Markus Hannen, Technical Sales Vice President bei PTC

Markus Hannen, Technical Sales Vice President bei PTC (Quelle: PTC)

Ein Kommentar mit direkter, appellierender Ansprache von Markus Hannen, Technical Sales Vice President bei PTC:

"Ich bin ein Spinner! Und dazu stehe ich! Viel mehr noch: Ich empfehle auch Ihnen, ein echter Spinner zu werden – sofern Sie es nicht schon längst sind, was mich selbstverständlich freuen würde. Wo denn der Bus mit den viereckigen Rädern für mich steht, fragen Sie nun? Nein, diese Art von Spinnerei meine ich nicht. Mir geht es vielmehr um den digitalen roten Faden, den sogenannten Digital Thread. Den Digital … was?

Ich könnte Ihnen an dieser Stelle eine sehr technische Erklärung liefern, von denen es schon zahlreiche Beispiele gibt. Vielleicht versuche ich es einmal anders, mit einem ganz aktuellen Vergleich: Stellen Sie sich die elektronische Patientenakte (ePA) für industrielle Maschinen und Anlagen oder Produkte der Fertigungsindustrie vor. Darin sind alle wichtigen Informationen zu den Patienten gesammelt. Was auf der einen Seite persönliche „Konstruktionsmerkmale“, wie Größe, Gewicht oder Blutgruppe, gemischt mit Behandlungshistorien, Befunden, Röntgenbildern oder bald schon Impfdokumentationen sind, die alle theoretisch hinterlegt werden können, sind es auf der anderen Seite ebenfalls Konstruktionsdaten, gemischt mit Stücklisten der Bauteile samt Herkunftsinformation, die Service- und Wartungshistorie, Reparatur- und Ersatzteildokumentationen oder Leistungsdaten aus bestimmten Anwendungsphasen. All das bietet den Vorteil, dass alle relevanten Daten für die Planung der nächsten Behandlung oder des nächsten Einsatzes in digitaler Form gesammelt vorliegen und nicht erst mühsam beschafft und unter enormen Zeitaufwand zusammengetragen werden müssen. Sie können auch schnell geteilt werden, wobei in beiden Fällen die Datenhoheit durchweg geschützt ist: Für jede neue Anwendung oder Einsatzplanung lassen sich immer nur die Daten freischalten, die dafür gebraucht werden. Doch wie kann es gelingen, die Daten digital zusammenzuführen, damit zu einem bestimmten Zeitpunkt alle notwendigen Informationen an einem bestimmten Ort und für eine bestimmte Anwendung zur Verfügung stehen?

Die Aufgabe eines Digital Thread

Hier kommt der digitale rote Faden, der Digital Thread, zum Einsatz. Er verbindet all die für eine Anwendung notwendigen Datenquellen und stellt die Informationen dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden. Diese Datenquellen können beispielsweise für einen Rasentraktor das Computer Aided Design System (CAD) sein für die 3D-Konstruktionsdaten, während aus dem Product Lifecycle Management System (PLM) die zugehörige Stückliste gezogen und hinterlegt wird. Für einen Reparatureinsatz liefert wiederum das Customer Relationship Management System (CRM) alle kundenrelevanten Informationen, während eine Service Management App Informationen zur Wartungshistorie und Reparaturanleitungen bereitstellt, die mittels Smartphone, Tablet oder Datenbrille über Augmented Reality auf den Rasentraktor eingeblendet werden. Um zudem ein besseres Bild vom tatsächlichen Gebrauch des Rasentraktors zu gewinnen, greift der Servicetechniker auf Einsatzdaten zu, die mithilfe von Sensoren und dem industriellen Internet der Dinge (Industrial Internet of Things, IIoT) gesammelt wurden und von einer entsprechenden IIoT-Plattform zusammen mit den für jeden Einsatz dokumentierten Wetterdaten bereitgestellt werden. Der Servicetechniker kann so nicht nur schnell und zielgerichtet analysieren und reparieren, er kann auch auf bereits dokumentierte Erkenntnisse dieser Produktart aus dem Feldeinsatz, wie Qualitätsmängel oder sogar mögliche eingetragene Rückrufe, zurückgreifen und zudem neue Erkenntnisse digital dokumentieren und an die Systeme zurückspielen, die für neue Produktgenerationen berücksichtigt werden können.

OK, das bedeutet somit: Alle im Unternehmen vorliegenden Informationen und Prozesse digitalisieren und schon profitieren auch Sie von wesentlich mehr Effizienz bei den Betriebsabläufen und hochmotivierten und produktiven Mitarbeitern, die nicht mehr einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit Informationssuche verschwenden müssen? Stop! Das wäre der falsche Ansatz, denn eine ziellose Digitalisierung ist wenig erfolgversprechend – sie verschlingt nur unnötig wertvolle Ressourcen. Es geht vielmehr um die Frage: Was soll erreicht werden? Es geht um die Use Case bzw. das Spektrum an Anwendungen selbst, das verbessert werden soll. Erst dann wird überlegt, welche Daten hierfür gebraucht werden und woher diese stammen, um einen entsprechenden digitalen roten Faden spinnen zu können.

 

1 / 3

Ähnliche Beiträge