Interview: Herr Gunther Koschnick

G. Koschnick: Ich denke, die Mischung zwischen klassischem Projektmanagement und Agilität ist optimal. Dieser Ansatz ist auch in vielen Firmen weit verbreitet und eine Stärke Deutschlands. Dank unserer Verbändestruktur haben wir es schon immer geschafft, uns schnell auf herstellerübergreifende Lösungen zu einigen und diese über unsere Vertriebskanäle sowie die Normung weiter zu verbreitet.

Nehmen wir auf der anderen Seite zum Beispiel das Vorgehen der Arbeit im IIC (Industrial Internet Consortium). Dort wurden zwar viele Testbeds geschaffen, die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung aufzeigen, – allerdings waren es letztendlich alles proprietäre Lösungen. Herstellerübergreifende Interoperabilität gab es dort meines Wissens keine. Aber genau das sind die deutschen Stärken: Interoperabilität und unser Qualitätsversprechen. Aus diesem Grund denke ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir in unsere Projektmanagementstruktur nun Agilität mit einflechten.

Welche Rechtsform hat die neue Nutzerorganisation, wo ist sie beheimatet und welche weiteren Ziele verfolgen Sie?

G. Koschnick: Die Industrial Digital Twin Association ist ein gemeinnütziger Verein, der unabhängig von den Verbänden agiert und eine eigenständige juristische Person darstellt. Er hat seine Heimat in Frankfurt/M. Die Gründungsversammlung fand am 23. September statt. Das operative Geschäft wollen wir zum 1. Januar 2021 starten.

Eines der Hauptanliegen unseres Vereins ist die internationale Skalierung. Vor diesem Hintergrund erfolgte auch die Namensgebung „Industrial Digital Twin Association" – also etwas weg von Verwaltungsschale und Asset Administration Shell, um das Thema breiter zu fassen. Weitere Ziele sind die offene Technologieentwicklung und -implementierung sowie das in den Markt bringen. Vieles liegt bereits vor, zum Beispiel die Companion Specs, Teilmodelle für Sensoren und Antriebstechnik basierend auf ecl@ss, Profile der PNO, die wir einbringen möchten sowie gängige Beschreibungen der Merkmale und Eigenschaften von Geräten. All dies muss nun auch vertraglich geregelt werden.

Als offener Verein hoffen wir natürlich darauf, dass möglichst viele Unternehmen sich uns anschließen werden, um gemeinsam die Werteversprechen Interoperabilität sowie Qualität und somit Investitionssicherheit für Anbieter und Anwender zu erfüllen. Die Anlaufstelle dafür ist nun im Entstehen.

Inge Hübner
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