Bild 01: Der Railfix-Montageadapter erleichtert die Montage von Klemmenleisten im Schaltschrank. (Quelle: Phoenix Contact)
Der demografische Wandel und der damit verbundene Fachkräftemangel treffen den Schaltschrankbau genauso wie viele Teile der Gesellschaft. Diese Herausforderung ist zugleich auch ein Treiber für die Entwicklung neuer Produkte und Technologien. Dabei stehen mittlerweile nicht nur die direkten Prozesse im Fokus, wie der Anschluss eines Leiters in einer Reihenklemme, sondern vielmehr der gesamte Herstellungsprozess des Schaltschranks. Von der Planung, über die Beschaffung bis hin zu allen relevanten Verarbeitungsschritten werden alle Prozesse betrachtet und Lösungen und Dienstleistungsangebote entwickelt. Planungstools und die damit verbundene Digitalisierung von Produkten sind ein wesentlicher Baustein. Aber auch die einzelnen Montageschritte sind wichtige Treiber für die Entwicklung von neuen Produkten in diesem Spannungsfeld.
Ein Kernelement im Schaltschrankbau sind Klemmenleisten, also Tragschienen, die im Wesentlichen mit Reihenklemmen bestückt sind. Hier gab es bislang eine große Herausforderung bei der Montage der Klemmenleisten: Die Befestigungspunkte der Tragschienen bei Klemmenleisten sind in der Regel durch die montierten Komponenten verdeckt. Railfix ist eine Neuentwicklung von Phoenix Contact [1], der die Montage von Klemmenleisten erheblich erleichtert.
Klemmenleisten vom Hersteller der Reihenklemmen oder in Eigenfertigung
Alternativ zur klassischen Montage der Reihenklemmen im Schaltschrank bieten die führenden Hersteller „Value added services“ an. Der Kunde bestellt hier nicht die einzelnen Komponenten, um sie vor Ort zusammenzubauen, sondern die fertige Klemmenleiste. Diese wird dabei mit allen Komponenten, wie der Beschriftung, der Brücken und weiterem Zubehör, fertig auf einer Tragschiene montiert geliefert. Phoenix Contact bietet Klemmenleisten als VAS-Produkt seit mehr als 50 Jahren weltweit an. Die Vorteile für die Schaltschrankbauer sind vielfältig: Sie müssen keine Komponenten vorhalten, sie benötigen keine Werkzeuge für die Verarbeitung der Tragschienen und die Beschriftung der Reihenklemmen. Somit können Schaltschrankbauer ihre Fachkräfte gezielt für die Montage und Verdrahtung einsetzen und müssen keine Personalkapazitäten für die Bestückung der Klemmenleisten berücksichtigen.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Der Nachteil bei der Bestellung fertiger Klemmenleisten ist ein Stück weit die fehlende Flexibilität. Die Reaktionszeit auf kurzfristige Änderungen oder Ergänzungen in der Schaltanlage, die oftmals an der Tagesordnung sind, erhöht sich dementsprechend. Der klassische VAS-Kunde bezieht Klemmenleisten also in der Regel für Serienprodukte.
Was können Anwender tun, die sowohl die Vorteile der fertigen Klemmenleiste in Anspruch nehmen, als auch eine große Flexibilität behalten möchten? Antwort: Sie können den Bau der Klemmenleiste in der eigenen Fertigung optimieren. Anstatt die Klemmenleisten dezentral im jeweiligen Schaltschrank aufzubauen, werden sie in einer zentralen Klemmenleistenfertigung hergestellt. Dabei lassen sich lange Laufwege und damit lange Liege- und Wartezeiten vermeiden. Außerdem lassen sich die Klemmenleisten in einer separaten Bestückungszelle viel ergonomischer herstellen. Phoenix Contact bietet seinen Kunden verschiedene Produkte und Dienstleistungen rund um den Klemmenleistenbau an. Von der Software über die Hardware bis hin zur Prozessberatung zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette.
Welchen Weg der Anwender auch geht, am Ende hält der Monteur des Schaltschranks eine vorkonfektionierte Klemmenleiste in der Hand und muss diese im Schaltschrank montieren (Bild 2).
Montage der Klemmenleiste mittels Adapter
Natürlich haben es findige Schaltschrankbauer auch bisher geschafft, die Klemmenleiste zu montieren. Die gängigsten Wege sind dabei allerdings mit zusätzlichem Platz- oder Montageaufwand verbunden. Zwei klassische Wege dabei sind:
- Es werden Platzhalter auf der Tragschiene an den Stellen gelassen, die für den Zugang für die Befestigungsschrauben vorgesehen werden. Hier können dementsprechend keine Komponenten montiert werden.
- Demontieren der Komponenten an den Stellen auf der Tragschiene, die für den Zugang für die Befestigungsschrauben vorgesehen sind. Nach der Befestigung der Klemmenleiste werden die Komponenten wieder montiert. Das zieht einen hohen Aufwand nach sich, denn Artikel wie Reihenklemmen sind in der Regel auch noch mit weiteren Zubehörteilen, wie Brücken, Steckern und Beschriftungsmaterial versehen. Außerdem erhöht sich die Fehlerwahrscheinlichkeit bei der erneuten Montage der Komponenten.
Bei der Montage mit Railfix müssen weder Platzhalter gelassen noch Komponenten demontiert und wieder montiert werden. Die Adapter werden vorab auf der Montageplatte befestigt, danach wird die Klemmenleiste montiert und sicher verriegelt: Zunächst werden die Adapter befestigt, dafür müssen auf der Montage platte ein M5-Gewinde und eine 4,6-mm-Bohrung vorgesehen werden. Der Adapter wird mit dem Zentrierpin in der Bohrung vorzentriert. Dieser sorgt auch dafür, dass der Railfix exakt waagerecht oder senkrecht (je nach Einbaulage) ausgerichtet wird. Anschließend wird der Adapter mit einer M5-Schraube befestigt.
Bei der anschließenden Montage der Klemmenleiste helfen zunächst die Führungselemente auf den Railfix-Adaptern beim Einfädeln der Langlöcher in die Fixierhaken. Das hat den Hintergrund, dass die Langlöcher bei den Klemmenleisten verdeckt sind. Anschließend wird die Tragschiene mit einem einfachen Schlitzschraubendreher unter die Fixierhaken gehebelt. Dafür sind auf den Adaptern Montageschlitze in unterschiedlichen Positionen vorgesehen. Je nachdem, an welcher Stelle die Tragschiene abgeschnitten ist, lässt sich eine optimale Position für den Ansatz des Schraubendrehers finden. Für den letzten Adapter wird in der Montageplatte ein zusätzliches M5-Gewinde vorgesehen, um das System zum Schluss mit einer weiteren M5-Schraube zu verriegeln. Fertig. Natürlich lässt sich die Klemmenleiste auch problemlos wieder demontieren, falls sie einmal an der falschen Stelle im Schaltschrank montiert wurde oder für einen Servicefall ausgebaut werden muss (Bild 3).