Abbildung zum Thema Künstliche Intelligenz KI Hände

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„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern und die anderen Windmühlen“, mit diesen Worten eröffnete Anna Kopp, CIO Microsoft Deutschland, die digitale Pressekonferenz. Hier gab sie Einblicke in die aktuelle Marktsituation und die Bedeutung des Wandels – auch und vor allem in der Arbeitswelt. „Wenn wir zu Kunden gehen, ist einer der häufigsten Sätze, die wir hören: Wir sind anders. Nach einer Stunde Meeting zeigt sich dann aber: Alle haben die gleichen Anforderungen zu bewältigen - und die wichtigste lautet: Wir müssen jedes Jahr mehr mit weniger leisten.“ Sie verweist darauf, dass es viele Stellschrauben gibt, an denen zur Zielerreichung gedreht werden kann. Die wichtigste dabei sei aber immer der Mensch bzw. der Mitarbeiter. „Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem man sich seinen Arbeitgeber aussuchen kann. Und Menschen gehen dorthin, wo man ihren Ansprüchen am meisten entgegenkommt. In unserem täglichen Agieren müssen wir deshalb immer im Hinterkopf behalten: Wenn wir es nicht anbieten, tut es ein anderes Unternehmen.“ Auch diesen Transformationsprozess müssten Kunden heute durchlaufen und sich in Richtung Arbeitswelt 4.0 bewegen. Als Leitsatz nennt sie: Uber yourself before you get kodaked und verdeutlicht: „Uber ist heute ein fest etabliertes Taxi-Unternehmen mit wenigen Festangestellten, aber mehr als 11 Mrd. US-$ Umsatz. Kodak hat die Digitalisierung zu spät erkannt.“ Im Weiteren verweist sie darauf, dass von den 1955 ausgewiesenen Fortune-500-Unternehmen heute 89 % nicht mehr existent sind.

Mit Blick auf das eigene Unternehmen erklärt sie, dass fünf der Top-Themen aktuell nicht technologiegetrieben seien. Change Management und die Transformation von Geschäftsprozessen würden derzeit massiv getrieben – ausgehend vom Kopf des Unternehmens. Als ein persönliches Schlüsselerlebnis, das ihre Denkweise stark geprägt und verändert hat, nennt sie: „Unsere jährlichen Sales Meetings liefen früher immer nach dem gleichen Prinzip ab: Große Bühne, Musik, Verdunklung, der Firmenlenker tritt auf die Bühne und die Show beginnt. Als Satya Nadella die Position des CEO von Microsoft übernahm, änderte sich das: Die große Bühne und die Show blieben, aber als das Licht anging, stand nicht nur ein einzelner Mensch auf der Bühne, sondern Satya Nadella Hand in Hand mit seinem gesamten Team – mit gesenkten Kopf. Klar wurde: nun geht es um Teamwork.“ Als Schlüsselbotschaft fasst sie zusammen: „Um die zukünftigen Herausforderungen erfolgreich meistern zu können, müssen wir zwei wesentliche Dinge beachten: Wir müssen Wege gemeinsam mit Partnern gehen und wir müssen unsere Mitarbeiter in die Arbeitswelt 4.0 mitnehmen.“ Mahnend wiederholte sie: „Wenn wir es nicht tun, machen es andere ...“

Partnerschaftliche Zusammenarbeit

Einen Eindruck davon, wie Microsoft partnerschaftliche Zusammenarbeit gemeinsam mit seinen Kunden lebt, gab Sebastian Seutter, Senior Industry Executive, Manufacturing, Microsoft Deutschland. Er bestätigte: „Microsoft ist aus dem alten Geschäftsmodell, nämlich dem Verkauf von Softwarelizenzen, herausgewachsen. Heute gehen wir Partnerschaften entlang komplexer industrieller Wertschöpfungsketten ein. Hier stehen an erster Stelle Automatisierungstechnikunternehmen, wie Weidmüller, Siemens, Rockwell Automation usw. Im nächsten Schritt partnern wir mit Maschinenhersteller, wie Linde, Trumpf Lasertechnik usw. Beide Partnergruppen liefern ihre Lösungen an Endkunden, wie BASF, BMW, P&G und Nesté. „Insgesamt entstehen auf diesem Weg bereits digitale Ökosysteme, die zunächst wie Kooperationen anmuten, sich im Lauf der Zeit allerdings zu digitalen Ökosystemen mit optimalen Netzwerken ausbilden. Bei diesen wird durch die Kombinieren von technologischen sowie branchenspezifischen Kompetenzen, Mehrwert geschaffen“, so S. Seutter.

