Den offiziellen Release von NOA gab KEB auf der sps 2024 in Nürnberg bekannt. (Quelle: KEB Automation)
Mit NOA haben Maschinen- und Anlagenbauer ab sofort die Möglichkeit, individuelle Automatisierungslösungen auf der Basis von offenen Systemen zu gestalten. KEB bietet mit NOA einen Grundbaukasten an, der um kundenspezifische und 3rd-Party-Apps erweitert werden kann – für den Anwender selbst und auch für deren Kunden. Dabei funktioniert NOA als hardwareunabhängige Automatisierungsplattform as a Service (APaaS) und basiert auf Linux und Containertechnologie. Die Erfassung, Visualisierung und Verarbeitung von Daten steht im Zentrum der Funktionalitäten von NOA.
Zu den Anwendungsfällen von NOA zählt etwa Predictive Maintenance. Dank der Automatisierungsplattform können Maschinen überwacht und Wartungszeitpunkte vorhergesagt werden. Dadurch sind Wartungen planbar und Stillstandzeiten werden minimiert. Condition Monitoring wird durch die zentrale und übergreifende Auswertung sowie die Visualisierung von Maschinendaten besonders effizient. Im NOA-Portal können Nutzer mit dem Dashboard Builder eigene Dashboards nach ihren Wünschen gestalten. Mit dem Device- und Flottenmanagement verwalten Anwender sämtliche Geräte an einer Stelle und sparen Zeit durch Over-the-air-Updates. Apps können vom Kunden direkt als Container auf der Automatisierungsplattform verfügbar gemacht werden. Der Umweg zum Beispiel über einen App-Store entfällt.
Eigene Geschäftsmodelle mit NOA erweitern
NOA ist als White-Label Lösung verfügbar. Das ermöglicht OEM die Erweiterung ihrer Geschäftsmodelle, indem sie ihren Kunden zusätzlich zu ihren Maschinen eine Automatisierungsplattform zur Verfügung stellen. Durch digitale Leistungen wie Predictive Maintenance oder Condition Monitoring, die ergänzend angeboten werden können, erhöht sich der Nutzen der Maschinen. Auch intelligentes Alarming oder Fernwartung sind Use Cases von NOA.
„Maschinen und Anlagen werden zunehmend offener gestaltet, um die Zusammenarbeit verschiedener Hersteller innerhalb eines Systems zu ermöglichen. Dadurch reduziert sich der Entwicklungsaufwand für den Anwender und es wird einfacher, eigene Funktionen in die Systeme zu integrieren. Die IIoT- und Edge-Plattform NOA setzt auf eine wirklich offene Architektur. NOA kann somit an fast jeder Stelle durch den Kunden erweitert werden. Es ist auch möglich, nur bestimmte Teile von NOA zu nutzen – ganz den individuellen Anforderungen entsprechend“, sagt Uwe Huber, Leiter HMI und IIoT Entwicklung bei KEB Automation.
Die Struktur der Automatisierungsplattform setzt sich nach Angaben von KEB aus zwei Hauptbausteinen zusammen. NOA Core bietet die Infrastruktur, um Apps auf der Hardware bzw. dem Edge-Device zu installieren, zu betreiben und zu aktualisieren. Dieser Kern ist die Basis für die serviceorientierte, offene Architektur der Plattform. Das App-Management stellt die Funktionen für die Installation und für Updates der allgemeinen Services zur Verfügung. Die Kommunikations- und Datenschicht ermöglichen es einzelnen Apps, untereinander aber unabhängig voneinander zu kommunizieren. Zudem besteht eine optionale Anbindung an das cloudbasierte NOA Portal, über die sämtliche NOA Edge Devices zentral verwaltet und Daten visualisiert sowie analysiert werden können.
NOA Core lässt sich auf Hardware von Drittanbietern installieren. Die einzigen Anforderungen sind ein Linux OS sowie eine Docker-Installation. Des Weiteren läuft NOA Core auch auf der Hardware von KEB Automation, wie z. B. der C6 Compact 3. Dabei handelt es sich um ein Embedded Automation Device, das neben der eigentlichen Maschinenautomatisierung für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden kann, beispielsweis als Gateway, Edge-Device oder HMI-Server.
„Bei ausgewählten Pilotkunden wurde NOA bereits eingesetzt. Beispielsweise haben wir NOA in der Montage von Elektromotoren bei Brusatori Electric Motors in Italien angewandt und einen hohen Mehrwert erzielt“, sagt U. Huber. „In der Qualitätskontrolle konnten Prozesse automatisiert werden, wodurch die Zeit zum Testen der Motoren von 20 auf fünf Minuten reduziert wurde.“
Erreicht wurde dies, indem KEB Apps zur Datenanbindung von Messgeräten geschrieben hat und mittels NOA auf Edge-Devices deployen konnte. Die HMI-Software Helio wurde ebenfalls mittels NOA als App auf den Geräten aufgespielt, um HMI zur Bedienung der Messgeräte zu erstellen und die Ergebnisse zu visualisieren. „Wir konnten viele mühselige manuelle Prozesse effizienter gestalten“, sagt U. Huber. Zuvor wurden durch ausgedruckte Datenkarten Messwerte der Geräte abgeglichen. Jetzt wird der Prozess mit NOA automatisiert, indem mittels App eine Datenbank mit Schwellwerten abgefragt wird.