Interview: Herr Gunther Koschnick

G. Koschnick: Wir haben bislang einen Freundeskreis und arbeiten mit der AAS unter Freunden, die engagiert sind und diese für Test- und Übungszwecke nutzen. Der Kreis wurde durch unser „Eisbrecherprojekt", das digitale Typenschild, erweitert. Dadurch wurde vielen erst der Nutzen der Verwaltungsschale bewusst: Denn durch den digitalen Zugriff auf eine Komponente, zum Beispiel über Data-Matrixcode oder einer Busverbindung, erhält man Zugriff auf standardisierte, vom Gesetz her vorgeschriebene digitale Daten und Informationen rund um das ­Produkt. Gezeigt wird damit, wie wichtig Interoperabilität ist. Aber genau diese haben wir heute in der Industrie noch nicht. Die Grundidee des IoT ist aber doch, ein Produkt an selbiges anzudocken und anschließend gibt es selbstständig seine standardisierten Informationen an das IoT ab. Um diesen Status zu erlangen, ist die Verwaltungsschale genau das richtige ­Medium. Prinzipiell stellt sie den Rahmen bereit, ist also vergleichbar mit einem Bücherregal, das nun von den einzelnen Herstellern mit entsprechender standardisierter Lektüre gefüllt werden muss.

Ende letzten Jahres wurde die AAS zur internationalen Normung eingereicht. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, mit der Gründung des Vereins bis zur finalen Norm zu warten und Mitgliedern damit international gültige Definitionen rund um die AAS an die Hand zu geben?

G. Koschnick: Nein, das sehe ich nicht so. Betrachtet man die aktuelle Vorgehensweise ist es in der Regel so, dass zunächst ein Produkt entwickelt und erst dann zur Normung eingereicht wird, wenn es allgemein als optimal befunden wird und alle Details vorhanden sind. Darauf aufbauend wird in der Regel ein Standard gesetzt. Normen beschreiben also den aktuellen Stand der Technik.

In unseren Produkten kommen allerdings immer mehr Software und IT zum Tragen. Bei 5G erleben wir es gerade sehr deutlich, dass erst der Standard gesetzt wird und dann das Produkt entsteht. Wir müssen hier also viel dynamischer und agiler vorgehen und hybrid denken. Mit der Einreichung der AAS zur internationalen Normung machen wir sie international bekannter und erreichen, dass sie weltweit diskutiert wird. Aber wie gesagt: Sie stellt lediglich die Architektur bereit. Diese müssen wir nun mit Quasi-Standards füllen, auf die wir uns innerhalb unserer Association einigen und diese dann nach und nach in die Normung einbringen. Parallel müssen wir auch die Anforderungen nach Offenheit und Schnelllebigkeit der Open-Source-Community abdecken.

Sowohl bei der Erstpräsentation der AAS als auch bei ihrer Weiterentwicklung wurde vielfach kritisiert, Deutschland wäre aufgrund seiner Standardisierungsmaßnahmen im weltweiten Vergleich zu langsam beim Thema Industrie 4.0 unterwegs. Wie lautet Ihre heutige Stellungnahme zu dieser Aussage?

 

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