Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang bleibt die Cyber Security. Welches Konzept verfolgen Sie hier, um die Akzeptanz von Digitalisierung und Cloud zu steigern?

Abbild Siemens AG

Bild 2: (Quelle: Siemens AG)

K. Helmrich: Cyber Security ist für uns ein zentrales Anliegen. Deshalb haben wir gemeinsam mit Partnern aus der Industrie im Februar 2018 die Charter of Trust für Cyber Security vorgestellt. Diese fordert verbindliche Regeln und Standards, um Vertrauen in die Cybersicherheit aufzubauen. Wichtig ist: Sicherheit ist kein einzelnes Feature eines Produkts. Um Industrieanlagen umfassend zu schützen, muss auf allen Ebenen gleichzeitig angesetzt werden – von der Betriebs- bis zur Feldebene, von der Zutrittskontrolle bis zum Kopierschutz. Daher unterstützen wir Kunden mit einem übergreifenden, tiefengestaffelten Schutzkonzept, das wir „Defense-in Depth-Konzept“ nennen.

Wie profitieren auch kleinere Unternehmen von Ihrer Digital Enterprise?

K. Helmrich: Von der Digitalisierung profitieren grundsätzlich alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe und Branche. So können Unternehmen ihre Flexibilität und Effizienz erhöhen und Produkte schneller und in höherer Qualität auf den Markt bringen. Kunden, die unsere digitalen Lösungen nutzen, können beispielsweise schon heute Produkte, Maschinen und Anlagen in bis zu 30 % kürzerer Zeit entwickeln. Und die Produktions­effizienz und Produktivität kann um bis zu ein Viertel gesteigert werden. Und das bei überschaubaren Kosten. Denn die Investitionen sind überschaubar und können schrittweise angehoben werden, was gerade für kleinere Unternehmen wichtig ist.

Wie profitieren die anderen Siemens-Bereiche – Energy, Building Technology, Process Industries, … – von Ihren Digitalisierungsstrategien?

K. Helmrich: Für uns bei Siemens gilt „We use what we sell“. Dementsprechend setzen alle unsere Geschäftsbereiche ­unsere Digitalisierungslösungen ein. So haben wir beispielsweise schon Ende 2016 begonnen, Mindsphere unternehmensweit auszurollen. Ziel ist es, Kunden von der Industrie über die Energieversorger bis hin zu Bahnbetreibern ein cloudbasiertes, offenes Betriebssystem für das Internet der Dinge anzubieten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen.  

Als nächstes Hype-Thema hat sich die Künstliche Intelligenz angekündigt. Was werden Sie auf diesem Feld bieten?

K. Helmrich: Das Thema Künstliche Intelligenz an sich ist ja gar nicht so neu. Forschungen auf diesem Gebiet gibt es schon seit über 30 Jahren. So haben wir bei Siemens bereits in den 1990er-Jahren neuronale Netzwerke in Stahlwerken installiert. Seither hat diese Tech­­nologie große Fortschritte gemacht, beispielsweise bei der Rechenleistung, der Kommunikationstechnik und der Hardware in unseren Fabrikhallen. Entsprechend arbeiten wir jetzt an indus­trietauglichen Anwendungen von Künstlicher Intelligenz. So lassen sich auf Mindsphere intelligente Datenanalysen unter Einsatz von KI-Lösungen betreiben: Anwender können darauf nicht nur Daten sammeln und sichten, zum Beispiel von einer Maschinenflotte. Sondern Algorithmen geben auch Handlungsempfehlungen, etwa wie man die Maschinen effizienter einsetzen und ihren Betrieb optimieren kann.

Das ist aber nur ein Ausschnitt möglicher Anwendungen von Künstlicher Intelligenz. Hier wird sich das Spektrum in den nächsten Jahren sicher sehr erweitern – übrigens auch in anderen Industrien, etwa der Energie-, Gebäude- oder Verkehrs­technik, zum Beispiel beim autonomen Fahren oder beim Einsatz lernender Systeme für eine effizientere, schadstoffärmere ­Energieerzeugung.

Der Spruch eines Zukunftsforschers lautete zum Thema KI: Wozu braucht die Maschine noch den Menschen? Wie schätzen Sie die Möglichkeiten von KI in industriellen Anwendungen ein?

K. Helmrich: Der Mensch wird nach wie vor im Mittelpunkt ­stehen. Künstliche Intelligenz kann die Arbeit der Menschen weniger fehleranfällig machen und mehr Freiraum für kreative Aufgaben schaffen. Aber sie wird den Menschen nicht ersetzen. Denn was den Menschen vor der Maschine auszeichnet, ist die Flexibilität in der Problemlösung. Darin wird in absehbarer Zeit keine Maschine den Menschen einholen. Mit anderen Worten: Künstliche Intelligenz ist keine Bedrohung oder vernichtet gar Arbeitsplätze. Sondern sie ist eine Technologie, die uns ermöglicht, speziell im B2B-Bereich weiterhin erfolgreich zu sein und so den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

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SPS IPC Drives 2018: Halle 11

Redaktion dfj
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