Einfacher Datenaustausch dank Normen und Standards

Thorsten Gerke ist als Cyber Systems Industry Process Senior Consultant bei Dassault Systèmes tätig

Thorsten Gerke ist als Cyber Systems Industry Process Senior Consultant bei Dassault Systèmes tätig (Quelle: Dassault Systèmes)

Da MBSE immer flächendeckender und über alle Industrien hinweg Anwendung findet, hilft ein einheitliches Regelwerk. Normen und Standards stellen sicher, dass auch die Kontinui­tät und Kollaboration zwischen unterschiedlichen Tools von verschiedenen Anbietern funktioniert. Eines der derzeit belieb­testen Hilfsmittel ist die Systems Modeling Language (SysML), die durch die Catia-Magic-Produkte von Dassault unterstützt wird. Die Modellierungssprache für die Spezifikation von Sys­temarchitekturen wird industrieübergreifend eingesetzt. Das bringt weitere Vorteile mit sich: Standards vereinfachen nicht nur den Datenaustausch im und zwischen Unternehmen, sondern sie erleichtern auch das Recruiting. Nutzen viele Fachkräfte den gleichen etablierten Standard, sind potenzielle neue Mitarbeiter leichter zu überzeugen.

Wie MBSE Nachhaltigkeit schafft

Die Bedeutung von Systems Engineering wird in Zukunft wei­ter steigen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es Megatrends wie Nachhaltigkeit positiv beeinflussen kann. MBSE hilft dabei, Produkte, aber auch den Entwicklungsprozess selbst, nach­haltiger zu gestalten. Ein Beispiel zeigte Dassault Systèmes gemeinsam mit mehreren Partnern bereits im letzten Jahr auf der Hannover Messe. Der Showcase bildete die komplette, durchgängig digitale Wertschöpfungskette einer Produktions­anlage für umweltfreundliche Wasserstoff-Brennstoffzellen ab. Ziel war es, den elektrischen Stromverbrauch der Anlage für den Stacking-Prozess zu minimieren. Mithilfe von Systems Engineering konnten die Optimierungspotenziale identifiziert und in einem nachgelagerten Schritt die Optimierung durchgeführt werden. Dies führte zu einer Reduzierung von 4 % des elektrischen Stromverbrauchs.

Trends und Anwendungsszenarien

Bei vielen Produkten dominieren heute Elektronik sowie Soft­ware die Entwicklung und das Kundenerlebnis. Bestes Beispiel sind Autos, die zunehmend zu „Software-Defined Vehicles“ werden. Die Softwareentwicklung mit ihren spezifischen Anforderungen und agilen (Projektmanagement-)Methoden muss daher künftig noch stärker in ein übergreifendes Sys­tems Engineering einbezogen werden.

Ein weiterer Trend betrifft die Vernetzung von Systemen bezie­hungsweise ihre Verknüpfung zu komplexeren Systemen. Solch ein System-of-Systems-Ansatz kommt beispielsweise in Smart Cities zum Einsatz. So könnte das System eines auto­nomen Fahrzeugs mit einem intelligenten Parkleitsystem ver­knüpft werden. Auch hier bestehen bereits Lösungsansätze, beispielsweise mit UAF (Unified Architecture Framework), um entsprechende Organisationen, Strukturen, Anforderungen und deren Abhängigkeiten miteinander modellieren und spezi­fizieren zu können.

Die Szenarien zeigen: Model-Based Systems Engineering kann Antworten auf viele aktuelle und künftige Herausforderungen liefern. Während es in einigen Industrien bereits heute unersetzlich ist, wird es sich in naher Zukunft auch industrie­übergreifend etablieren. MBSE wird so zum Kernelement der Produktentwicklung – und zum integralen Bestandteil der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Thorsten Gerke. Cyber Systems Industry Process Senior Consultant bei Dassault Systèmes.
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