Microsoft begleitet viele der genannten Firmen bereits seit Längerem. „In den meisten Fällen kamen die Firmen irgendwann auf uns und baten um Unterstützung bei der Frage: Wie können wir bestehende Infrastrukturen optimal an die Cloud anschließen und Analytics-Dienste nutzen? Ebenfalls große Bedeutung kommt dabei dem Punkt der Beratungsleistung zu.“ In diesem Zusammenhang verdeutlicht er, dass Microsoft 90 % seines Umsatzes über Partner erwirtschafte. „Erfolgreiche IoT-Projekte sind das Ergebnis einer partnerschaftlichen Gesamtleistung. Kaum ein Unternehmen kann alleine umfangreiche digitale Plattformen realisieren. Dazu sind diese viel zu komplex“, so S. Seutter. Als Beispiel dafür, wie solche Zusammenschlüsse entstehen, nennt er die Open Manufacturing Platform OMP. „Im Kern wurde diese von BMW und Microsoft aufgesetzt, mit der Fragestellung: Wie lassen sich innerhalb der BMW-Fertigung autonome Transportsysteme realisieren? Zug um Zug wurden dazu weitere Technologie- und Industriepartner hinzugenommen, sodass es ab einem gewissen Zeitpunkt Sinn machte, den ursprünglichen Zusammenschluss neu aufzusetzen“, verdeutlich er. Entstanden ist dann eine offene Initiative. „Dieser Schritt war notwendig, weil wir erkannt haben, dass ein fortlaufendes Innovieren, zum Beispiel hinsichtlich der Themen autonomes Fahren oder connected Drive, alleine nicht möglich sind. Hierzu benötigt man den Schulterschluss mit vielen Playern aus der Industrie.“  

Weidmüller – Partner aus der Industrie

Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit mit einem Industrieunternehmen ist die Firma Weidmüller. „Wir sind bekannt als Partner für Connectivity-Lösungen und verdienen damit auch heute noch das meiste Geld. Vor einigen Jahren haben wir uns dann auf den Weg in Richtung Digitalisierung aufgemacht“, sagt Tobias Gaukstern, Vice President Industrial Analytics, Weidmüller-Gruppe. Als eine treibende Idee für diesen Schritt führt er an: „Wir wollten herstellende Unternehmen dabei unterstützen, datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln. Nach einem Jahr haben wir dann allerdings unser diesbezügliches Angebotsportfolio infrage gestellt und überlegt, wie können wir Machine Learning soweit automatisieren, dass der Kunde keine Spezialisten mehr benötigt?“ Er weist darauf hin, dass ML ein komplexer Prozess sei, der eine Kombination aus Analyse- und Domainwissen sei. Die Zahl der Data Scientists sei allerdings begrenzt. „Für uns stand deshalb die Frage im Raum: Kann man Machine Learning so stark vereinfachen, dass Maschinenbauer es selbst durchführen bzw. eigene Lösungen erstellen können. Dazu haben wir ein Tool entwickelt, das einen fünfstufigen Prozess umfasst, um ein Modell zu erstellen“, so T. Gaukstern. Er unterstreicht: „Dieser Prozess ist so aufbereitet, dass der Maschinenbauer versteht, was er tut. Die Akzeptanz ist wichtiger Punkt, um erfolgreich eine solche Lösung anbieten zu können.“ Weiter gibt er an, dass Anwender mit dem Auto-ML-Tool innerhalb eines Tages eigenständig Modelle aufbauen könnten. „Das ist ein Quantensprung im Vergleich zur herkömmlichen Vorgehensweise, weil man damit die Innovationsgeschwindigkeit extrem nach oben treiben kann“, sagt der Experte. Den Bogen zu Microsoft spannt er mit dem abschließenden Satz: „Weidmüller wäre es alleine nicht möglich, eine solche Lösung zu skalieren und auszurollen. Mit Microsoft als Partner ist uns dies gelungen.“

(Anmerkung der Redaktion: Weidmüller hat 2019 mit seinem Auto-ML-Tool den 1. Platz beim Industrie 4.0 Innovation Award gewonnen.)

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Inge Hübner

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