
01 Die Reverion-Biogaskraftwerke sind kompakt in einem Container untergebracht, erreichen einen hohen Wirkungsgrad von 80 % und ermöglichen den reversiblen Betrieb. (Quelle: Reverion)
Die Reverion GmbH [1], mit Sitz in Eresing, wurde 2022 von Dr. Stephan Herrmann und einem kleinen Team aus Ingenieuren und Wissenschaftlern der TU München gegründet und beschäftigt heute bereits mehr als 80 Mitarbeiter. Ziel des Unternehmens ist laut Sven Bettendorf (Bild 2), Application Engineer bei Reverion, zur Lösung von zwei der größten Probleme der Menschheit beizutragen: die Schaffung eines wirklich nachhaltigen Energiesystems und die Entfernung von Gigatonnen an CO2 aus der Atmosphäre. Mit den Biogaskraftwerken der neuen Generation lasse sich das Potenzial von Biogas maximieren und zudem könne man von überschüssiger Sonnen- und Windenergie, die sonst ungenutzt bliebe, profitieren.
Hocheffektiv und reversibel nutzbar
Zu den technischen Besonderheiten der Reverion-Biogaskraftwerke zählen insbesondere der hohe Wirkungsgrad sowie die reversible Nutzung einerseits zur Stromerzeugung und anderseits bei gesättigtem Netz zum Speichern von Biogas oder grünem Wasserstoff. Zur Systemeffizienz erläutert S. Bettendorf: „Den aktuellen Marktstandard zur Nutzung von Biogas stellen die Blockheizkraftwerke dar. Sie erreichen allerdings nur einen Wirkungsgrad von circa 40 %. Alternative Systeme, die wie unsere Biogaskraftwerke auf der Brennstoffzellentechnik basieren, erreichen immerhin schon rund 60 %. Unsere Systeme arbeiten mit 80 % Wirkungsgrad aber noch deutlich effizienter.“ Hauptgrund für diese Effizienzsteigerung sei die hohe Systemintegration und die damit verbundene Ausnutzung aller Optimierungspotenziale im Zusammenspiel der vielen verschiedenen Prozessabläufe. Die hohe potenzielle Bedeutung für die Energieversorgung verdeutlicht Julian Schauseil, Senior Software Developer von Reverion: „Es geht hier um durchaus relevante Energiemengen. Würde man alle Biogaskraftwerke in Deutschland auf unsere Technologie umstellen, könnte damit die derzeit noch mit Kohleverstromung abgedeckte Grundlast komplett ersetzt werden.“
Die Biogaskraftwerke von Reverion lassen sich durch die Möglichkeit des reversiblen Betriebs sehr gut zur flexiblen Energiespeicherung einsetzen. J. Schauseil führt dazu aus: „Bei einer Sättigung des Energieversorgungsnetzes, zum Beispiel aufgrund optimaler Bedingungen für Solar- und Windenergie,
kann der zur Verfügung stehende Strom zur Biogasherstellung und -speicherung verwendet werden. Das hierfür in Deutschland aktuell nutzbare Gasnetz entspricht ungefähr der 100 000-fachen Speicherkapazität an verfügbaren elektrischen Speichern.“ Das Biogaskraftwerk dient somit nicht nur als lokales Kraftwerk, das Strom aus Biogas ins Netz einspeist. Vielmehr kann es auch umgekehrt – quasi als Puffer – beispielsweise bei günstigen Strompreisen oder viel Wind- bzw. Solarenergie Biogas oder auch grünen Wasserstoff erzeugen und daraus bei hohem Netzbedarf oder in Hochpreiszeiten erneut Strom einspeisen. Dabei arbeitet das Kraftwerk sogar CO2-negativ. Denn anders als bei Blockheizkraftwerken gelangt das CO2 aus dem Biogas nicht unkontrolliert über die Abgase wieder in die Umwelt, sondern es wird im System gespeichert und kann in Lebensmittelqualität abgefüllt sowie gezielt genutzt werden.