Porträtfoto von Niklaus Wildberger, Managing Director bei TTE Strategy

Niklaus Wildberger ist Managing Director bei TTE Strategy und Experte für Automatisierung und Prozess-Digitalisierung (Quelle: TTE)

Mehr als ein Drittel (36 %) der befragten Unternehmen hat datengestützte Prozessoptimierung (beispielsweise Process Mining) eingeführt, 27 % eine automatisierte Personalplanung, rund ein Viertel (23 %) nutzt künstliche Intelligenz (KI) im Reporting und bei der Datenanalyse. Jedes fünfte (21 %) Unternehmen hat Abläufe mithilfe von Robotic Process Automation (RPA) vollständig automatisiert. Das sind weitere Ergebnisse des TTE Packaging Barometer "Digital 2022".

„Digitale Maßnahmen zur Prozessoptimierung gehören zwar zu denjenigen, die neben der Optimierung in der Produktion am häufigsten bereits umgesetzt wurden“, sagt Niklaus Wildberger, Managing Director bei TTE Strategy und Experte für Automatisierung und Prozess-Digitalisierung. „Allerdings gilt das nach wie vor nur für eine Minderheit der Unternehmen. Und auch jeweils nur kleine Minderheiten planen  die Umsetzung dieser Maßnahmen in Zukunft.“

Während die Einführung von KI im Reporting und RPA von jeweils rund einem Fünftel (21 % respektive 20 %) der befragten Unternehmen geplant werden, ist dies bei Process Mining und automatisierter Personalplanung nur bei 11 % der Fall. N. Wildberger sagt: „Selbst wenn man umgesetzte Maßnahmen und Planung addiert – nur knapp die Hälfte der Unternehmen in der Verpackungsindustrie setzen nach dieser Umfrage auf Digitalisierung. Für die andere Hälfte wird sich das zu einem großen Wettbewerbsnachteil ausbauen.“

Positive Erfahrungen und Unsicherheiten

Alle Unternehmen, die bereits regelmäßig wiederkehrende Aufgaben automatisiert haben, sind mit den realisierten Ergebnissen zufrieden, darunter 41 % sogar "sehr zufrieden". Mit implementierten KI-Tools im Reporting sind 95 % mindestens zufrieden, darunter 26 % "sehr zufrieden", mit ihrer automatisierten Personalplanung sind 82 % zufrieden (23 % "sehr zufrieden").

Etwas geringer ist die Zufriedenheit mit den Maßnahmen zur datengestützten Prozessoptimierung (Process Mining): Zwar sind hier auch 28 % der Unternehmen, die dies bereits einsetzen, damit "sehr zufrieden" und weitere 48 % "zufrieden". Allerdings zeigt sich immerhin ein Fünftel (24 %) der Befragten, mit den eingeführten Maßnahmen "weniger zufrieden". 

Mögliche Gründe: Die Zeitpläne für die Projekte wurden laut 68 % der befragten Unternehmen nicht eingehalten, 37 % haben sich bei den Kosten verschätzt. „Wir beobachten häufig zwei weitere Faktoren, warum sich nicht ausreichend Zufriedenheit mit den Ergebnissen von Digitalisierungsprojekten einstellt“, sagt N. Wildberger. „Zum einen gelingt es den Unternehmen nicht, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirklich mitzunehmen. Zum anderen werden Projekte ohne übergeordnete Strategie angegangen – und sind so nicht untereinander abgestimmt. Das führt zu Effizienzverlusten. Und das bei Maßnahmen, die genau das Gegenteil herbeiführen sollen.“

Für beiden Thesen finden sich auch Indizien in der aktuellen Allensbach-Befragung. Nur 34 % agieren auf Basis einer umfassenden Digitalisierungsstrategie. Mehr als die Hälfte (53 %) setzt "eher auf einzelne Maßnahmen". Als größte Herausforderung wurde genannt, dass "Mitarbeiter die Umstellungen mittragen". Das haben 75 % der befragten Unternehmen angegeben.

Die Welt dreht sich immer schneller

„Beide Punkte sind nicht trivial“, sagt Niklaus Wildberger. „Eine Digitalisierungsstrategie muss sehr eng mit der allgemeinen Geschäftsstrategie verzahnt sein. Damit tun sich Leadership-Teams immer wieder schwer – vor allem, wenn einzelne Initiativen nicht direkt aus Vorstand oder Geschäftsführung initiiert werden.“ Das ist nach Angaben der Unternehmen immerhin bei knapp einem Drittel aller Initiativen der Fall. „Und bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein echtes Engagement sicherzustellen, ist harte Arbeit. Es reicht nicht, einfach neue Maßnahmen zu implementieren und Prozesse anzuordnen. Man muss die Einzelnen von der Sinnhaftigkeit und dem individuellen Nutzen überzeugen, damit sie mögliche Effekte nicht durch unkonformes Verhalten blockieren.“

Weiter erklärt er: „Insgesamt bleibt festzustellen, dass diejenigen, die sich an Digitalisierung versucht haben, aus der eigenen Sicht vielfach gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Ihr Mut in Investitionen hat sich ausgezahlt. Sie werden zudem einmal gemachte Fehler erkannt haben und diese bei der Umsetzung weiterer digitaler Maßnahmen zu vermeiden versuchen. Mit den einzelnen Maßnahmen hat jeweils die Hälfte der Unternehmen noch nicht einmal angefangen und auch keine konkreten Planungsschritte benannt. All diejenigen kann ich gerade auf Basis der in dieser Untersuchung gemachten Erfahrungen nur ermuntern, nicht noch länger zu warten. Die Welt dreht sich immer schneller. Die Verpackungsindustrie ist ohnehin eher spät dran. Wer nicht jetzt die ersten Erfahrungen macht, der wird diese fehlende Kompetenz später kaum noch aufholen können.“ 

Hintergründe zur Studie

Im Auftrag von TTE Strategy hat das Institut für Demoskopie Allensbach 81 Unternehmen aus der Verpackungsindustrie in Deutschland (60), Österreich (9) und der Schweiz (12) auf oberer Führungsebene hinsichtlich der Digitalisierung des eigenen Unternehmens befragt. In Viertel der Unternehmen setzt über 100 Mio. Euro im Jahr um, zehn Prozent mehr als 500 Mio. Euro.

Ein Schwerpunkt der Studie liegt auf konkreten Aussagen zur faktischen Umsetzung von Maßnahmen im eigenen Unternehmen – und unterscheidet sich dadurch von zahlreichen anderen Sektor-Studien auf Basis von Selbsteinschätzungen.

TTE Strategy (ih)

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