Gibt es Möglichkeiten, wie sich diese Probleme managen oder lösen lassen?

G. von der Ropp: Hierbei hilft ein systematischer Ansatz wie der Business Model Navigator. Damit werden Kundenprobleme und Lösungsideen getestet, ohne dass das Produkt komplett entwickelt werden muss. Zudem wird frühzeitig geprüft, ob sich damit überhaupt ein profitables Geschäft entwickeln lässt. Konkret sehen wir bei der Erstellung neuer Industrie-4.0- oder Big-Data-Services bei den meisten Unternehmen, dass die Erfassung aller verfügbaren Daten und deren Darstellung nicht automatisch echten Nutzen für deren Kunden schafft. Unternehmen setzen also häufig auf technologische Lösungen, ohne die Bedürfnisse und Probleme ihrer Kunden zu bewerten, und erarbeiten letztlich einen Service, für den niemand bezahlt. Ein positives Beispiel aus der Verpackungsindustrie: ein Hersteller von Verpackungsmaschinen hatte angefangen, seine Maschinen mittels des Frameworks der blu-Gruppe zu vernetzen und die entstehenden Daten zentral zu erfassen. Aufbauend auf diesen Daten konnten in einem nächsten Schritt die weltweit bei unterschiedlichen Unternehmen stehenden Anlagen verglichen werden. Dies erlaubte es, Best Practices und Anlageneffizienzen zu vergleichen. Die Erkenntnis: über die Hälfte der Maschinen liefen mit einer um mindestens 30 % verringerten Effizienz. Diese Erkenntnis konnte der Hersteller nutzen, um seinen Kunden konkrete Optimierungen anzubieten – und zwar genau für die ­Anlagen, bei welchen dies benötigt wurde. Die systematische Ausarbeitung des Geschäftsmodells ermöglicht es zudem, sogenanntes Revenue Sharing anzubieten. Hierbei könnte angeboten werden, die Anlageneffizienz um einen gewissen Grad zu steigern – und dies für einen Anteil der dadurch eingesparten Kosten. In erster Linie geht es also darum, echten Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Ein IoT-Framework wie von der blu-Gruppe hilft hierbei, da es schnell und schnittstellenunabhängig implementiert werden kann und durch die Flexibilität dafür sorgt, dass nur die benötigten Services gemeinsam entwickelt werden. So steht der Kunde beim gesamten Vorgehen im Fokus.

In der Öffentlichkeit dominieren ja die großen Plattformanbieter. Sie reden jedoch über Frameworks. Was ist der Unterschied zwischen Plattform und Framework?

G. von der Ropp: Plattformen von etablierten Anbietern haben einen großen Funktionsumfang, der für alle Anwendungsfälle einsetzbar ist bzw. sein soll. Dieser Anspruch führt zu einer komplexen Integration und Nutzung sowie zu laufenden Kos­-ten, die im Voraus aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsszenarien schlecht abschätzbar sind. Gleichzeitig existieren aktuell eine unübersichtlich hohe Anzahl von IoT-Plattformangeboten, was neben hohem Vergleichsaufwand zu Unsicherheiten bezüglich der langfristigen Verfügbarkeit führt. Ein Framework hingegen ist eine schlanke, wiederverwendbare und mehrschichtig strukturierte Softwareumgebung, die vordefinierte Basisfunktionalitäten anbietet. Gleichzeitig liefert diese den Rahmen um leicht spezifische Anwendungen, Produkte und Lösungen zu entwickeln. Damit ist beispielsweise für das blu Framework keine umfangreiche Integration notwendig. Durch den klar definierten Umfang sind die Kosten gut abschätzbar und es werden schnell Erfolge erzielt. Damit eignet sich ein solches Framework für neue Geschäftsmodelle, denn es rückt das Warum und Was in den Vordergrund: Was soll den Kunden angeboten werden? Warum ist dies sinnvoll und profitabel? Welches sind die wichtigsten Elemente? Dies führt dazu, dass man sich bei der Entwicklung nah an den Kundenwünschen hält, bzw. diese auch dafür validieren muss. Wenn das Ergebnis dann erfolgreich ist, ist man weiterhin flexibel und kann das Framework extern betreiben lassen, es selbst erwerben und weiterentwickeln, oder im Zweifelsfall sogar auf eine andere Lösung wechseln. Man bindet sich also nicht wie bei Plattformen fest an einen Anbieter und kann gleichzeitig flexibel und schnell neue Services und Anwendungen entwickeln und testen.

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