Bild mit Druckmaschinen von Koenig & Bauer

Daten sind das Gold des digitalen Zeitalters – auch in der Druckproduktion (Quelle: Koenig & Bauer)

Die Unternehmensgruppe Koenig & Bauer ist der nach eigenen Angaben älteste Druckmaschinenhersteller der Welt mit dem breitesten Produktportfolio der Branche. Als Kernkompetenzen werden die Entwicklung und Herstellung technologisch innovativer und wirtschaftlicher Drucksysteme sowie dazugehöriger peripherer Anlagen angegeben. Die Muttergesellschaft und Konzern-Holding ist die 1817 gegründete Koenig & Bauer AG mit Stammsitz in Würzburg. Für Neuentwicklungen, das operative Geschäft und den Kundenservice in den Marktsegmenten 
Bogen-, Rollen- bzw. Wertpapiermaschinen sind rechtlich eigenständige Gesellschaften verantwortlich.

Neuorientierung mit Digitalisierungsfokus

Vor rund zwei Jahren hat der Vorstand eine neue Strategie verabschiedet mit den drei Kernbestandteilen Nachhaltigkeit, Modularisierung und Digitalisierung. „Damit wurde der Startschuss für den neuen Konzernbereich Digitalisierung gegeben“, berichtet Sandra Wagner, die diese Einheit seit einem Jahr als Vice President Digitalisierung leitet. Ihre Aufgabe ist es zum einen, die digitale Transformation im eigenen Unternehmen umzusetzen. Zum anderen geht es um die Entwicklung digitaler Produkte und Services inklusive digitaler Geschäftsmodelle für die Kunden. 
In die Digitalisierung gestartet ist das Unternehmen vor einigen Jahren mit mehreren kleineren Projekten, um Erfahrungen zu sammeln. S. Wagner weist auf die langjährige Zusammenarbeit mit Google hinsichtlich   Google Workspace hin. „Im Hinblick auf unsere Kernbestandteile Modularisierung und Digitalisierung war schnell klar, dass wir eine Cloud-basierte Infrastruktur benötigen. Nur damit ist es uns möglich, die enormen Datenmengen, die zum einen in unserem eigenen Fertigungsbereich und zum anderen in den Maschinen unserer Kunden anfallen, bewältigen zu können.“

Entschieden hat man sich deshalb für ein Gesamtpaket, bestehend aus Cloud, Manufacturing Data Engine und Looker dashboards von Google Cloud.  

„Viele unserer Kunden kommen mit dem Wunsch auf uns zu, die Datenschätze, die in vielen unterschiedlichen Systemen und verschiedenen Formaten in ihren Unternehmen vorliegen, sinnvoll zusammenzubringen und auszuwerten, um daraus neue digitale Geschäftsmodelle ableiten zu können“, sagt Gabriele Eder, Head of Manufacturing, Industrial & Automotive Germany bei Google Cloud. Als große Herausforderung bei der Gewinnung der Daten nennt sie die oftmals noch analoge Welt, die noch nicht für die Digitalisierung ausgelegt ist. Neben der fehlenden Datentransparenz führt sie den Mangel an Fachkräften, konkret Data Scientists, als Hemmschuhe bei der digitalen Transformation einiger Unternehmen an. Mit Blick auf das Projekt mit Koenig & Bauer erklärt sie: „Spannend war für uns, es einem solchen Traditionsunternehmen mit sehr verteilten Datenquellen, unterschiedlichen Business Units, globaler Aufstellung und verschiedenen Sprachen zu ermöglichen, innovative Technologien und agile Methoden einzuführen.“

Der Digitalisierungs-Fahrplan

Doch wie startet man nun ein derartiges Projekt? „Bevor man in Aktionismus verfällt, sollte zunächst die Frage geklärt werden: Was möchte ich im Rahmen meiner Digitalisierungsstrategie bis wann erreichen? Aufsetzend auf der Antwort sollten dann Ziele abgeleitet und eine Roadmap erstellt werden. Nach der Evaluierungsphase sollten die Wünsche an den Umsetzungspartner herangetragen und gemeinsam eine Lösung erarbeitet werden“, rät S. Wagner. 

Im Fall von Koenig & Bauer führt der Lösungsweg über die Manufacturing Solutions von Google Cloud mit der Manufacturing Data Engine (MDE) sowie Manufacturing Connect. Bei MDE handelt es sich um eine Cloud-Lösung zum Verarbeiten, Kontextualisieren und Speichern von Daten. Die Cloud-Plattform kann Daten von jedem Maschinentyp abrufen und unterstützt ein breites Spektrum an Datentypen bzw. -Formaten, angefangen bei Telemetrie- bis hin zu Bilddaten. Manufacturing Connect ist eine Edge-Plattform für Produktionsstätten. Sie integriert eine Bibliothek mit mehr als 250 Maschinenprotokollen, die eine einfache und schnelle Anbindung vielfältiger Maschinen ermöglicht. „Manufacturing Connect wandelt Maschinendaten in ein verständliches Dataset um und sendet es zum Verarbeiten, Kontextualisieren und Speichern an die Manufacturing Data Engine. Durch die Unterstützung von containerisierten Arbeitslasten können Hersteller Datenvisualisierungen, Analysen und ML-Funktionen mit niedriger Latenz direkt auf Edge-Geräten ausführen“, berichtet G. Eder.

S. Wagner fügt an: „Unser Ziel ist es, so viele Bestandsmaschinen wie möglich zu digitalisieren. Per Software-Paket können die meisten ertüchtigt werden, Performance-relevante Daten in die Cloud zu übertragen. Natürlich werden aus den neuen Maschinen deutlich umfangreichere Daten erhoben.“ Dabei sei es in der Regel nicht erforderlich, die Bestandsmaschinen mit zusätzlicher Sensorik auszustatten. „Die in unseren Druckmaschinen seit vielen Jahren integrierte Sensorik reicht zumeist aus, um an die für Analysezwecke erforderlichen Daten zu gelangen. Dennoch liegen die Daten in unterschiedlichsten Formaten vor. Hier hat uns die Manufacturing Data Engine massiv weitergeholfen. Rund 90 % all unserer Daten können darüber verarbeitet werden.“ Außerdem weist sie darauf hin: „Wir sind keine IT-ler, sondern Maschinenbauer und kennen uns mit Datenzusammenführung und -analyse nicht optimal aus. Die Google Cloud-Lösung ist speziell auf unsere Wünsche zugeschnitten.“
 

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