Für viele Unternehmen, die ab dem Jahr 2024 von der CSRD-Berichtspflicht [1] betroffen sind, stellt sich die Frage: Wie kommen wir an die hierfür notwendigen Informationen heran? Die Studie „CO2-Management mit Business Software“ zeigt, dass ERP-Systeme die höchste Informationsverfügbarkeit bieten. Kombiniert mit Maschinen- und Betriebsdaten aus dem MES decken sie laut der Experten 70 % der Informationen ab, die für die Bilanzierung von CO2-Emissionen erforderlich sind. In seinem Executive Summary „CO2-Management mit Business Software: Enterprise Resource Planning-System (ERP) als Enabler einer effizienten CO2-Bilanzierung“ fasst proAlpha die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

CO2-Emissionen werden in der Regel nach den GHG Protocol Standards berechnet [3]. Neben dem direkten Schadstoffausstoß im Unternehmen (Scope 1) werden auch vorgelagerte Aktivitäten wie der bezogene Strom (Scope 2) und indirekte Emissionen durch vor- und nachgelagerte Aktivitäten aller Art (Scope 3) gemessen. Entscheidend für die Qualität eines Bilanzierungssystems ist die Datenverfügbarkeit. Zur Beurteilung dessen wurden in der Studie über 330 relevante Kriterien eines CO2-Referenzrahmens angelegt [2].

Als die vier Haupterkenntnisse der Studie zur Informationsverfügbarkeit für die CO2-Bilanzierung in Geschäftsanwendungen nennt proAlpha:

 

1. ERP-Systeme enthalten die meisten Informationen – zusammen mit dem MES sind es 70 %. Zudem können Scope-1-Daten fast vollständig erhoben werden:

ERP-Systeme erreichen mit 141 bereitgestellten Informationen eine Quote von 42 %; MES mit 78 Informationen rund ein Viertel der nötigen Daten. Kombinieren Unternehmen das ERP-System mit einem MES und einer Maschinen- und Betriebsdatenerfassung, greifen sie bereits heute auf etwa 70 % der für das GHG-Protokoll erforderlichen Daten zu. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Kombination ist die Abdeckung nahezu aller direkt verursachten Emissionen (Scope-1-Daten).

2. ERP-Daten eignen sich gut zur Bilanzierung indirekter Emissionen (Scope 2).

Für indirekte Emissionen (Scope 2) bieten Informationen aus dem Rechnungswesen im ERP-System eine gute Datenquelle. Zudem stellt betriebswirtschaftliche Software entsprechende Informationen zu Produkten und Transporten bereit – wenngleich Emissionsfaktoren fehlen, mit denen die CO2-Belastung, die eine bestimmte Aktivität verursacht, errechnet werden kann.

3. Die Scope-3-Informationsverfügbarkeit gestaltet sich unterschiedlich – bietet allerdings das größte Emissionsreduktionspotential, vor allem im Maschinenbau.

Vor- und nachgelagerte Emissionen (Scope 3) fallen branchenübergreifend mit 74 % und im Maschinenbau sogar mit 89 % kräftig ins Gewicht. Geschäftsanwendungen helfen dabei, die Verursacher in Vertrieb, Service, Einkauf, Materialwirtschaft und Produktion zu identifizieren.

4. Business-Software zur CO2-Bilanzierung ist umfangreich und anwenderfreundlich, ihr Schnittstellenangebot ausbaufähig.

Von den 20 untersuchten CO2-Management-Systemen versprechen die meisten einen automatisierten Datenimport. Die erforderlichen Schnittstellen für eine nahtlose Integration bleiben sie allerdings schuldig, die Umfänge einfließender Emissionen sind noch gering.


Einbindung von CO2-Management-Tools und Digitalisierungsinitiativen nötig


„ERP- und MES-Systeme punkten mit einer guten Informationsverfügbarkeit zur Erfassung der für das GHG-Protokoll nötigen Informationen. Für eine effiziente Bilanzierung und effektive Emissionsreduktion braucht es allerdings ergänzend dedizierte CO2-Management-Tools“, so Michael Finkler, Geschäftsführer der proAlpha-Gruppe.

Unternehmen können also den Aufwand zur CO2-Bilanzierung reduzieren und Maßnahmen zur Emissionsvermeidung ableiten, wenn sie die bereits verfügbaren Daten aus ERP-Systemen und weiteren Business-Anwendungen heranziehen. Daher sollten sie die Informationsverfügbarkeit innerhalb von Business-Anwendungen entsprechend steigern.

„Ob Regulatoren, Partner oder Kunden – auf Unternehmen und Organisationen rollt ein Tsunami an Emissionsberichtspflichten zu. Ohne entsprechende und umfangreiche Digitalisierungsinitiativen werden sie die Welle nicht in den Griff bekommen“, ergänzt Michael Finkler, Geschäftsführer proAlpha-Gruppe. „Bei den Emissionsfaktoren könnte die Politik die Unternehmen unterstützen, indem sie nicht nur Berichte fordert, sondern auch die dafür nötigen Daten wie etwa Emissionsfaktoren zur einfacheren Nachhaltigkeitsberichterstattung leichter zugänglich macht. Hierfür sind etwa die derzeit gestarteten Wirtschaftsinitiativen Manufacturing-X oder Catena-X ein passendes Vehikel.“
 
Weitere Informationen zur Studie des CIBA in Zusammenarbeit mit dem FIR an der RWTH Aachen sind im Executive Summary „CO2-Management mit Business Software: Enterprise Resource Planning-System (ERP) als Enabler einer effizienten CO2-Bilanzierung “ von proAlpha verfügbar. 
 
 
[1] Der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) greift ab 2024, wenn ein Unternehmen zwei von drei Voraussetzungen erfüllt: mehr als 250 Mitarbeitende, 40 Mio. € Umsatz, über 20 Mio. € Bilanzsumme. Siehe: www.klimaschutz-industrie.de/themen/klimaschutz-in-der-industrie/
 
[2] Die Studie „CO2-Management mit Business Software“ wurde vom Center Integrated Business Applications (CIBA) in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen im Auftrag des ERP+ Experten proALPHA im Jahr 2022 durchgeführt. Die Ergebnisse sind im Detail seit dem 22. August 2023 verfügbar. Zur Beurteilung wurden über 330 relevante Kriterien herangezogen. Mithilfe einer Gap-Analyse wurden sie mit den Systemen abgeglichen. Neben ERP getestet wurden MES (Manufacturing Execution System), TMS (Transport Management Systeme) und CRM (Customer Relationship Management). Mehr Details zum Studien-Design können im Executive Summary „Single Point of Truth: ERP- und MES-Systeme als Enabler einer effizienten CO2-Bilanzierung“ angesehen und unter proalpha_de@berkeleypr.com angefragt werden.
 
[3] Das verwendete GHG-Protokoll (Greenhouse Gas Protocol oder deutsch Treibhausgasprotokoll) ist ein transnationaler Bezugsrahmen zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Gase wie Methan und Lachgas werden dabei in CO2-Äquivalente umgerechnet.

proAlpha (ih)

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