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Bild 1: SPS

Sie wurde geboren in eine von Relaistechnik dominierte Welt. Inmitten der 68er Bewegung sollte auch sie für Revolution sorgen: die Ketten der Festverdrahtungstechnik sprengen und stattdessen durch Flexibilität und Einfachheit ihre Anwender überzeugen. Als Auftragsprodukt von General Motors erschuf sie ihr Vater, Dick Morley, unter dem Namen Modicon 084 (Modular Digital ­Cont­roller). Der damaligen Zeit entsprechend hatte sie die typischen Maße industrieller Geräte von 19-Zoll-Rack-Breite. In ihrem Inneren fanden sich drei Platinen, ein Prozessor, ein Rechenwerk für logische Verknüpfungen und eine Speicherplatine mit bis zu 4 kByte Kernspeicher. Mit dieser Ausstattung zog sie aus, die Männerwelt zu erobern – zunächst in Amerika.

 Es dauerte rund zehn Jahre nach Erschaffung von Modicon 084 bis die Ingenieurwelt von den weiblichen Reizen der SPS überzeugt war und auch deutschlandweit immer mehr Vertreterinnen dieser Gattung sich am Markt etabliert hatten. Dabei ging die Simatic S30 bzw. S3 aus dem Haus Siemens 1973 als eine der Ersten an den Start, wenig später folgte ihr Secon von Klaschka nach. Die erste „freiprogrammierbare Klöckner-Moeller Steuerung“ hieß Sucos-PS1. Markteinführung war 1976. Das freiprogrammierbare Steuerungssystem bestand aus zwei Grundeinheiten: dem Zent­ralgerät 5TI (Texas Instrument) mit dem Programmspeicher und dem Ein-/Ausgabe-System mit Filter- und Verstärker-Baugruppen sowie Interface-Baugruppen. Das Grundgerät mit 1 k RAM wurde zu einem Brutto-Listenpreis von 9.000 DM angeboten. Hinzu kam ein für die Programmierung erforderliches Programmiergerät bzw. Kassetteneingabegerät. Die Programmierung erfolgte ohne besondere Programmiersprache unter Verwendung von logischen Verknüpfungsplänen, Stromlaufplan-Symbolen, einfachen Logikanweisungen oder Boole’schen Gleichungen. Darüber hinaus waren Zeitgeber, Zähler und Schieberegister vorhanden. Die Leistungsfähigkeit der Steuerung entsprach etwa einer verbindungsprogrammierbaren Steuerung mit 50 bis 250 Hilfsschützen. Und so nahm die Zahl der SPS, ihrer Anbieter und ihrer Anhänger am deutschen Markt stetig zu. Gerade auch mittelständische Hersteller setzten auf die Revolutionärin.

Weitere Aktivitäten folgten, das Können der SPS auch in anderen Bereichen nutzbar zu machen. Ein Trend geht in Richtung Kombination aus HMI (Human Machine Interface) und SPS. In diesem Zusammenhang sind es die HMI-Anbieter, die gerne davon sprechen, dass die Zeiten der SPS vorübergehen und die Zukunft der Kombilösung, zum Beispiel als HMI-PLC bezeichnet, gehört. Doppelnamen sind zwar im Trend, allerdings bleibt abzuwarten, wie durchsetzungsfähig sie sind.

 Auch die Aussage so manches Antriebstechnik-Herstellers, die Zeiten der SPS seien gezählt, stehen im Raum. Sie orientieren sich am momentanen Trend, SPS-Funktionalität in die Antriebe zu verlagern. Laut IMS Research nimmt hier übrigens Lenze europaweit Pionierposition ein.

Die Prognosen für die weltweite SPS-Nutzung in all ihren Ausprägungsformen sind gut. Es lässt sich erkennen, dass die Grenzen zwischen klassischen SPS und PC-basierten Steuerungen immer weiter verschwimmen. Im Zusammenhang mit letztgenannter Gruppe hält der Begriff PAC (Programmable Automation Controller) immer mehr Einzug in die Automatisierungslandschaft. In Amerika hat er sich schon etabliert, hierzulande ist dahingehend noch Aufklärungsarbeit zu leisten. Deshalb vermarkten einige Hersteller, wie Schneider Electric, ihre Systeme hierzulande noch unter der klassischen Bezeichnung SPS und in Amerika bereits unter dem Namen PAC.

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