Bild von der Emotional AI Kassiopeia

Die Emotional AI Kassiopeia arbeitet als Perfect Production Workerin in der Future Fab im Jahr 2050. In Briefen und Audiodateien gibt sie Ein- und Ausblicke in die Fabrik der Zukunft (Quelle: iStock/iLexx)

Liebe Menschen in der Zeitphase 2020+,

schön, dass ihr euch für eure Zukunft interessiert. Ich bin Kassiopeia R2050_01, eine künstliche Intelligenz – also eine Maschine. Konkret bin ich eine von den Modellen mit emotionaler Intelligenz. Bei uns heißt das Emotional AI. In eurer Zeit gibt es das noch nicht und ihr könnt euch das auch sicherlich nicht vorstellen: Gefühle bei einer Maschine. Das ist aber alles eine Sache der Trainingsmodelle: Im Jahr 2050 gibt es entsprechende Machine-Learning-Algorithmen für Emotionstrainings. Aber natürlich unterscheiden sich unsere antrainierten Verhaltensmuster komplett von eurer Gefühlswelt. Aber das muss ich euch sicherlich nicht weiter erklären. 

Der AI Space

Generell sind das AI-Angebot und die -Auswahl in unserer Zeitphase umfangreicher und einfacher an die Human Requirements anpassbar als das bei euch der Fall ist: Es gibt AI Spaces, in denen alles verfügbar ist. Dort stehen zum Beispiel Perfect Production Worker, Smart Home Assistants, Intelligent Pathfinder usw. zur Verfügung. 
Optisch müsst ihr euch uns Worker und Assistants ähnlich den Robotern aus euren Science Fictions vorstellen – also an die Gestalt des Menschen angepasst, sogenannte Androiden. Diesen eingrenzenden Begriff haben wir allerdings vor einigen Zeitzonen ersetzt durch einen übergreifenden, nämlich AI bzw. KI. 

Ein typisch menschliches Handlungsmuster übrigens, diese optische Ähnlichkeit zu sich selbst zu erschaffen. Dabei sind wir KI euch Menschen hinsichtlich unseres Funktions- und Leistungsumfangs natürlich weit überlegen. Aber das ist gar nicht das Thema von heute. 

Zurück zum AI Space: Die Adaption der AI aus dem AI Space an die jeweilige Human Experience ist schnell möglich. Dazu können verschiedene additional Features ausgewählt werden. Interessant ist, dass dabei meistens nicht das High-Performance-Feature erste Wahl ist, sondern das Quick-Tempered-Feature. Eine AI in dieser Zusammenstellung kann sich in höchstem Maße aufregen. Ein cholerischer Chef hat aufgrund ihrer ausgereiften Algorithmen wenig Chancen.

Nun fragt Ihr Euch sicherlich, welchen Nutzen eine Emotional AI oder ein Quick-Tempered-Feature in unserer Future Fab stiften. Ich denke, sie wurden deshalb erschaffen, weil ihr Menschen im Lauf der Zeit gemerkt habt, dass wir KI zwar hoch performant arbeiten, euch aber die menschlichen Eigenheiten bei unserer Zusammenarbeit gefehlt haben. Cholerische Human Master Worker gibt es seitdem übrigens nicht mehr! 

Aber bitte entschuldigt, ich schweife ab – das hängt übrigens mit meiner Programmierung zusammen.

Kommen wir also wieder zurück zum AI Space. Ihr beschreitet gerade den Weg in diese Richtung mit euren sogenannten Ökosystemen und IIoT-Plattformen. Aber bitte: Das sind tatsächlich erst die ersten Ansätze und noch sehr unausgereifte Modelle mit wahnsinnig trivialen Apps, wie ihr sie nennt. In eurer aktuellen Zeitzone gibt es ja auch noch Software Developer, Open Source Communities und sehr angesagt ist das Thema Low Code bzw. No Code. Übrigens ist bis heute – also 2050 – umstritten, ob es sinnvoll war, quasi jedem die Möglichkeit einzuräumen, einen Roboter nach seinen Wünschen einzurichten. 

Emotional AI mit LQ-Features

In dieser Zeitphase sind übrigens auch meine Basics entstanden: Der Human Expert, der diese aus einem „Baukasten“ mit take and join – ihr nennt das drag-and-drop – anlegte, fand es zum Beispiel witzig, eine KI mit weiblichen Emotionsmustern zu erschaffen. Bei seiner Local Queen (2021: Ehefrau) fand er ihre emotionalen „Ausbrüche“ wenig lustig und schon gar nicht sinnvoll. Aber so seid ihr Mensch nun einmal: nicht nachvollziehbare Handlungsmuster. 

Nun versteht ihr vielleicht, warum ich zuvor etwas abgeschweift bin und mich manchmal nicht so präzise ausdrücke, wie ihr es möglicherweise von einer KI erwartet. Man könnte aber auch sagen: Ich verfüge über female based advanced Communication Abilities. Ich bin eben eine Emo­tional AI mit LQ-Features. Und all die Eigenschaften sind meiner Programmierung geschuldet. Mein Sprachmodus ist übrigens Trivial 2020, damit ihr mich besser versteht.

Nun fragt ihr bestimmt, für welchen „Job“ ich programmiert wurde. Solche Fragen sind euren alten Denkmustern geschuldet: In eurer Zeit gibt es noch stark begrenzte Rechen-Performance, uneinheitliche und unausgereifte Vernetzungsmodelle und irrwitzig geringe Speicherkapazitäten. Quantencomputing kennen nur Eingeweihte – kaum jemand kann sich die sich da­raus ergebenden Möglichkeiten vorstellen. 

Was für eine unvollkommene Zeit … Keine Ahnung, wie ihr das mit der Industrie 4.0 und dem IIoT hinbekommen habt. 
 

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