Interview mit Panu Virolainen
Wie berücksichtigt ABB Motion Nachhaltigkeit in der Produktentwicklung und der Innovationsstrategie?
P. Virolainen: Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt unserer Strategie bei ABB Motion. Wir sehen uns als wesentlichen Treiber für den Übergang zu einer nachhaltigeren Zukunft, ohne dabei die Produktivität unserer Kunden aus den Augen zu verlieren. Unsere drei Haupthebel für Nachhaltigkeit sind Energieeffizienz, Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft.
Die Energieeffizienz ist der zentrale Aspekt unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Wir arbeiten ständig an der Verbesserung der Effizienz unserer Motoren und Antriebstechno logien. Elektrische Antriebe sind eine hervorragende Möglichkeit, den Energieverbrauch in einem elektrischen Antriebsstrang zu optimieren. Darüber hinaus bieten wir digitale Lösungen an, die es ermöglichen, die Leistung von Motoren und Antrieben weiter zu verbessern und Energie zu sparen. Hierzu gehören Condition Monitoring und vorausschauende Wartung.
Im Bereich der Dekarbonisierung unterstützen wir sowohl die Industrie als auch den Energiesektor. Wir entwickeln zum Beispiel Technologien für Windturbinen, um die Erzeugung erneuerbarer Energien voranzutreiben. Gleichzeitig arbeiten wir daran, industrielle Prozesse von fossilen Brennstoffen auf elektrische Lösungen umzustellen. Das betrifft zum Beispiel die Umstellung von Dampf- und Gasturbinen auf elektrische Antriebe.
Schließlich ist die Kreislaufwirtschaft ein wichtiger Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Das heißt, wir entwickeln hochwertige Produkte mit langer Lebensdauer. Außerdem bieten wir Rücknahmeprogramme an, um sicherzustellen, dass Produkte am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden können. Nicht zuletzt verwenden wir nachhaltige Materialien im Produktdesign. Ein Beispiel dafür sind unsere Synchronreluktanzmotoren, die keine Seltenen Erden benötigen. Diese Materialien haben oft große Nachhaltigkeitsvorteile, da sie umweltfreundlicher sind und leichter recycelt werden können.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung im Portfolio von ABB Motion?
P. Virolainen: Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle in unserer Strategie. Wir haben rund 1 600 Mitarbeiter, die in der Forschung und Entwicklung arbeiten, und etwa 40 % davon sind im Bereich Software und Digitalisierung tätig. Das zeigt, wie wichtig dieses Thema für uns ist.
Die Digitalisierung zieht sich durch die gesamte Wertschöpfungskette – von der Produktauswahl über die Konfiguration und Inbetriebnahme bis hin zum laufenden Betrieb. Ein großer Teil unserer digitalen Arbeit konzentriert sich auf die Optimierung der Betriebseffizienz. Wir entwickeln Tools und Lösungen, mit denen unsere Kunden den Gesundheitszustand ihrer Anlagen überwachen, vorausschauende Wartung durchführen und die Energieeffizienz verbessern können.
Dies beginnt mit der Konnektivität: Unsere Produkte müssen zunächst mit dem Internet verbunden sein, damit wir Daten erfassen können. Mithilfe intelligenter Analysen wandeln wir diese Daten dann in nützliche Informationen um, mit denen der Betrieb optimiert und die Zuverlässigkeit der Anlagen erhöht werden kann. Letztendlich hilft uns die Digitalisierung, das volle Potenzial unserer Produkte auszuschöpfen und unseren Kunden Mehrwert in Form von Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu bieten.