Der Wintersport ist ein wichtiger Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich. Um den Anforderungen der Pistengäste gerecht zu werden, wird immer mehr technischer Aufwand betrieben.

(Quelle: Martiin Witzsch)

Wie viel Energie darf der Ski-Urlaub verbrauchen? Wie groß darf der CO2-Fußabdruck für den Spaß auf der Piste sein? Die Frage nach der Umweltbilanz ihres Urlaubs stellen inzwischen nicht nur Fernreisende, sondern auch Touristen, die Österreichs Ski-Resorts besuchen. Zwar gibt es ein paar allgemeine Daten für Seilbahnen und Beschneiung, wie den Anteil von 0,3 % vom Gesamtstromverbrauch des Landes, aber damit geben sich interessierte Gäste nicht zufrieden. Dabei suchen die Betreiber schon angesichts der rasant steigenden Energiekosten nach Sparmaßnahmen. Die Zusammenhänge zu kommunizieren ist eine Herausforderung für Markus Zeiringer, den Marketingleiter der Planai-Hochwurzen-Bahnen GmbH [1]: „Schon der Begriff „Kunstschnee“ ist irreführend. Manche Leute glauben, da würden Chemikalien beigemischt. Das ist aber nicht der Fall. Der Schnee aus Beschneiungsanlagen besteht zu 100 % aus Wasser. Fachleute reden deshalb von technischer Beschneiung.“ Ähnliches gilt für die Bezeichnung Schneekanonen. Für die allerersten Geräte mag sie durchaus zutreffend gewesen sein. Mit den modernen Hybridanlagen, bestehend aus Lanzen- und Propellerschneigeräten, wie sie auf der Planai eingesetzt werden, hat das aber nicht mehr viel zu tun (Bild 1). In den letzten 20 Jahren ist es den Herstellern gelungen, den Energieverbrauch der Geräte mehr als zu halbieren. Allerdings muss bedingt durch den Klimawandel auch immer mehr beschneit werden. Und die kalten Tage, an denen dies überhaupt möglich ist, werden weniger. Rund 70 % der Pisten in Österreich müssen beschneit werden, um den Saisonbeginn sicherzustellen. Nur so können die Betreiber von Seilbahnen und Hotels überhaupt noch kalkulieren, Mitarbeiter für die Saison anwerben und die Infrastruktur bereitstellen. Dies trifft auch auf die Planai zu, die als Austragungsort der Alpinen Ski-Weltmeisterschaft 2013 international bekannt ist. Rund zwei Millionen Gäste kommen jährlich während der Wintersaison in die Region – auch für die Planai-Hochwurzen-Bahnen eine Herausforderung. Als größter Bergbahn- und Freizeitkonzern in der Steiermark und fünft größtes Branchenunternehmen in Österreich spielt sie eine zentrale Rolle. Ihre 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 270 davon ganzjährig, betreuen 31 Seilbahnen und Lifte sowie rund 700 Beschneiungsgeräte. Die Arbeitsplätze sind sicher, denn auch in Zeiten der Erderwärmung wird weiterhin Wintersport in der Region möglich sein. Das enge Tal bietet gute Voraussetzungen, wie die Klimastudie „Stratege“ der Universität für Bodenkultur, Wien, ergeben hat. Aber es gibt bereits Veränderungen: Verglichen mit den Verhältnissen in den 1960er- und 1970er-Jahren standen im Zeitraum von 1988 bis 2002 im Januar nur mehr 60 % der Beschneiungsstunden zur Verfügung. Ressourcenschonendes Schneemanagement ist deshalb Pflicht. Dazu sind die Pistengeräte mit Schneehöhenmessgeräten ausgestattet. Mittels GPS und einer genauen Aufnahme des Geländes im Sommer lässt sich so die Schneehöhe auf wenige Zentimeter genau ermitteln. Mit dieser Information kann der Pistengerätfahrer eine gleichmäßig verteilte, kompakte Schneeschicht erstellen, ohne mehr Schnee als nötig zu verbrauchen. Es wird also viel getan, um keine Ressourcen zu verschwenden. So rückte auch der Energieverbrauch in den Fokus. Der Gesamtverbrauch jeder Trafostation war natürlich bekannt. Aber es gab keine genauen Messungen einzelner, großer Verbraucher. Hierfür sollte ein Monitoringsystem installiert werden.

