Nur durch die erfolgreiche Verknüpfung von OT und IT können ganzheitliche Entscheidungen im Unternehmen getroffen werden, die zu mehr Effizienz, Innovation und Nachhaltigkeit führen. (Quelle: Auvesy-MDT)
Der Begriff Nachhaltigkeit wird mittlerweile inflationär verwendet. Herr Dr. Kalb, was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Dr. Kalb: Nachhaltigkeit muss für mich als Ökonom immer die Balance zwischen heute und morgen halten – auf allen Ebenen. Heute geht es darum, aus den gegebenen Ressourcen, das beste (wirtschaftliche) Ergebnis rauszuholen. Gleichzeitig gilt es, mit dem Blick nach vorne schon jetzt so zu handeln, dass langfristig gesellschaftlicher Nutzen maximiert wird. Nur wer beiden Zeithorizonten gerecht wird, kann nachhaltig wirtschaften und produzieren.
Aufgrund von Regularien aus Politik und Wirtschaft stehen viele Unternehmen unter Druck, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen. Nehmen Sie den Wunsch nach einer grüneren Produktion auch bei Ihren Kunden wahr?
Dr. Kalb: Ja, auf jeden Fall. Die Vermeidung von CO₂-Emissionen ist branchenübergreifend ein Kernthema. Erfolgreiche Unternehmen wissen das seit langer Zeit. Die Beweggründe sind dabei weit mehr als politischer oder gesellschaftlicher Druck. Vielen geht es zum Beispiel um Business Resilience – also darum, möglichst unabhängig zu werden von den Verwerfungen auf den Märkten für fossile Energien oder den Abhängigkeiten von Rohstofflieferungen aus autoritären Staaten. Letztlich ist Nachhaltigkeit für die meisten unserer Kunden auch zum Rentabilitätsthema geworden: Wenn die Erzeugung von klimaschädlichen Emissionen immer teurer wird, dann ist nachhaltige Produktion ein unmittelbarer Faktor für den Unternehmensgewinn.
An welchen Stellschrauben kann ein Unternehmen drehen, um nachhaltiger zu produzieren?
Dr. Kalb: Das hängt natürlich ein Stück weit von der jeweiligen Branche ab. Generell bin ich Fan davon, Ressourceneffizienz in mehreren Dimensionen zu denken. Ja, unsere Ressourcen sind endlich. Wo es möglich ist, knappe Rohstoffe durch besser verfügbare und umweltverträglichere Alternativen zu ersetzen, liegt es auf der Hand, das so schnell wie möglich zu tun. Doch gerade beim Thema Nachhaltigkeit sollten Unternehmen auch die Human Resources mitdenken. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels werden immer deutlicher. Schon heute müssen Prozesse so gestaltet werden, dass sie in Zukunft mit viel weniger qualifizierten Mitarbeitenden auskommen – sprich: effizienter und nachhaltiger. Für die Produktionsprozesse bedeutet das konkret, frühzeitig in technologische Lösungen zu investieren sowie zu digitalisieren und zu vereinfachen.