Ganze Fabriken mit digitalen Zwillingen planen und betreiben

Mithilfe einer VR-Brille können Kunden und Vertrieb gemeinsam in das Metaverse eintauchen

Mithilfe einer VR-Brille können Kunden und Vertrieb gemeinsam in das Metaverse eintauchen (Quelle: Igus)

Das Metaverse hat auch das Potenzial, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kunden zu revolutionieren

Das Metaverse hat auch das Potenzial, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kunden zu revolutionieren (Quelle: Igus)

Wie das Metaverse das Engineering verändert, zeigt die Digital Native Factory von Siemens im chinesischen Nanjing, ein Fertigungszentrum, in dem das Unternehmen CNC-Systeme, Antriebe und elektrische Servomotoren herstellt. Die Besonderheit: der sogenannte Digital-Twin-Ansatz. Dabei hat Siemens vor dem Bau der Fabrik die gesamte Infrastrukturinklusive aller Maschinen und Anlagen mit einem digitalen Zwilling simuliert. So konnte das Unternehmen Gebäudeabmessungen, Materialflüsse und Medienversorgungen, wie Stickstoff, Strom und IT, genauer denn je planen. Getreu dem Motto: In der digitalen Welt optimieren, um es in der realen Welt beim ersten Mal richtig zu machen. Das Ergebnis: Das Unternehmen hat Planungsfehler frühzeitig ausgeräumt, die früher viel Geld und Zeit kosteten. Dank der digitalen Planung konnte die Produktivität der Fabrik um 20 % gesteigert werden. Doch damit nicht genug. Im nächsten Schritt plant Siemens, digitale Zwillinge zu schaffen, die nicht nur wie echte Maschinen aussehen, sondern sich auch genauso verhalten. Bedeutet: Simulieren Techniker beispielsweise einen Temperaturanstieg in der Umgebung, können sie die Reaktionen der digitalen Zwillinge betrachten und Eins zu Eins Rückschlüsse auf die Realität ziehen.

Kölner Kunststoffspezialist entwickelt eigenes Paralleluniversum

Siemens ist in Deutschland allerdings nicht das einzige Unternehmen, welches das Potenzial des Industrial Metaverse erkannt hat. Auch der Kunststoffspezialist igus aus Köln, der 2022 zum ersten Mal die Umsatzmilliarde erreicht hat, experimentiert mit der virtuellen Realität. Unter anderem, um den Vertrieb zu revolutionieren. So können Kunden bei Beratungsterminen eine Virtual-Reality-Brille aufsetzen und in das sogenannte iguversum eintauchen – ein virtueller Raum, in dem alle Produkte als digitale Zwillinge erlebbar sind. Fast hautnah zu bestaunen ist beispielsweise das 3D-Modell eines Mini-Vans, in dem motion plastics aus Hochleistungskunststoffen von igus verbaut sind. Oder ein Fahrrad, das zu 100 % aus Kunststoff besteht. Darüber hinaus auch Infrastruktur, wie das 3.800 m2 große Labor, das an hunderten Stationen jedes Jahr tausende Produkte testet. „Wir begeben uns mit dem iguversum auf einen neuen Weg des Präsentierens, Verkaufens und Engineerens“, sagt igus-Geschäftsführer Frank Blase. Auf einen Weg, der einen besonderen Eindruck auf Menschen macht. So ist es laut F. Blase im Vergleich zu klassischen Vertriebs-Tools, wie Broschüren und Powerpoint-Präsentationen, wesentlich wahrscheinlicher, dass sich Kunden an Erlebnisse aus der virtuellen Realität erinnern. Das bestätigen auch Besucher der Messe IAA Transportation 2022 in Hannover, welche auf dem Messestand von igus die Anfänge des iguversums bestaunten. „Wir waren ungefähr eine Stunde im igus-Paralleluniversum. Mit unseren virtuellen Händen konnten wir die Produkte groß und klein ziehen und im Detail ansehen“, sagt Dina Reit, Geschäftsführerin bei SK Laser, ein Produzent von Laseranlagen aus Wiesbaden-Nordenstadt. „igus geht damit die ersten Schritte in Richtung Metaverse im Maschinen- und Anlagenbau und das birgt großes Potenzial für Produktpräsentationen.“

2 / 3

Ähnliche Beiträge