglieder bilden ein gemeinsames Projektteam, das die neue Organisation bis Ende September dieses Jahres gründen wird. Ihr Vorhaben besiegelten die Mitglieder am 4. Juni 2020 in einem gemeinsamen sogenannten „Letter of Intent“.

„Wir danken dem Wirtschaftsministerium für die Initiative und Unterstützung. Mit Gaia-X schaffen wir in Europa einen Raum für besseren Schutz geistigen Eigentums. Das können Politik und Industrie nur gemeinsam erreichen. Wir müssen jetzt handeln. Die Gründung der Organisation ist der nächste Schritt, den wir mit Engagement unterstützen“, sagt Prof. F. Loh.

Oncite als Beitrag zu Gaia-X

Gehandelt hat die Friedhelm Loh Group schon auf technologischer Seite: Die F.L.G.-Unternehmen German Edge Cloud und Rittal haben mit dem Fraunhofer Institut und Bosch bereits eine Lösung entwickelt und an den Markt gebracht, die sie als Beitrag zu Gaia-X beschreiben. Dabei wird Oncite als das erste schlüsselfertige Edge-Cloud-Rechenzentrum für echtzeitfähige und datensouveräne Industrie-4.0-Anwendungsszenarien angegeben. Die mit dem Innovation Champions Award 2020 prämierte Lösung speichert und verarbeitet Daten nahezu in Echtzeit in der Produktion („on premise“) und harmonisiert die Daten für Analysen auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI). Mittelständische Zulieferer können ihre Werke bei voller Datensouveränität mit den digitalen Produktionsplattformen ihrer Abnehmer, beispielsweise der Automobilhersteller, vernetzen.

Unternehmen sollen so mit kurzer Anlaufzeit ihre Produktionsstätten intern und werkübergreifend digital optimieren, Daten wertschöpfend nutzen und für die weitere Nutzung bereitstellen können. Dabei behalten die Anwender die volle Souveränität über ihre Daten und können selbst entscheiden, wer Zugriff auf welche Daten erhält und über welche Plattformen und Public Clouds sie sich mit ihren Partnern vernetzen möchten, heißt es von Unternehmensseite. „Oncite ist die Antwort auf essenzielle Fragen, die aktuell besonders produzierende Unternehmen beschäftigen. Aber auch in anderen Branchen müssen immer größere Datenmengen sicher bewahrt, selektiert und wertschöpfend verarbeitet werden – beispielsweise im Gesundheitsbereich oder rund um das Thema ‚Smart Living‘. Hier liegt weiteres Potenzial für Oncite und Gaia-X“, erläutert Dr. Sebastian Ritz, Geschäftsführer der German Edge Cloud.

Einsatz bereits getestet

„Oncite ist als Antwort auf unsere eigenen Anforderungen in den Fabriken und die unserer Kunden entstanden. Wir nutzen es selbst und lassen unsere Kunden von den Erfahrungen profitieren. Mit der Lösung sichern wir unsere eigene Datensouveränität, gestalten den Fortschritt und stärken unsere Zukunftsfähigkeit“, sagt Prof. F. Loh. Rittal, das größte Unternehmen der Friedhelm Loh Group, hat 2019 in Haiger ein neues Werk mit über 250 vernetzten Maschinen und Anlagen auf der Basis einer integrierten 4.0-Konzeption gebaut. Für die Produktion von Schaltschränken entstehen jeden Tag 18 Terabyte Daten. Oncite analysiert und verarbeitet die Daten in Echtzeit und optimiert die Produktionsabläufe", gibt das Unternehmen an.

 

FLG (ih)

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