Bild 01: Die neue Automatisierungsstruktur in Prozessanlagen – parallele Datenübertragung gemäß dem NOA-Konzept (Quelle:Endress+Hauser; Grafik: etz)
Daten sind die Grundlage der Industrie 4.0. Allerdings stecken Anlagenbetreiber in Deutschland derzeit in Brownfield-Szenarien fest: Die meisten betreiben ihre Anlagen seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Entsprechend lange existieren auch die Kommunikationsverbindungen. Demzufolge werden aktuell cirka 97 % der Daten aus Feldgeräten nicht genutzt. Das bedeutet ein riesiges Datenpotenzial in bestehenden Anlagen, das durch die Digitalisierung erschlossen werden könnte. Daraus resultieren für den Anwender Chancen auf ein permanentes Asset-Monitoring: Geräte können eindeutig identifiziert, Einstellparameter und die korrekte Auslegung am digitalen Zwilling gespiegelt werden. Im laufenden Betrieb lässt sich der Gesundheitszustand smarter Sensoren dank moderner Diagnosefunktionen permanent überwachen.
Das NOA-Prinzip
Die Grundlage zur Digitalisierung hat die Namur mit der sogenannten „NOA – Namur Open Architecture“ (Bild 1) geschaffen und die entsprechende Namur-Empfehlung NE 175 verabschiedet. Die Grundidee der „Namur Open Architecture“ ist: Die Übertragung zusätzlicher digitaler Daten aus der Feldebene erfolgt parallel zur Messwertübertragung über einen zweiten Kommunikationskanal. Zusätzlicher Datenverkehr und Eingriffe in bestehende Systemarchitekturen werden minimiert. Mit diesem Ansatz stellt NOA ein wichtiges Brückenkonzept dar, um von den aktuell streng hierarchischen Strukturen zur vollvernetzten, digitalen Industrie 4.0 überzugehen. Aufgrund der parallelen Datenübertragung als Erweiterung ist sie ideal für Bestandsanlagen in der Prozessindustrie geeignet.
Der zweite Kanal des NOA-Konzepts bietet dem Wartungspersonal den direkten Zugriff auf das Condition Monitoring und reduziert gleichzeitig das Datenvolumen in den Kernprozessen. Durch die Digitalisierung werden zudem ein umfassendes Asset-Management und Prozessoptimierung durch die zusätzliche Auswertung von Monitoring-Daten möglich. NOA ist ein wichtiger Schritt, um die Potenziale der Digitalisierung auch bei bestehenden Prozessanlagen nutzen zu können.