Interview: Jörg Ottersbach

Abbildung von J. Ottersbach mit einem Kabel

J. Ottersbach: „Die Energieführung tordiert in sich, verlängert und verkürzt sich spiralförmig wie bei einem Teleskopauszug um bis zu 40 %“ (Quelle: Igus)

Abbildung von Triflex-R-Ketten der Serie TRE

TRX kann einfach mit bestehenden Triflex-R-Ketten der Serie TRE verbunden werden (Quelle: Igus)

Aber wie haben Sie das innerhalb einer Energiekette realisiert?

J. Ottersbach: Natürlich war es nicht trivial, ein Rückzugsystem in eine Energiekette zu integrieren, da Kupferleitungen nicht so einfach gestreckt werden können. Die Lösung: Die Kettenglieder sind wie ein Gewinde aufgebaut. Die gesamte Kette entspricht im Prinzip einer großen Schraube, in welche die Leitungen in Form einer Spirale eingelegt werden. Die Energieführung tordiert in sich, verlängert und verkürzt sich spiralförmig, wie bei einem Teleskopauszug, um bis zu 40 %. Das integrierte Rückstellband bringt die Kettenglieder immer wieder in ihren Ausgangspunkt. Die Rückzugkraft ist einstellbar.

Wie erfolgt die Montage der Leitungen und der Kette selbst?

J. Ottersbach: Die Leitungen werden in Form einer Wendel in die Kette hineingelegt und mithilfe der Kette sicher in der Bewegung geführt. Zusätzlich sind die Leitungen und Schläuche in der Mitte der TRX befestigt, damit sie beim Ziehen an der Kette nicht die Position verlassen.

Die TRX kann flexibel mit den mitgelieferten Anschluss-elementen fixiert werden und bis zur Achse 6 um die passende Triflex-R-Kette ergänzt werden. Jedes Element ist beliebig oft anreihbar und bietet entsprechend der Triflex-Reihe Mindest-Biegeradien, Torsions-Anschläge sowie das Easy-Prinzip zum Einlegen der Leitung von außen.

Werden Sie die Lösung auch konfektioniert anbieten?

J. Ottersbach: Davon gehen wir aus. Der Readychain-Service wird bei unseren Kunden generell gut angenommen und gerade bei den Roboterketten ist dabei einiges zu beachten. Zudem sind in der Robotik oft Großserien gefragt. Deswegen werden wir die Roboterketten natürlich kundenspezifisch aufbauen – mit den ersten sieben bis acht Kettengliedern als Triflex-Kette und dann die teleskopierbare Triflex-TRX – und diese auch vorkonfektioniert mit Energie-, Steuer- und Pneumatik-Leitungen liefern, sodass die Montage möglichst schnell und problemlos ablaufen kann.

Wann wird die Lösung am Markt verfügbar sein?

J. Ottersbach: Im Moment befinden wir uns noch in der Entwicklung der benötigten Werkzeuge, ich gehe allerdings davon aus, dass wir im Winter 2021 eine erste Variante verfügbar anbieten können. Dies wird die Größe TRE.70.B sein.

Welche Ausführungen soll es sonst noch geben?

J. Ottersbach: Der 60er-Prototyp wurde bereits gebaut. Noch kleiner wird wohl keinen Sinn machen. Wir könnten uns aber die Größen 85 und 100 als nächste Entwicklungsschritte vorstellen. Dazu sind aber noch weitere Tests in unseren Labors vonnöten. Auch hinsichtlich der jeweiligen Füllmenge, schließlich stellt ein Druckluftschlauch nun einmal andere Anforderungen als eine Profibus-Leitung.

Ich gehe aber davon aus, dass wir – auch mit einem Rückzugsystem – die Zugbelastungen der Leitungen so gering halten können, dass wir auch für kleine Leitungsquerschnitte eine hohe Lebensdauer bieten können, wie man es von uns gewohnt ist.

Frank Nolte
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