Agile Cloudentwicklung

Abbildung von Eplan eView

Eplan „eView“ ermöglicht einen durchgängigen Redlining-Workflow zwischen dem Engineering und den nachgelagerten Prozessen, wie Fertigung und Instandhaltung. Projektdaten sind jederzeit in der Cloud verfügbar (Quelle: Eplan)

Portrait von Sebastian Seitz, Geschäftsführer von Eplan und Cideon

S. Seitz: „Im Zeitalter der Digitalisierung setzen unsere Kunden mit Eplan ,ePulse‘ auf 100 % digitale Daten“ (Quelle: Eplan)

Lösungsanbieter Eplan bietet bereits seit einiger Zeit cloud­basierte Systeme an. Das Eplan Data Portal hat sich weltweit als Herstellerbibliothek zum Download von Gerätedaten etabliert. Schaltpläne aus einer Vorlagenbibliothek mit wenigen Klicks zusammenstellen ist über die Cloudversion von Eplan Cogineer auch direkt im Browser möglich. Die neue Ausbaustufe Eplan Cogineer Advanced bietet weiterführende Funktionen: Dazu zählen das Einlesen von Konfigurationsvariablen und Werte­sätzen sowie die Einfach-Wiederverwendung von Teilfunktionen, was die Erstellung von Modellen vereinfacht.

Seit Anfang 2019 erweitert Eplan „eView“ das Spektrum der Lösungen, mit dem E-CAD-Projekte gesichtet, geprüft und per Redlining-Workflow kommentiert werden können. Unter dem Dach von Eplan „ePulse“ wird der begonnene Kurs der agilen Cloud-Entwicklung nun im Diskurs mit Kunden und Partnern fortgesetzt.

„Eplan ,ePulse‘ stellt im Grunde genommen den Überbegriff über alle Aktivitäten dar, die wir in der Cloud realisiert haben und realisieren werden“, berichtet S. Seitz. „Das können verschiedene Themen von Softwareapplikationen bis zu Stammdaten und klassische Kollaborationsfunktionalitäten sein. ,ePulse' ist daher ein komplementäres Angebot zur bestehenden Plattform mit klassischer Softwarebereitstellung – beide bilden sozusagen Vorder- und Rückseite einer Medaille.“

Das offene, cloudbasierte System bringt Daten und Projekte, Disziplinen sowie Ingenieure weltweit in einem Netzwerk zusammen. Das bisher auf dem Markt platzierte Angebot mit „eView“ und Cogineer wird um cloudbasierte Dienste erweitert, die im gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder eines Engineeringprojekts nutzbar sind. Sowohl in der Fertigung, wie auch bei der Entwicklung und der Applikation gibt es Mehrwerte.

Mehr denn je kommt es darauf an, dass Maschinen- und Anlagenbauer ihre Dokumentation ständig aktualisieren. Das ist eine große Herausforderung, so S. Seitz: „Zwar liefert ein Maschinenbauer für eine Anlage selbstverständlich seine Maschine inklusive vollständiger Dokumentation aus. Spätestens, wenn die Maschine in Betrieb geht, ist die Ursprungsdokumentation aber schon veraltet, da immer neue Einstellungen und anderes hinzukommen.“ Die in Eplan „eView“ hinterlegten Projektdaten fungieren sowohl als Systembeschreibung für die eigene Fertigung als auch zur Kundendokumentation aller automations­relevanten Aspekte des digitalen Zwillings.

„Die Dokumentation muss ‚leben‘ und ständig aktualisiert werden, das gilt auch für den Schaltplan, oder das entsprechende Eplan-Projekt“, setzt der Manager fort. „Der eleganteste Weg dazu ist digitalisiert. Mit der Cloud lässt sich einfach kollaborativ arbeiten.“ Zur Abbildung aller Prozesse ist der Schaltplan laut S. Seitz „eine unterschätzte Quelle“: „Er liefert den Kontext aller Komponenten im IoT-Szenario. Insofern glauben wir daran, dass unser Asset im Gesamtlebenszyklus einen hohen Stellenwert hat.“

„Im Zeitalter der Digitalisierung setzen unsere Kunden mit Eplan ,ePulse‘ auf 100 % digitale Daten“, berichtet der Firmenchef. ­Dafür hat Eplan eine neue Cloudeinheit geschaffen, die im Stil heutiger Denkfabriken frische Impulse setzt. Hier wird experimentiert und im Kontext mit Kunden und Partnern diskutiert.

Mechanik und Elektrotechnik in Kombination

„Unsere Schwesterfirma Cideon und wir kooperieren in verschiedenen Bereichen“, setzt S. Seitz fort. „Hauptbestandteil der Partnerschaft ist die Übertragung und Integration von Daten und Projekten aus der CAD- oder Eplan- in die SAP-Welt.“ Cideon war bisher vor allem im Mechanik-Segment mit Autodesk-Produkten tätig. „Mit unserer Schnittstellenerweiterung können Anwender die SAP-PLM im ­erweiterten Sinne nutzen, die Inte­gration von Elektrotechnik und Mechanikdaten mit unserem gemeinschaftlichen Lösungsangebot vornehmen“, schließt er an. „Mechatronische Fragestellungen lassen sich mit dieser Kombination besser beantworten.“ Zum Beispiel kann ­eine ­mechatronische Stückliste in der SAP-Welt abgebildet werden.“ Wenn Mechanik- und Elektrokonstruktion auf einer Produkt­daten-Plattform arbeiten, entsteht ein deutlicher Mehrwert.

Dafür gibt es laut S. Seitz auch bereits viele Beispiele aus der Praxis, bei denen die Kompetenzen für Elektrotechnik-CAD und SAP-Integration gebündelt werden. „Dieses Integrationsumfeld verspricht signifikantes Wachstum“, weiß der Geschäftsführer. Er gibt aber auch zu, dass „ein echtes Zusammenwachsen von Mechanik und Elektrotechnik“ noch nicht stattfindet: „Beide Welten existieren bisher eher nebeneinander.“

Auch vom Nutzen der unterschiedlichen IoT-Plattformlandschaften für Anwender ist S. Seitz zum heutigen Zeitpunkt nicht überzeugt. Abgesehen vom Thema Predictive Maintenance müssen die echten Business Cases erst noch entstehen. „Echter Kundennutzen kann nur aus dem Kontext der Daten entstehen“, schließt er an. „Je klarer der Nutzen für den Kunden definiert werden kann, umso klarer lässt sich darauf ein Geschäftsmodell aufbauen.“ Die reine Datenbereitstellung ist das kleinste Pro­blem. Viel entscheidender wird der Kontext der Daten sein, zum Beispiel in welchem Zusammenhang ein bestimmter Sensor mit einem Aktor steht. Dies sieht er als Stärke von Eplan an.

Der Schaltschrank der Zukunft

„Sämtliche mechanische Arbeiten in der Schaltschrankproduktion können vermutlich automatisiert werden“, blickt S. Seitz in die Zukunft. „Automatisierte Klemmenbestückung und Kabelkonfektionierung sind bereits heute Realität.“ Zukünftig folgt auch die automatisierte Verdrahtung. Eine Herausforderung bleibt laut dem Geschäftsführer die Varianz: „Intelligente Systeme werden aber bis hinunter zur Stückzahl 1 abgebildet werden können.“ Fest steht: Bei der Projektierung nehmen die Unterstützungsfunktionen weiter zu. „Viele individuelle Tätigkeiten lassen sich noch automatisieren“, schließt der Geschäftsführer ab.

Ronald Heinze
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