Interview mit Christoph de Maistre

Christoph de Maistre, CEO und Zone President für die DACH-Region von Schneider Electric

Christoph de Maistre, CEO und Zone President für die DACH-Region von Schneider Electric: „Gerade digitale IoT-Technologien können einen enorm wichtigen Beitrag für einen sozial- und wirtschaftlich verträglichen Klimaschutz leisten. Mit unserem Angebot an Hard- und Softwarelösungen ermöglichen wir es unseren Kunden und Partnern, nachhaltig erfolgreicher zu wirtschaften“ (Quelle: Schneider Electric)

Eine nachhaltige Produktion bietet neben den ökologischen aber auch technische sowie wirtschaftliche Herausforderungen. Wie helfen Sie Ihren Kunden dabei diese zu lösen?

C. de Maistre: Im Industriebereich setzen wir auf unsere Industrie-4.0-Strategie auf Basis unserer IoT-Architektur EcoStruxure, um effiziente Lösungen zu entwickeln und anzubieten. Dabei helfen uns Bausteine sowie die virtuelle Simulation mittels digitalem Zwilling. Mit diesem Element lässt sich schon im Vorfeld vieles simulieren und optimieren, bevor ein Produkt zum Einsatz kommt.

Ein weiteres Beispiel nenne ich Ihnen gerne aus dem Lebensmittelbereich. Hier lässt sich auf effiziente Weise der Einsatz von Reinigungsmitteln reduzieren, indem die Produktion ständig analysiert, mit der Abfallmenge korreliert und Reinigungsprozesse angepasst werden. Gleiches trifft auf die Chemie-Produktion zu. Gemeinsam haben alle diese Anwendungen die Notwendigkeit der langfristigen und ganzheitlichen Betrachtung. Investitionen in neue Technologie werden sich immer lohnen, wenn man sich von der alleinigen Betrachtung der Anschaffungskosten löst.

Schneider Electric ist ein großer, globaler Konzern. Die DACH-Region ist vom Mittelstand geprägt. Wie holen Sie diese kleinen und mittelständischen Unternehmen ab? Versteht Schneider Electric deren Sorgen und Nöte?

C. de Maistre: Schneider Electric ist nicht als Konzern zu betrachten, sondern eher als Zusammenschluss mehrerer mittelständisch geprägter Unternehmen, wie ProLeit, Merten, Ritto oder RIB, deren Struktur und Kultur wir erhalten. Diese Herangehensweise und Offenheit ist einer der Schlüssel unseres Erfolgs.

Wir agieren nicht als Monopolist, sondern sind offen für die Technologien anderer Hersteller, um unseren Kunden die beste Lösung für deren Probleme zu bieten; schließlich will kein Kunde von einem einzigen Anbieter abhängig sein.

Wir wollen keinem Kunden unsere Angebote oder unsere Strategie überstülpen, sondern gemeinsam mit ihm skalierbare und investitionssichere Lösungen entwickeln. Dazu werden wir auch zukünftig mit mittelständischen Unternehmen als Technologiepartner zusammenarbeiten. Wir verstehen uns eher als Partner denn als Einkäufer und bringen die Produkte unserer Partnerunternehmen in unser System ein. So erzielen beide Unternehmen einen Vorteil aus der Zusammenarbeit. Dieser Weg hat schon in verschiedenen Branchen zum Erfolg geführt, beispielsweise in der Verpackungsindustrie, Food & Beverage sowie Datacenter und Cloud-Solutions. Künftig werden wir mit einem weiteren Partner ein Kommunikationssystem für Krankenhäuser anbieten. Gemeinsam Lösungen zu schaffen und partnerschaftlich erfolgreich zu sein steht für Schneider Electric immer im Vordergrund.

Mit Automation Expert, dass Sie vor einem Jahr vorgestellt haben, wollte Schneider Electric die Steuerungsprogrammierung revolutionieren. Wie weit sind Sie dabei inzwischen gekommen?

C. de Maistre: Mittlerweile haben wir in der DACH-Region etwa 60 Projekte umgesetzt und gezeigt, wie man damit das Engineering von effizienteren und flexibleren Anlagen vereinfachen und beschleunigen kann. Der Start ist uns also gut gelungen. Um die Entwicklung der vollständig offenen, auf dem IEC 61499-Standard basierenden Automatisierung voranzutreiben, haben wir die Technologie in die Non-Profit-Organisation für herstellerunabhängige Automatisierung Universalautomation. org eingebracht, die im November ihre Arbeit aufgenommen hat. Zu ihren Gründungsmitgliedern zählen neben Industrieunternehmen, Herstellern und OEM unter anderem auch Universitäten und Start-Ups. Durch das Bereitstellen einer Referenzimplementierung einer IEC 61499-basierten Steuerungs-Runtime, will die Organisation die Grundlage für eine interoperable und portable Automatisierungssoftware schaffen, die mit nahezu jeder Universal Automation-kompatiblen Hardware betrieben werden kann. So soll ein völlig herstellerunabhängiges Ökosystem für die Entwicklung von Automatisierungssoftware entstehen.

Frank Nolte
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