
(Quelle: Bild stock.adobe_290103685_powell83)
Welche Vorteile bietet eine durchgängige Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Ronald Sieber: Digitalisierung schafft durchgängige Transparenz im Unternehmen: Mit ihr wird ein orts- und zeitunabhängiger Zugang zu relevanten Informationen ermöglicht. Außerdem ist sie eine Voraussetzung für die Automatisierung von Geschäftsprozessen sowie für eine effiziente Produktion auch kleiner Stückzahlen.
Es profitieren auch die Anwender: Sie können fundierte Unternehmensentscheidungen auf Basis durchgängiger, valider und konsistenter Daten treffen. Für den Vertrieb ist die durchgängige Transparenz Grundlage zur Angabe verbindlicher Liefertermine an Kunden. Darüber hinaus werden die eigenen Mitarbeiter von monotonen, sich wiederholenden Aufgaben und Prozessen entlastet.
Stefan Hennig: Durchgängige Automatisierung senkt die Transaktionskosten in den Geschäftsprozessen und reduziert die Stückkosten: Dies gilt besonders bei kleinen Stückzahlen). Weiterhin werden neue Möglichkeiten der Pflege von Kundenbeziehungen sowie Geschäftsmodellinnovationen geschaffen.
Warum sind Digitalisierungsprojekte doch oft komplexer, als es anfänglich den Anschein hat?
Stefan Hennig: Die durchgängige Automatisierung von Geschäftsprozessen erfordert die Berücksichtigung von IT-Systemen auf dem Topfloor und dem Shopfloor. Dort sind nicht nur unterschiedliche Domänen, Sprachen und Konzepte zu finden, sondern man hat es auch mit verschiedenen Abteilungen im Unternehmen zu tun. Fachanwender kennen die Prozesse und fordern Geschäftsprozessinnovationen, haben aber oft kein IT-Verständnis.
Ronald Sieber: Typische Fertigungsunternehmen sind oftmals sehr heterogen und umfassen Geräte verschiedenen Alters und folglich stark unterschiedlichem Digitalisierungsniveau. Da kann ich auch aus eigener Erfahrung sprechen, wenn ich unsere Fertigung blicke. Hierbei wird oft übersehen, dass Digitalisierungsprojekte nur dann erfolgreich umgesetzt werden können, wenn die Prozesse durchgängig digital abbildbar sind, also keine „blinden Flecken“ aufweisen. Dabei sind nicht selten für verschiedene Gerätschaften individuelle Konzepte notwendig, die die Komplexität sehr schnell anwachsen lassen. Idealerweise verfügen Maschinen bereits über offene, standardisierte Schnittstellen wie OPC UA, SQL-Datenbanken und CSV-Dateien. Alternativ muss es möglich sein, geeignete Sensoren zur Datenerfassung anzubringen, was einen mechanischen Eingriff bzw. Veränderungen erfordert. Gegebenenfalls muss es möglich sein, Daten manuell via Scanner oder Tablet zu erfassen.