
Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland. (Bild: Cisco)
Bei seinem Cybersecurity Readiness Index 2023 hat Cisco weltweit 6.700 Führungskräften in 27 Ländern befragt, die in ihren Unternehmen für Cybersicherheit zuständig sind und daraufhin die Unternehmen in vier Reifegrade eingeteilt: Anfänger (Beginner), Gestalter (Formative), Fortgeschrittene (Progressive) und Reife (Mature). Den höchsten Reifegrad (Mature), der bestmöglich vor modernen Sicherheitsrisiken schützt, erreichen weltweit nur 15 % der Unternehmen. In Deutschland sogar nur 11 %. Damit liegen deutsche Unternehmen weltweit nur im Mittelfeld von 27 untersuchten Ländern. In Europa belegen deutsche Unternehmen einen guten zweiten Platz hinter Großbritannien.
„Die globale Studie zeigt, dass deutsche Unternehmen großen Aufholbedarf in Sachen IT-Sicherheit haben. Wir sind in der Breite nicht ausreichend auf Profi-Niveau gegen Cyberangriffe geschützt“, so Michael von der Horst, Managing Director Cybersecurity bei Cisco Deutschland. „IT-Security ist heute ein kontinuierlicher Prozess des Härtens und Neujustierens der Schutzmechanismen – und zwar über alle Bereiche der IT hinweg. Denn Cyberkriminelle nutzen in einer Hybrid Work-Welt jede Schwachstelle aus, egal wo sich diese befindet. Das C-Level muss daher für einen umfassenden Schutz aller Systeme sorgen.“
Deutschland weltweit im Mittelfeld
Am besten schneiden deutsche Unternehmen bei der Endgerätesicherheit mit dem weltweit zehnten Platz (Mature & Progressive) ab. Der Schutz von Netzwerken ist in Deutschland am besten ausgeprägt (Platz 11), was unter anderem an einem vergleichsweise häufigen Einsatz von Firewalls mit intregriertem Intrusion Prevention System (IPS) liegt (DE: 78 % vs. Global: 69 %).
Der Schutz von Anwendungen (Platz 13) und Identitäten (Platz 15) nimmt bereits ab, und beim Thema Datensicherheit hinkt Deutschland klar hinterher (Platz 20). Hauptgrund ist der niedrigere Einsatz von Backup & Recovery-Tools. Nur 55 Prozent der deutschen Unternehmen gaben an, diese Tools im Einsatz zu haben, während es weltweit im Schnitt 67 % sind. Auch Host IPS & Protection Tools werden in Deutschland deutlich weniger eingesetzt (29 % vs. 41 % weltweit). Dies zeigt sich auch im europäischen Vergleich: Von acht untersuchten Ländern ist Deutschland bei der Datensicherheit nur Sechster, in allen anderen Kategorien Zweiter oder Dritter.
77 % erwarten einen Cyberangriff in den nächsten 2 Jahren
Die meisten deutschen Unternehmen sind bereits Opfer von Cyberkriminalität geworden. 55 % der Befragten berichten von einem Vorfall in den letzten 12 Monaten, jeder zweite davon (49%) verursachte einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar. Zum Vergleich: Weltweit bemerkten 60 % einen Vorfall, der bei 54 % der Betroffenen einen Schaden von mindestens 300.000 US-Dollar anrichtete. In Deutschland erwarten 77 % (weltweit: 82%) in den nächsten 12 bis 24 Monaten eine Störung ihres Geschäftsbetriebs durch Cyberkriminalität. Um dies zu verhindern, planen 81 % der deutschen Unternehmen (weltweit: 86 %), ihr Budget für Cybersicherheit in den nächsten 12 Monaten um mindestens 10 % zu erhöhen.
Entwicklungs- oder Schwellenländer profitieren von neuer Technologie
Im weltweiten Vergleich überrascht auf den ersten Blick, dass Unternehmen in Industrienationen einen insgesamt geringeren Cybersecurity-Reifegrad aufweisen als Firmen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern. So bilden Indonesien, Thailand, Brasilien, Indien und die Philippinen die Top 5. Allerdings sind die einzelnen Länder schwer miteinander zu vergleichen, da es unterschiedliche Voraussetzungen gibt.
Der Cisco Security Readiness Index erklärt den Rückstand der Industrieländer mit den vielen eingesetzten Altsystemen, die modernste IT-Security oft gar nicht unterstützen – zum Beispiel in alten Produktionsumgebungen. Dagegen konnten Schwellenländer häufig mit durchgängig neuen Sicherheitslösungen ohne Altlasten in Digitalisierungsprojekte starten. Die Schlusslichter bilden Japan und Südkorea. In Europa schneiden Frankreich und die Niederlande besonders schlecht ab.
Ebenfalls interessant: Mittelgroße Unternehmen haben insgesamt den höchsten Reifegrad weltweit (19 % Mature). Während kleine Firmen aufgrund ihrer geringeren Finanzmittel den niedrigsten Reifegrad aufweisen (10 % Mature), werden große Unternehmen durch ihre komplexen IT-Umgebungen gebremst.