Abbildung eines ABB-Robotik-Systems für B&R

Bild 1: Die ABB-Roboter sind vollständig in das B&R-System integriert (Quelle: B&R)

Für B&R stellen Alleinstellungsmerkmale einen wichtigen ­Erfolgsfaktor dar. Dabei ist es aus Sicht von B&R-Geschäftsführer Hans Wimmer gerade in wirtschaftlich schwierigen ­Zeiten ein Pluspunkt, ein breites Portfolio mit diversen Alleinstellungsmerkmalen anbieten zu können. Dieser Aspekt unterstützte zudem dabei, neue Kundengruppen zu erschließen. „In den letzten 20 bis 30 Monaten haben wir viele Neukunden gewonnen“, berichtet H. Wimmer und verweist darauf, dass damit Auftragsrückgänge überkompensiert und Marktanteile gewonnen werden konnten. Auch die weltweite Präsenz wurde ausgebaut: In den USA und China beispielsweise sind neue Büros entstanden und die Märkte Südostasien und Australien wurden neu angegangen. „Mit weiteren Standorten bereiten wir uns auf gewisse Verschiebungen vor: Zurzeit spüren wir einen allgemeinen Trend der Verlagerung von Fertigungsstätten von China nach Indonesien“, informiert er weiter.

Was das eigene Portfolio anbelangt, verweist er auf die breite Spanne, die von Transportsystemen über mobile Automation bis hin zu Integrated Vision reiche. Den bisherigen Erfolg des 2017 vorgestellten flexiblen Transportsystems Acopostrak verdeutlicht er anhand von Zahlen: „Bislang haben wir mehr als 2.500 Segmente und über 7.000 Shuttles ausgeliefert. Die Zertifizierung der Schutzart IP69K ist fast abgeschlossen.“

Als nächster großer Schritt sollen nun Synergien durch den Zusammenschluss mit ABB gehoben werden: B&R ist Teil des ABB-Geschäftsbereichs Robotics & Discrete Automation. H. Wimmer: „ABB-Roboter werden integraler Bestandteil des B&R-Automatisierungsportfolios. Wir erwarten eine intensive Inte­gration von Robotertechnologie in ­Maschinen – diesbezüglich stehen wir derzeit erst am Anfang.“ Auf der SPS präsentieren ABB und B&R die nach eigenen Angaben erste vollständig integrierte Lösung.

Die vollständig integrierte Lösung

Konkret bedeutet das: ABB-Roboter werden integraler Bestandteil des Automatisierungsportfolios von B&R. „Maschinenbauer erhalten zukünftig Roboter und das Maschinen­steue­rungssystem aus einer Hand“, sagt ­Sebastian Brandstetter, Produktmanager für integrierte Robotik bei B&R. Dabei stünde eine große Auswahl an Knickarm-, Scara-, Delta- und Palettierrobotern in unterschiedlichen Größen und mit unterschied­lichen Nutzlasten von ABB zur Verfügung. Als Vorteil für den Kunden nennt er: „Normalerweise ist ein Roboter ein in sich geschlossenes System mit einer eigenen Steuerung und einem eigenen Schaltschrank. Engineering, Diagnose und Wartung laufen über eigenständige Systeme mit einer speziellen Robotiksprache, für die oft ein speziell geschulter Programmierer benötigt wird.“ Mit der vollständigen Integration von ABB-Robotern in das B&R-Automatisierungssystem fallen diese Aufwände nun weg: Kunden können Roboter und Maschinensteuerung aus einer Hand beziehen, benötigen keinen eigenen Schaltschrank und auch keinen speziellen Programmierer. „Für den Maschinenentwickler macht es in Zukunft keinen ­Unterschied, ob er eine Einzelachse oder einen Roboter in seine Maschine implementiert. Die Tools, die Engineeringumgebung und der Ansprechpartner bei B&R sind die gleichen“, sagt S. Brandstetter.

Mit diesem Ansatz folgt das Unternehmen dem Weg weiter, den es bereits beim Thema Integrated Vision eingeschlagen hat. Auch bei diesem bietet die Integration große Vorteile. Unter anderem lassen sich mittels vorgefertigter Mapp-Software­bausteine Maschinenapplikationen parametrieren und ­sichere Roboterapplikationen umsetzen. Darüber hinaus profitieren Kunden von der hohen Präzision bei der Synchronisierung von ­Robotik und Maschinensteuerung, die sich aus der Integration der ABB-Roboter in das B&R-Automatisierungssystem ergibt: Da Roboter keine eigene Steue­rung mehr benötigen, entfallen die Schnittstellen zur Maschine. Alle Achsen und Sensoren kommunizieren nun in einem gemeinsamen Netzwerk, was nach B&R-Angaben zu einer Präzision im Mikrosekundenbereich führt. Außerdem verweisen die ­Experten darauf, dass die Synchronisierung zwischen Sensoren und Roboterbewegungen einfacher wird.

„Der Wegfall von separater Hardware und getrennten Kommunikationsnetzen und Anwendungen macht die Synchronisierung zwischen dem Roboter und anderen Maschinenkomponenten viel exakter. Die Bewegungen des Roboters und aller Maschinenachsen lassen sich mit mikrosekundengenauer Präzision synchronisieren. Die Produktivität der Maschine und der Durchsatz werden erhöht“, sagt S. Brandstetter.

Die Roboter werden wie jede andere Automatisierungskomponente in der B&R-Entwicklungsumgebung programmiert. So kann der Anwender den kompletten Bewegungsablauf einer Maschine inklusive Robotik anhand eines digitalen Zwillings simulieren und optimieren, bevor die Maschine überhaupt ­gebaut wird. „Das beschleunigt die Entwicklung und macht sie ­zudem kostengünstiger. So kann der Wunsch, Robotik in die eigenen Produktionsmaschinen zu integrieren, umgesetzt und der Investitionsertrag gesteigert werden“, sagt S. Brandstetter. Als konkrete Einsparungen der Entwicklungszeit nennt er bis zu 67 %. Vertrieben und supportet wird die integrierte Lösung von B&R. Das Pilotkundenprogramm soll im ersten Halbjahr 2020 starten und Ende nächsten Jahres der offizielle Kundenangang stattfinden.

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