Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit für die produzierende Industrie

Gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit für die produzierende Industrie (Quelle: Pepperl + Fuchs)

In den letzten Jahren haben sich die globalen Lieferketten durch Einflüsse wie die Corona-Pandemie, den russischen Angriffs­krieg gegen die Ukraine und nicht zuletzt den Klimawandel als anfällig für Störungen gezeigt. Es ist dabei auch deutlich gewor­den, dass ein digitales Austauschen von Daten unter den an der Lieferkette beteiligten Unternehmen schwierig ist. Es wird zu selten umgesetzt, weil dafür weder Standards noch eine geeig­nete Infrastruktur vorhanden sind. Informationen zum Beispiel über aktuelle Bestände oder aufkommende Bedarfe liegen nicht mit ausreichender Sicherheit vor. Unter anderem dadurch ge­stalten sich vorausschauende Planungen schwierig.

Seitens der Politik werden hier Chancen gesehen. Mit der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Initiative Manufacturing-X soll die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständisch geprägten deutschen Industrie gesichert und ausgebaut werden. Insbesondere sollen mittels Digitalisierung von Wertschöpfungsketten Resilienz und durchgeschlossene Kreislaufwirtschaften Nachhaltigkeit erreicht werden.

Datensouveränität in europäischem Ökosystem

Manufacturing-X setzt auf einen sicheren und vertrauenswürdigen Datenraum auf, dessen Systemarchitektur im Rahmen des europäischen Projekts Gaia-X unter Mitwirkung von nam­haften deutschen Unternehmen erarbeitet wurde. In Form eines europäisch-unabhängigen Daten-Ökosystems steht eine ver­trauenswürdige und transparente Infrastruktur auf Basis von sicheren offenen Technologien und dezentralen Einheiten zur Verfügung. Diese ermöglicht es auch mittelständischen Unter­nehmen, im digitalen Raum unabhängig und selbstbestimmt zu agieren – was auch gerne mit dem Begriff Datensouveränität ausgedrückt wird.

Gaia-X wurde zunächst teilweise herablassend angesehen als europäische Konkurrenz zu den US-Hyperscalern mit wenig Ergebnis und ohne praktische Relevanz. Diese Sichtweise hat sich jedoch geändert, seit die auf der Hannover Messe 2021 gestartete Initiative Catena-X die in Gaia-X erarbeiteten Prinzipien und Systemarchitekturen mit Erfolg anwendet. Bei Catena-X entsteht ein skalierbares und erweiterbares Ecosystem für alle Teilnehmer entlang der gesamten automobilen Wertschöp­fungskette. Dadurch kann eine durchgängige Datenbasis kolla­borativ genutzt werden und alle Akteure in der Wertschöpfungs­kette sind durchgängig vernetzt. Mit der dezentralen Struktur wird sichergestellt, dass die Kontrolle über die Daten bei dem Unternehmen bleibt, das sie bereitstellt.

Zur sicheren Datenkommunikation dient in Gaia-X der Eclipse Data Space Connector (EDC). Dieser setzt eine vertraglich abgesicherte interoperable Punkt-zu-Punkt-Kommunikation mit durchgängiger Semantik um, indem mit getrennten Kanälen für die Kontrolle und Abwicklung der Kommunikation („Control Plane“) sowie den auszutauschenden Nutzdaten („Data Plane“) gearbeitet wird.

Ein spezielles, auf den Lebenszyklus von Automobilen bezoge­nes Anwendungsbeispiel von Catena-X ist das Recycling der Fahrzeuge am Ende ihrer Lebensdauer durch darauf speziali­sierte Unternehmen. Sie verwerten gezielt die einzelnen im Automobil verbauten Komponenten anhand ihrer Daten und können sie so in einer Kreislaufwirtschaft halten. Das Potenzial alleine in diesem Bereich ist immens: Aktuell werden weniger als 9 % der in Automobilen verarbeiteten Materialien recycelt. Dies resultiert im Wesentlichen aus der Tatsache, dass für den restlichen Teil entscheidende Informationen fehlen.

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