Nachträgliche Modell-Erstellung
Bild 04: In diesen nachträglich erstellten digitalen Zwilling des Gebäudes müssen dann kontinuierlich Geräte- und Wartungsdaten aus dem Facility Management einfließen. Sind vernetzte Komponenten verbaut, die Verbrauchs- und Umgebungsdaten erfassen, können nicht nur Terminpläne für Wartungen erstellt, sondern auch Energieflüsse und Verschleißgetracktwerden. EineaufdieserDatengrundlage arbeitende KI-gestützte Analysesoftware ist dann in der Lage, Szenarios für verschiedene Belastungs- oder Ausbaukonzepte zu berechnen und so bei Investitionsentscheidungen zu unterstützen. (Quelle: Schneider Electric)
In Bestandsgebäuden ist eine vergleichbare Menge an digitalen Daten nicht verfügbar. Häufig ist bereits die Dokumentation der Installation lückenhaft, da die Pläne bei der Übergabe von Bauausführung in den Betrieb nicht aktualisiert und spätere Änderungen nicht nachgetragen wurden. Im besten Fall sind 2D-Pläne, Datenblätter und Funktionsbeschreibungen vorhanden, doch meist existieren lediglich Architektur-Pläne. Um festzustellen, wie alt die Anlagen sind, welche Komponenten sie enthalten und in welchem Zustand diese sind, ist daher meist ein Rundgang durch die Räumlichkeiten nötig. Ein Techniker muss Leitungsquerschnitte, Modellnummern und Baujahre manuell erfassen. Das ist nicht nur zeitaufwendig und entsprechend teuer; bei einem größeren Komplex mit mehreren Gebäuden kann es durchaus vorkommen, dass am anderen Ende der Anlage schon wieder eine Wartung durchgeführt, ein Bauteil ausgetauscht oder ein neuer Verbraucher angeschlossen wurde, bevor die eigentliche Datenaufnahme beendet ist. Zudem würde es enorme Zeit-und Personalressourcen beanspruchen, ein BIM-Modell ohne technische Unterstützung aktuell zu halten.
Um nachträglich ein Software-Double eines Gebäudes zu erstellen und es dann instand zu halten, ist eine Reihe von Maßnahmen notwendig. Moderne Kameratechnik und Software machen es möglich, 3D-Scans von Innenraum und Fassade eines Gebäudes anzufertigen, die als Basis des digitalen Zwillings dienen können. Physische Assets, wie Schaltanlagen und Maschinen, sowie die Gebäudeleittechnik müssen digital nachgebildet und in das Gebäudemodell integriert werden. Eine Richtlinie für diesen Prozess der Digitalisierung eines Bestandsgebäudes und seiner Einbindung in den BIM Prozess stellt die VDI 6070 zum Raumbuch dar.
In diesen nachträglich erstellten digitalen Zwilling des Gebäudes müssen dann kontinuierlich Geräte-und Wartungsdaten aus dem Facility Management einfließen. Sind vernetzte Komponenten verbaut, die Verbrauchs-und Umgebungsdaten erfassen, können nicht nur Terminpläne für Wartungen erstellt, sondern auch Energieflüsse und Verschleiß getrackt werden. Eine auf dieser Datengrundlage arbeitende KI-gestützte Analysesoftware ist dann in der Lage, Szenarios für verschiedene Belastungs- oder Ausbaukonzepte zu berechnen und so bei Investitionsentscheidungen zu unterstützen (Bild 4).
Effizienzgewinne maximieren
Damit ein einmal erstellter digitaler Zwilling aktuell bleibt, sind unter anderem Echtzeitdaten, etwa aus der Energieverteilung, nötig. Das dafür erforderliche Energiemonitoring lässt sich zwar mit funkbasierter Technologie, wie den kabellosen Powertags von Schneider Electric, nachrüsten. Wird in einem Bestandsgebäude aber ohnehin die ganze Niederspannungsschaltanlage modernisiert, bietet es sich an, direkt auf Smart Panels umzusteigen. Denn so können Gebäudeautomation und Elektrotechnikzusammengeführt werden.
Smart Panels sind effiziente Niederspannungsschaltanlagen, die sich durch eine integrierte Systemsteuerung auszeichnen. Sie messen selbsttätig Stromverteilung und Stromverbrauch, vernetzen angeschlossene Lastabnehmer und steuern die Last aufgrund der gewonnenen Daten. Ist das Bestandsgebäude mit vernetzten Komponenten oder Smart Panels ausgestattet, machen sich Energiemonitoring-Systeme, wie der Power Monitoring Expert (PME), rasch bezahlt. Als Teil der EcoStruxure-IoT-Architektur sammelt und ordnet PME die von Energiezählern und Sensoren gelieferten Daten, erstellt eine Voranalyse und visualisiertdiese. Soträgteineadäquate, vernetzte Schaltanlage im Neubau und Bestand zum digitalen Zwilling und damit zu einem effizienten Facility Management bei.
Fazit
Die Digitalisierung im Schaltschrankbau bietet enorme Potenziale: Mehr Intelligenz bedeutet mehr Effizienz, weniger Aufwand und größere Einsparpotenziale. Damit diese Potenziale in Form eines digitalen Zwillings voll ausgeschöpft werden können, sind aber auch die Hersteller gefordert, Barrieren abzubauen. Statt in Insellösungen zu denken, müssen sie den gesamten Prozess in den Blick nehmen, wie es Schneider Electric und seine Partner bereits tun.
Literatur
- Schneider Electric GmbH, Ratingen: www.se.com
- Alpi Deutschland GmbH, Viernheim: www.alpisoftware.com/de
- IGE+XAO Software Vertriebs GmbH, Mönchengladbach: www.igexao.com