Portrait von Roland Bent, CTO bei Phoenix Contact

Roland Bent, CTO bei Phoenix Contact, referiert über Connectivity auf der Namur-Hauptsitzung 2019 (Quelle: Ronald Heinze)

Die jährliche Hauptsitzung ist ein Kongress für Mitglieder und Gäste, die von einem Hersteller-Unternehmen gesponsert wird. Die Hauptsitzung findet einmal im Jahr statt und wird von ca. 650 Teilnehmern besucht. Das Motto in diesem Jahr lautete „Enhanced connectivity for smart production“. „Connectivity ist heute ein Begriff geworden, über den man das komplexe Thema des Datenzugriffs auf Informationen aus dem Feld einfach zusammenfasst“, stellt Ronny Becker von Bilfinger Maintenance heraus. „Dabei stecken hinter diesem einzelnen Wort in der Praxis technisch umfangreiche und vielfältige Lösungen um Use Cases oder Applikationen die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen.“

Der erste Veranstaltungstag startete wie gewohnt mit einem Bericht des Namur-Vorstands Dr. Felix Hanisch. Nach der Vorstellung des Sponsors stellte dann das Phoenix-Contact-Management vor, was sie unter dem Motto der diesjährigen Hauptsitzung verstehen. Zur Begrüßung zitiert Frank Stührenberg, CEO von Phoenix Contact, Martin Schwibach, Director Connectivit bei BASF und Namur-Arbeitsfeldleiter: „Wenn Daten das Öl des 21. Jahrhunderts sind, dann ist die Konnektivität die Tankstelle.“ Für Roland Bent, CTO bei Phoenix Contact, wird Konnektivität oft unterschätzt. Die aktuellen Themen sind Ehernet APL, 5G, NOA und OPC UA over TSN. Er betont, dass für den NOA-Lösungansatz eine offene Architektur erforderlich ist. Nur so ist der protokollunabhängige und rückwirkungsfreie Zugriff möglich: „Wir nennen das Enhanced Connectivity Ecosystem.“ Dabei werden die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt.
Ulrich Leidecker, President der Business Area Industriemanagement und Automation, stellte die offene Steuerungslösung PLC-next vor, für welche nun ein Appstore eröffnet wurde. „Die größte Herausforderung für einen Mittelständler ist dabei die steuerliche Abbildbarkeit eines Appstores für internationale Kundschaft“, fügt er mit Augenzwinkern an.

In Anwendervorträgen wurden Anforderungen und Herausforderungen in der Prozessindustrie herausgearbeitet. Digitalisierung und digitale Transformation von Funktionen und Geschäftsprozessen haben in den letzten fünf Jahren den Konvergenzprozess zwischen IT und OT noch mal deutlich beschleunigt. Die vermeintlichen Unterschiede werden in die Cloud extrapoliert. Zuletzt macht sich auch in einzelnen NAMUR-Mitgliedsunternehmen der Trend bemerkbar, die Zuständigkeiten für IT und OT organisatorisch neu zu schneiden. Die unternehmensinterne Demarkationslinie „Firewall zwischen Office- und Produktionsnetzen“ reicht auch im Organisationsdesign nicht mehr zur klaren Abgrenzung zwischen IT-Abteilung und Prozessleittechnik-Fachabteilung.

Dass Daten und Konnektivität zum Mehrwert führen ist laut Dr. Ilona Sonnevend von der Bayer AG in ihrem Vortrag „Mehr Daten, mehr Konnektivität, mehr Wert“ kein Selbstläufer, kein Automatismus. Erstens müssen die Daten (ähnlich wie bei Rohstoffen) eine lange Verarbeitungskette durchwandern, um mittels Kontextualisierung und Datenauswertung zu relevanten Informationen, gar zum neuen Wissen zu gelangen. Und ob die neue Erkenntnisse tatsächlich zum Mehrwert führen, das entscheidet sich erst bei der Handlung, also beim Use Case.„Es geht nicht darum, herumzudigitalisieren, sondern echten Nutzen zu generieren“, betont sie weiter. „Geld geht vor Hoffnung.“

Workshop-Beiträge aus den Arbeitsfeldern der Namur, des Sponsors sowie von internationalen Kooperationspartnern bereicherten am Nachmittag die Agenda. Nach der Verleihung des Namur-Awards am Vormittag des zweiten Tages erwarteten die Teilnehmer weitere attraktive Vorträge. Abschließend wurde der Sponsor und das Motto des Folgejahres bekanntgegeben. Es handelt sich um Schneider Electric, das Motto der nächsten Hauptsitzung vom 5. bis 5. November 2020 lautet „Boosting your Asset Lifecycle for Power and Process“.

Namur (rh)

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