Die Umsatzentwicklung in der deutschen Elektroindustrie (Quelle: ZVEI)

Die Umsatzentwicklung in der deutschen Elektroindustrie (Quelle: ZVEI)

Die Produktion der Elektroindustrie ging in 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 7 % zurück, der Umsatz um 6 %. Mit 180 Mrd. € erreichten die Erlöse nur das Niveau von 2016. Die Zahl der Beschäftigten ging dank Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurück. Zuletzt war noch jeder Achte in Kurzarbeit. „Dennoch hat sich die Elektroindustrie etwas besser geschlagen als manch andere Branche des verarbeitenden Gewerbes“, bewertete ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel heute in Frankfurt die Lage.

Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion ein Plus von 5 %. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband im Laufe des Jahres 2022. Diese Prognosen unterliegen allerdings hohen Unsicherheiten. Hierzu gehört auch die Frage, wie lange der aktuelle Lockdown andauern wird oder ob er sogar erneut verschärft wird. G. Kegel appellierte an die Politik: „Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden. Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung.“

Einen Grund für die vergleichsweise gute Position der Branche sieht G. Kegel in der immer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung. Der Trend hin zu einer All-Electric-Society ist eng verbunden mit der Bewältigung des Klimawandels – einer Herausforderung, der man aus seiner Sicht nicht durch Verbote und Verzicht begegnen kann, sondern nur durch den breiten Einsatz von technologischen Innovationen. Hier sieht Kegel die Elektroindustrie in einer Schlüsselposition: „Die All-Electric-Society wird geprägt sein durch die intelligente Kopplung aller klimarelevanten Sektoren. In der durchgängigen Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung der Bereiche Energie, Industrie, Gebäude und Mobilität liegt großes Potenzial, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Das geht nur mit den Innovationen der Elektroindustrie.“ Nur so ließen sich nachhaltiges, ressourcenschonendes Wirtschaftswachstum und gesellschaftlicher Wohlstand vereinbaren.

Um die Chancen der All-Electric-Society besser nutzen zu können, sollte die Politik dringend nachjustieren. „Wenn grüner Strom der primäre Energieträger wird, muss er entlastet werden. Daher halten wir an unserer Forderung fest: Die EEG-Umlage muss jetzt rasch gesenkt und perspektivisch abgeschafft werden, der CO2-Preis dagegen steigen. Gleichzeitig müssen klimafreundliche Technologien in der Breite eingesetzt werden, um die nötigen Skalierungseffekte zu erzielen. Hierzu muss auch die Infrastruktur dringend ausgebaut werden – sei es im Gebäudebestand, der aufgrund veralteter Elektroinstallationen großteils nicht energiewendefähig ist, oder beim Laden von Elektroautos“, so G. Kegel weiter.

1 / 2

Ähnliche Beiträge