Partnerschaften bringen die Industrie voran

Auf der Hannover Messe 2024 zeigten Dassault Systèmes und Omron an mehreren Stationen eines Shop floors, wie durch die Virtual-Twin-Technologie Prozesse effizienter und flexibler gestaltet werden können.

Bild 02: Auf der Hannover Messe 2024 zeigten Dassault Systèmes und Omron an mehreren Stationen eines Shop floors, wie durch die Virtual-Twin-Technologie Prozesse effizienter und flexibler gestaltet werden können. (Quelle: Dassault Systèmes)

Im Bereich der Validierung können physische Prototypen durch virtuelle Abbilder ersetzt und so Kosten eingespart werden.

Bild 03: Im Bereich der Validierung können physische Prototypen durch virtuelle Abbilder ersetzt und so Kosten eingespart werden. (Quelle: istock.com_SweetBunFactory)

Anbieter von Robotiktechnologie sind inzwischen zunehmend bemüht, Soft- und Hardware effektiv miteinander zu verknüpfen. Ein Beispiel, wie dies erfolgreich gelingen kann, zeigt die Partnerschaft von Dassault Systèmes und Omron. Während Dassault Systèmes es Unternehmen mit verschiedenen Anwendungen auf seiner 3D-Experience-Plattform und dem Einsatz von virtuellen Zwillingen ermöglicht, die Hardware der Fertigungslinie von der Planung bis zum After-Sales-Service durchgängig zu optimieren, verbessert Omron Fertigungsprozesse durch intelligente, integrierte und interaktive Automatisierung. Auf der diesjährigen Hannover Messe zeigten die Unternehmen an mehreren Stationen eines Shopfloors, wie die Virtual Twin-Technologie solche Prozesse aus allen Bereichen des Betriebs von der Fabrikplanung bis zum After-Sales-Service effizienter und flexibler gestalten kann (Bild 2).

Validierung am virtuellen Abbild

Ein weiteres Unternehmen, welches sich auf die virtuelle Nachbildung von Robotersystemen und Maschinen spezialisiert hat, ist Ecophere. Ebenfalls mithilfe der 3D-Experience-Plattform unterstützt das Unternehmen seine Kunden individuell auf dem Weg der Umsetzung vom erdachten bis zum realen Modell ihrer Fertigung. Insbesondere im Bereich der Validierung, einer der schwierigsten Aufgaben in der Robotik, können so Fortschritte erzielt werden, da Annahmen im Entwicklungsprozess direkt umfassend geprüft werden (Bild 3). Physische Prototypen, welche in der Vergangenheit viel Geld und Zeit in Anspruch nahmen, werden in diesem Prozess durch virtuelle Abbilder ersetzt, die sich beliebig anpassen lassen. Die Arbeit auf der 3D-Experience-Plattform gewährleistet dabei die digitale Durchgängigkeit. So lassen sich Konstruktionsdaten, z. B. aus Solidworks, in die Simulation überführen. Dort kann anschließend ausgiebig virtuell getestet werden, ob bspw. ein Roboter auf engem Raum mit anderen Bauteilen und Maschinen kollidiert, ob Bewegungen effizient sind oder ob weitere Optimierungen vorgenommen werden sollten.

Branchenvernetzung ebnet den Weg für Fortschritt

Mindestens genauso wichtig wie die Kollaboration verschiedener Unternehmen, ist die Zusammenarbeit und Vernetzung mit führenden Brancheninstanzen und -verbänden. Zwei der wichtigsten Vertreter sind hier die Industrial Digital Twin Association (IDTA) und der Deutsche Robotik Verband (DRV). Beide haben das Ziel, Innovation und Demokratisierung der Robotik innerhalb der Branche voranzutreiben. Der regelmäßige Austausch von Expertise und technischem Fortschritt ist essenziell, um Deutschland als Standort für Expertise im Bereich digitale Zwillinge und Robotik kontinuierlich weiterzuentwickeln. Der DRV bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit, sich zu vernetzen sowie Ressourcen und Erfahrungen zu teilen. Gleichzeitig dient der Verband als Ansprechpartner für KMU und Start-ups bei allen Fragen rund um das Thema Robotik.

Das Stichwort Standardisierung spielt in diesem Zusammenhang häufig eine zentrale Rolle, denn sie geht mit der Vernetzung innerhalb der Branche einher. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich auch die IDTA, die den digitalen Zwilling als Schlüsseltechnologie der Industrie 4.0 für alle Unternehmen öffnen will. Dafür wurde die sogenannte Asset Administration Shell (AAS) entwickelt, eine Verwaltungsschale, die Merkmale und Verhaltensweisen von Gegenständen beschreibt und deren Semantik vereinheitlicht. Dabei definieren Mitgliedsunternehmen, zu denen nun auch Dassault Systèmes zählt, standardisierte Informationsmodelle marktnah in enger Zusammenarbeit und stellen diese als Branchenstandards für die AAS zur Verfügung.

Solche Partnerschaften und Netzwerke stellen die Basis dafür dar, dass Deutschland seine führende Position im Bereich Robotik in Zukunft halten und Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel erfolgreich entgegentreten kann. Wichtig wird dahingehend vor allem sein, auf technischem Niveau international Schritt zu halten. Zu einem Gelingen dieses Vorhabens trägt insbesondere der Austausch von Daten und Informationen entscheidend bei – aber auch der Mut, in die Technologien zu investieren.

Literatur

  1. Dassault Systèmes Deutschland GmbH, Stuttgart: www.3ds.com/de 
  2. International Federation of Robotics (IFR), World Robotics Industrial Robots 2023: www.ifr.org/img/worldrobotics/ Executive_Summary_WR_Industrial_Robots_2023.pdf 
  3. International Federation of Robotics (IFR), One Million Robots Work in Car Industry Worldwide – New Record: www.ifr.org/ ifr-press-releases/news/one-million-robots-work-in-car-industry-worldwide-new-record 
  4. Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), DIHK-Report Fachkräfte 2023/2024: www.dihk.de/resource/blob/107882/ f8e2f248f04aaf10e622d5a0fcb38df9/fachkraefte-dihk-fachkraeftereport-2023-data.pdf
  5. International Federation of Robotics (IFR), Top 5 Robot Trends 2024: www.ifr.org/ifr-press-releases/news/top-5-robot trends-2024

 

Michael Mayr ist Business Strategy Director Robotics and Machining bei Dassault Systèmes Deutschland GmbH in Stuttgart.
2 / 2

Ähnliche Beiträge