Eventkalender für IO

Werden die IO sämtlicher Achsen zum Netzwerk synchronisiert, gibt es nur noch einen Synchronisations­bereich. Hierzu wird das Konzept des „IO Event Schedulers“ (Bild 4) eingeführt. Dieser befindet sich zwischen Netzwerk- sowie Motor-Controller und erzeugt Sync/Reset-Impulse für alle Peripheriefunktionen, die damit synchron zum Netz­werk-Traffic gehalten werden. Der IO Event ­Scheduler ­berücksichtigt dabei die individuellen Besonderheiten der einzelnen IO beim Erzeugen der jeweiligen ­Triggersignale. So werden alle Triggersignale auf ein gemeinsames Frame-Sync-Signal bezo­gen. Außerdem erhält jedes Trigger­signal eine bestimmte Verzögerung bzw. einen Offset, um beispielsweise die Umwandlungszeit eines ADC oder die Gruppenlaufzeit eines SINC-Filters zu berücksichtigen. Drittens wird die Reaktionszeit der IO-Funktion einkal­kuliert. Der Frequenzvervielfacher ist vorhanden, weil der Scheduler in den meisten Systemen mehrere Trigger-­Impulse pro Frame generieren muss.

Implementiert und getestet wurde das geschilderte ­Synchronisationsverfahren mit dem in Bild 5 dargestellten vernetzten Bewegungssteuerungssystem. Hauptbestandteile sind der Netzwerk-Master, eine SPS CX2020 von Beckhoff sowie der Motor-Controller bestehend aus dem mehrprotokollfähigen Echtzeit-Ethernet-Switch Fido5200 und einem ADSP-CM408 – beide von Analog Devices.

Der Fido5200 kann nicht nur die IO-Funktionen eines einzelnen Slave-Knotens, sondern aller Slave-Knoten im ­gesamten Netzwerk synchronisieren. Er enthält eine konfigurierbare Timer Control Unit (TCU), die sich zur Implementierung fortschrittlicher Synchronisations-Schemata für verschiedene Industrial-Ethernet-Protokolle eignet. Über seine beiden Ethernet-Ports ist er an zwei PHY ­angeschlossen, sodass er sowohl für lineare als auch für ­ringförmige Netzwerke geeignet ist. Der auf ­einem ARM M4F-Core ­basierende applikationsspezifische Prozessor ADSP-CM408 implementiert Steuerungs- und Applikations-Funktionen. Zu seiner Peripherieausstattung gehört unter anderem eine flexible Trigger Routing Unit (TRU), mit der sich die Synchronisation aller Peripheriefunktionen zum Netzwerk ­sicherstellen lässt. So leitet die TRU die von der TCU des Fido5200 erzeugten Triggersignale an die zeitkritischen Peripheriefunktionen des ADSP-CM408 weiter, also an den Pulsweiten-Modulator, das SINC-Filter für die Messung des Phasenstroms, den ADC und das Absolutencoder-­Interface (Bild 6).

Experimentelle Ergebnisse

Die SPS in dem Versuchsaufbau (Bild 7) wurde für eine Task Time von 200 µs eingerichtet und legt auch die Framerate des Ethercat-Netzwerks fest. Der Motor-Controller ­arbeitet mit ­einer PWM- und Aktualisierungsrate von 100 µs (10 kHz). Deswegen ­müssen auch die Synchroni­sations-Impulse diese Rate aufweisen. Das ­Ergebnis ist in Bild 8 dargestellt.

Das „Data Ready“-Signal zeigt, dass der Fido5200 die Netzwerkdaten alle 200 µs – was der Ethercat-Framerate entspricht – für die Motor-Control-Applikation bereitstellt. Das ebenfalls erzeugte Signal „PWM SYNC“ sorgt für die Synchronität der IO im Motor-Controller zum Netzwerk-Traffic. Wegen der PWM-Periode von 100 µs entfallen zwei „PWM-SYNC“-Impulse auf ein Ethercat-Frame. Die b­eiden unten in Bild 8 dargestellten Signale sind die high- und ­low-seitigen PWM-Signale für eine der Motorphasen. Wie man sieht, sind die PWM-Signale zum Netzwerk-Traffic ­synchronisiert. Somit bewirkt das hier vorgestellte Verfahren eine durchgängige Synchronisation vom Netzwerk-Master bis zu den Motorklemmen, und dies auch über mehrere Achsen hinweg. Zusätzliche Achsen lassen sich leicht hin­zufügen, und die Synchronisation ist auf den jeweiligen Motor-Controller abstimmbar.

www.beckhoff.de
www.analog.com

Jens Sorensen, Dara O’Sullivan, Christian Aaen bei Analog Devices
3 / 3

Ähnliche Beiträge