
Reinraumproduktion in der Pharmaindustrie (Quelle: iStock_gorodenkoff_1087218992)
Seit mehr als 45 Jahren produziert die Solupharm Pharmazeutische Erzeugnisse GmbH in Lohnherstellung Injektions- und Infusionslösungen. Eine ihrer Abfülllinien war in die Jahre gekommen, funktionierte mechanisch aber noch einwandfrei. Allerdings wurde das auf ihr laufende Windows-7-Betriebssystem abgekündigt und nicht mehr unterstützt. Auch die Software für das HMI-System war veraltet und die erforderlichen Sicherheitsstandards waren durch die vorhandenen Patches nicht mehr gewährleistet. Innovationszyklen IT-basierter Systeme unterliegen gewöhnlich einer weit höheren Dynamik als die Systeme auf Sensor-Aktor-Ebene. Somit war das funktionierende Miteinander von Hard- und Software zeitlich befristet, ein Maschinenstillstand jederzeit möglich, im schlimmsten Fall drohte ein Produktionsausfall. Mit Blick in die Zukunft strebte das Team des Pharmaherstellers außerdem eine erweiterte Funktionalität an, die die bestehende Anwendersoftware nicht unterstützte.
Gerade in regulierten Märkten wie der Pharmaindustrie sind Veränderungen häufig mit erhöhtem Aufwand verbunden, da zeit- und kostenintensive Requalifizierungen nötig werden. Größere Eingriffe oder Neuanschaffungen werden daher oft, so gut es geht, vermieden. Wenn schon erforderlich, sollten Modernisierungsmaßnahmen möglichst fließend und behutsam unter Einbeziehung einer Back-up-Lösung durchgeführt werden. Da die betroffene Linie zuverlässig produzierte und eine Neuanlage bzw. neue Software eine umfassende Qualifizierung erforderlich gemacht hätte, entschied sich Solupharm in Absprache mit Heitec schlussendlich für eine Virtualisierung. Auch Schulungen der Mitarbeiter, um sie mit einer neuen Hard- und Software vertraut zu machen, entfielen damit.
Mehr Flexibilität und Kontrolle mit Softwareblöcken
Bei einer Virtualisierung handelt es sich um die Abstraktion physischer IT-Ressourcen, wie Hardware, Software, Speicher und Netzwerkkomponenten, durch eine „virtuelle Maschine“ (VM). Ziel ist es, diese Ressourcen auf virtueller Ebene bereitzustellen und diese flexibel sowie bedarfsgerecht an verschiedene Abnehmer zu verteilen. Jede Anwendung wird zusammen mit dem Betriebssystem in einen eigenen Software-Container gepackt und jeweils, isoliert von den anderen Blöcken, durch die VM bearbeitet. Daraus resultiert anstelle einer hardwarebasierten physischen Komponente eine softwarebasierte virtuelle Komponente.
Dieses Vorgehen ist immer dann sinnvoll, wenn die IT-Infrastruktur durch langes, organisches Wachstum unübersichtlich geworden und daher schwierig zu administrieren ist. Bewährte Automatisierungs- und IT-Technik muss nicht aufgegeben werden, sondern wird effizienter gemacht und für innovative Digitalisierungskonzepte vorbereitet.