Deutschland auf gutem Weg

Insgesamt sieht die Bundesregierung Deutschland aufgrund einer steigenden Anzahl von Indus trie-4.0-Anwendungen in einer guten Ausgangsposition: Unternehmen können mithilfe von KI ihre industriellen Daten und ihr Anwendungswissen zusammenführen und in neue Geschäftsmodelle übersetzen. Die Plattform Industrie 4.0 soll dafür mit ihren international abgestimmten Konzepten für offene Standards und sicheren Datenaustausch die Grundlage schaffen. Gleichzeitig soll sie die Anwendung von KI und datenbasierten Geschäftsmodellen in der digitalisierten Industrie mit Handlungsempfehlungen und Anwendungsbeispielen unterstützen. Um Synergien zu erschließen, werden ihre Aktivitäten zu KI mit der Plattform Lernende Systeme vernetzt. Im Ergebnis soll die Plattform Industrie 4.0 Grundlagen und Handlungsempfehlungen für die Anwendung von KI im Kontext von Industrie 4.0 liefern. Hinzu kommt die praxis taugliche Darstellung von Anwendungsbeispielen und -szenarien, gerade für KMU.

VDMA begrüßt KI-Strategie

Der VDMA begrüßt, dass die Bundesregierung die Bedeutung von KI grundsätzlich erkannt und eine KI-Strategie auf den Weg gebracht hat. Allerdings mahnt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA, an: „Wir müssen die Mittel auf Bereiche fokussieren, in denen KI einen echten Mehrwert für Europa und die internationale Wettbewerbsfähigkeit liefert.“ Denn weder das Budget von 3 Mrd. €, noch 100 neue Professoren würden den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz garantieren. „Wir brauchen keine Forschung im Elfenbeinturm, sondern am Ende intelligente Lösungen, wie wir KI möglichst schnell in den Unternehmen nutzen können“, soH. Rauen. Mit Blick auf ethische Fragen will der Maschinenbau seinen Beitrag für eine verantwortungsbewusste Nutzung von Künstlicher Intelligenz leisten. Dabei wirbt der VDMA dafür, keine Einheitslösungen zu fi nden, sondern Regulierung von der konkreten Anwendung abhängig zu machen. „Es macht einen Unterschied, ob KI medizinische Diagnosen stellt oder in einer Fabrik technische Prozesse optimiert“, so H. Rauen. „Wir brauchen daher einen fl exiblen politischen Rahmen, der Risiken minimiert, aber keine Chancen verbaut.“

Eco-Verband mahnt Sicherheit an

Neben den ethischen Aspekten bringt Eco die Sicherheitsaspekte an. Laut dem Sicherheitsexperten und Eco-Vorstand Prof. Norbert Pohlmann werden vor allem sie darüber entscheiden, ob Künstliche Intelligenz 2019 die von vielen Research-Unternehmen prognostizierten positiven Effekt zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung beiträgt. „Obwohl der gesellschaftliche Nutzen von selbst lernenden Systemen evident ist, hängt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz maßgeblich von der Systemsicherheit ab, die darüber entscheidet, ob KI-Technologie beherrschbar ist“, sagt er. „Diese Sicherheit ist möglich, wenn sie bei allen KI-Konzepten von Anfang an mitgedacht wird. Aber auch das Thema Souveränität in den KI-Bereichen Technologie, Infrastruktur und Daten sollte grundlegend diskutiert werden, um unabhängiger erfolgreich werden zu können“, ist seine Meinung.

Lenker in der Pflicht

Branchenexperte Dr. Mathias Döbele von der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH (W&P) verweist zudem darauf, dass beim Thema KI Tempo angesagt sei – und das nicht nur in der Politik, sondern auch in Unternehmen: „Neue Technologien verändern die Wirtschaft und die Unternehmen grundlegend – KI ist ein elementarer Bestandteil“, ist er prinzipiell der Meinung. Als größten Hemmschuh in den Unternehmen, die damit verbundenen Chancen zu nutzen, nennt er: „Das Management – vor allem im Mittelstand – traut sich zu wenig an die neuen Themen heran.“ Was eine entsprechende Unternehmensstrategie anbelangt ist seine Erfahrung: „Auch am Horizont bei den wenigsten Unternehmen auszumachen.“ Da USA und China beständig an ihrem Wettbewerbsvorteil für die Zukunft feilen, sei 2019 Handeln angesagt: „Erste Implementierungen sind notwendig, um Erfahrungen mit der neuen Disziplin zu sammeln“, ist auch Dr. M. Döbele, allerdings mit Blick auf die Unternehmen, überzeugt. Der stellvertretende VDMA-Hauptgeschäftsführer verweist darauf: „Starken europäischen Industrien wie dem Maschinenbau bietet Künstliche Intelligenz eine Chance, ihren Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz aus den USA oder China langfristig verteidigen zu können.“ H. Rauen bleibt aber bei seinem Appell an die Politik: „Dazu müssen wir den Unternehmen aber den Freiraum lassen, diese neue Technologie so weit wie möglich für ihr individuelles Geschäft zu nutzen. Wenn die Politik zu früh mit Aufl agen und Verboten arbeitet, werden wir viel Potenzial ungenutzt lassen.“ Zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Maschinenbau hat der VDMA auch ein Positionspapier verfasst.

 

Redaktion digital-factory-journal
2 / 2

Ähnliche Beiträge