Energie für die Piste

Auf den ersten Blick ist kaum zu erahnen, wie viel Energie die Seilbahnen, die Beschneiung und die restliche Infrastruktur erfordern. Ein 30-kV-Netz mit etwa 23 Trafostationen versorgt die Planai. Auf der benachbarten Wurzen sind es noch einmal elf Trafostationen und 27 Trafos. Jede Station bildet einen Übergabepunkt des EVU, der Energie Steiermark. Georg Knauß, der für die Elektrotechnik und Energiemonitoring zuständig ist, schildert die ursprüngliche Situation: „Die Stationen haben jeweils eigene Zähler, die in der monatlichen Abrechnung auftauchen. Damit bekommt man einen groben Überblick, aber auch nicht mehr, denn an jeder Trafostation hängen verschiedene Verbraucher, Seilbahnantriebe, Beschneiung und teilweise Pumpstationen.“ Etwas genauere Daten für die interne Verrechnung ermittelte der frühere technische Leiter mittels Betriebsstunden, Schnei- und Arbeitszeiten sowie der Nennleistung der großen Verbraucher. Mit komplexen Rechenmodellen und viel Erfahrung konnte er so den internen Kostenstellen ausreichend genau die Verbräuche zuordnen. Für ein modernes Energiemanagement und zur Kommunikation nach außen, war das Verfahren aber zu ungenau und zudem sehr zeitraubend. Vor allem ließen sich mit den Werten kaum Abweichungen oder erhöhte Energieverbräuche identifizieren. Die Betreiber suchten deshalb schon länger nach einer leistungsfähigeren Lösung. Erste Ansätze, wie Systeme auf Funkbasis wurden jedoch wieder verworfen. Dazu G. Knauß: „2018 haben wir das Projekt wieder aufgegriffen. Wir wollten ein System haben, das die großen Verbraucher einzeln erfasst und in einer übersichtlichen Form darstellt. Unser Hauptziel war die Kostenzuteilung. Wir wollten aber auch Stromfresser finden und erkennen, wenn sich das Betriebsverhalten einer Maschine ändert. Das kann ein Hinweis auf Verschleiß an einem Lager oder ein Fehler in der Steuerung sein.“

Perfekt vernetzte Hardware für Strom- und Wasserverbrauch

Beim Stichwort Energiemonitoring denkt man in erster Linie an Visualisierungssoftware. G. Knauß und seine Kollegen mussten sich aber auch mit der Hardware, der Auswahl der richtigen Messgeräte, befassen. „Wir haben das Glück, über ein flächendeckendes LWL-Netzwerk zu verfügen, an das jede Trafostation, jede Schneeanlage und jeder Lift, das heißt Berg-, Tal- und Mittelstation, angeschlossen ist. Deshalb wollten wir ein System, das auf diese Infrastruktur aufbaut“, erläutert er. Zur Auswahl standen mehrere Hersteller. Deren Geräte erfüllten aber nicht alle Voraussetzungen oder wiesen Nachteile auf. Dies fing bei der Montage an, wenn etwa alte Türeinbaugeräte ersetzt werden sollten. Es gab natürlich neuere Versionen, die jedoch nicht kommunikationsfähig waren. Oder kommunikationsfähige Geräte, die aber für die Hutschienen-Montage vorgesehen waren. Dies hätte einen separaten Verteiler in eigenem Schaltkasten und einen entsprechend großen Verdrahtungsaufwand erfordert. Auch Funklösungen standen zur Debatte. Da diese jedoch mit herstellereigenen Protokollen arbeiteten, schieden sie aus.  

Nach längerer Recherche entschied man sich für modulare Netzanalysatoren UMG 96-PA von Janitza [2], die durch ihre modulare Bauweise eine einfache Funktions- und Schnittstellenerweiterung zulassen (Bild 2). Dazu G. Knauß: „Ausschlaggebend war, dass das Gerät zur vorhandenen Infrastruktur kompatibel ist. So können wir alte Türeinbaugeräte einfach tauschen, anschließen, eine IP-Adresse vergeben und schon ist es übers Netz erreichbar. Zusätzlich erhält auch ein Techniker vor Ort gleich einen Überblick über die wichtigsten Werte. Außerdem lassen sich über die drei Impulseingänge bereits vorhandene Unterzählungen aufschalten. Diese nutzt G. Knauß auch zum Erfassen der Pegelstände in den Wasserreservoirs für die Beschneiung: „Wir haben in jeder Trafostation ein UMG, das auch als universelles Gateway fungieren kann. So können wir zu den Wasserreservoirs einfach eine Leitung ziehen“, erläutert er. Zukünftig sollen zusätzlich zu den Pegelständen auch die Wasserzähler erfasst werden. Inzwischen sind fast alle Trafostationen mit einem UMG ausgestattet, das per Netzwerkkabel mit dem IP-Netzwerk (Switch) verbunden ist. Außerdem sind Janitza-Messgeräte des Typs UMG 801 in der Mittelstation der Seilbahn verbaut (Bild 3). Sie erfassen die S0-Impulse der EVU-Zähler zur Mittelspannungsmessung. Auch kleinere Verbraucher in der Talstation werden so erfasst.

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