Interview: Dr.-Ing. Oliver Vietze

Die Profilsensoren OX 200 sind mit ­einer Vielzahl unterschiedlicher ­Schnittstellen ­erhältlich

Die Profilsensoren OX 200 sind mit ­einer Vielzahl unterschiedlicher ­Schnittstellen ­erhältlich (Quelle: Baumer)

Liegen alle erforderlichen Daten vor, stehen für Kunden im nächsten Schritt die Themen Produktionsoptimierung bzw. ­Steigerung der Anlageneffizienz auf dem Plan. Wie unterstützt 
Baumer seine Kunden auf diesem Weg?

Dr. O. Vietze: Für uns ist es zuerst immer wichtig, den Kunden zu verstehen, also: Was bedeutet für ihn eine Optimierung der Produktion bzw. Steigerung der Analageneffizienz – schnellere Taktzeiten, gesteigerte Qualität, höhere Verfügbarkeit der Anlage? In einer idealen Welt sollen natürlich alle Bereiche verbessert werden. Trotzdem setzen unterschiedliche Indus­trien verschiedene Schwerpunkte. Mit unserem tiefen Know-how in der jeweiligen Industrie durch unsere Experten ist es uns möglich, die Kundenanforderungen bestmöglich zu verstehen. Anschließend gilt es, den richtigen Sensor auszuwählen und die für den Anwendungsfall benötigten Daten bereitzustellen. Die Daten sind in den meisten Fällen alle vorhanden. Die Kunst besteht jedoch darin, fokussiert auf den Anwendungsfall, die Richtigen auszuwählen. 

Über unsere bereits angesprochene neue Engineering-Softwarelösung kann der Kunde sich die Daten anschließend visualisieren lassen. Hier ergeben sich durch die IO-Link-Diagnosedaten Vorteile: Geräte melden ihre Signalreserve und die Zuverlässigkeit des Messwerts. Trends im Produktionsprozess, die auf mögliche Störungen bis hin zu Ausfällen hindeuten können, werden erkennbar. Genaueste Messwerte lassen zudem eine präzise Prozesssteuerung zu und ermöglichen gleichzeitig die Prozessoptimierung. 

Baumer ist auch Anbieter von Bildverarbeitungslösungen. Hier ist KI aktuell ein großes, wenn auch nicht ganz neues Thema. Welche Bedeutung messen Sie Deep Learning allgemein der BV bei und wo positioniert sich Baumer bei dem Thema?

Dr. O. Vietze: Baumer gehört zu den Pionieren im Bereich der ­Kamera-basierten Qualitätsinspektion und smarter Vision-­Sensorik. Wir setzen bei Baumer seit vielen Jahren KI – sprich Algo­rithmen mit neuronalen Netzen – im Bereich der Ober­flächenin­spektion ein. Unsere patentierten BV-Lösungen sind zum Beispiel in der Qualitätsinspektion von bedruckten Ober­flächen in der Möbelproduktion der Maßstab. In der Messtechnik sehe ich den Einsatz von KI heute noch etwas kritisch. Die nichtdeterministische Natur von Deep Learning und der Bedarf an entsprechenden Mengen an Trainingsdaten machen den Einsatz nicht einfach. Die Entwicklung geht aber schnell vorwärts. Wir bleiben am Ball.

Vision und Robotik gelten schon seit Längerem als Erfolgsduo. Welche Bedeutung hat dieses Thema allgemein im Fertigungsbereich und welche innerhalb des Baumer-Portfolios?

Dr. O. Vietze: Mit unserem erprobten Verisens-Vision-Sensor haben wir letztes Jahr eine Anbindung an die kollaborativen Roboter von Universal Robots realisiert. Damit lassen sich einfach autonome Handlingslösungen realisieren, bei denen der Verisens-Vision-Sensor den Roboter direkt steuert. Zusätzliche Steuerungen oder PC sind dabei nicht erforderlich. Auch unsere smarten Profilsensoren der neuesten Generation unterstützen dabei, einen Roboter auf den Millimeter genau zu Positionieren. Da hilft es, das unsere Smart-Vision-Lösungen eine Vielzahl an Protokollen direkt mit an Board haben. So sind sie dadurch in der Lage, direkt mit einem Roboter zu kommunizieren, ohne dass eine Komponente zwischengeschaltet werden muss.

Bitte geben Sie abschließend noch einen kurzen Ausblick: Mit welchen Top-3-Innovationenwerden Sie sich 2021 vom Wett­bewerb abheben und zusätzlichen Kundennutzen schaffen?

Dr. O. Vietze: Unsere Innovationsoffensive und Produktentwicklungen haben wir in 2020 trotz Corona und einem leichten Umsatzrückgang aktiv vorangetrieben und sogar weiter ausgebaut. Entsprechend kommen dieses Jahr viele neue Produkte und Produktverbesserungen rund um die smarten Sensorlösungen auf den Markt. Einen echten Meilenstein stellt unsere bereits erwähnte Baumer Engineering Suite dar. Diese Softwarelösung unterstützt unsere Kunden bei der Inbetriebnahme, Parametrierung und dem Monitoring von IO-Link-Sensoren. Aktuell befinden wir uns mit ausgewählten Kunden in der Pilotphase. Die Markteinführung wird im Laufe des Sommers erfolgen. Zeitnah werden wir unser gesamtes Sensorportfolio in diese Plattform integrieren. Dadurch muss der Anwender nicht zwischen verschiedenen Tools wechseln und kann seine Arbeit effizienter gestalten.

Ein weiteres Highlight sind sicherlich unsere smarten Profilsensoren der OX-Serie. Sie sind in einem sehr kompakten Gehäuse ausgeführt und es lassen sich Mess- und Positionieraufgaben mit einem Webinterface einfach parametrieren und in Betrieb nehmen. Speziell in der Robotik haben wir dazu eine gute Resonanz erhalten.

Generell lässt sich sagen: Nach einem fulminanten Start ins Jahr 2021 haben wir den Corona-Dip bereits hinter uns und sind sehr optimistisch, unsere Wachstumsstrategie weiter fortzusetzen.
 

Inge Hübner
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