
Das MX-System ergibt mit der robusten Baseplate und aufgesteckten Funktionsmodulen aus den Bereichen IPC, IO, Motion, Relais und System eine hochflexible und schaltschranklose Automatisierungslösung in der Schutzart IP67. (Quelle: Beckhoff)
Was sind die entscheidenden Vorteile Ihres MX-Systems gegenüber der traditionellen Schaltschranktechnik?
D. Siegenbrink: Das MX-System [1] bietet gegenüber dem klassischen Schaltschrank unter den verschiedensten Aspekten zahlreiche Vorteile. So erleichtert sich die Projektierung erheblich, u. a. durch die minimierte Bauteilanzahl und um bis zu 80 % reduzierte Stücklisten. Der Wegfall der Schaltschränke ermöglicht zudem reduzierte Maschinen-Footprints und Kabelwege. Blickt man auf den internationalen Kundenmarkt des Maschinenbauers ergeben sich Vorteile durch die UL/CSA- und IEC-Zertifizierung des MX-Systems, denn damit ist unsere Lösung ohne Anpassungen weltweit einsetzbar. Sowohl für den Maschinenbauer als auch für den Endkunden ist interessant, dass das Plug-and-play-Prinzip dieser steckbaren Systemlösung immens Zeit spart, Verdrahtungsfehler vermeidet sowie den Aufbau und die Montage auch durch fachfremdes Personal ermöglicht. Gerade Letzteres gewinnt durch den zunehmenden Fachkräftemangel immer mehr an Bedeutung.
„Das MX-System ändert die Art und Weise, wie im Maschinenbau konstruiert und installiert wird“, sagt Ludger Martinschledde, Geschäftsführer der Schirmer Maschinen GmbH, der erste Anwender aus dem Serienmaschinenbau für das MX-System. Was heißt das konkret?
D. Siegenbrink: Das Stichwort ist modularer Maschinenbau. Maschinen bestehen aus funktionalen sowie logistischen Gründen häufig aus einzelnen Stationen/Modulen. In der Regel ist es so, dass die elektrische Installation die Modularisierung konterkariert, weil die Schaltschränke an zentralen Orten untergebracht sind. Es gibt dann beispielsweise fünf Maschinenmodule und einen Schaltschrank. Die vollständige elektrische Installation sowie der Test der einzelnen Module sind in diesen Fällen nur möglich, wenn alle Module räumlich korrekt zueinander angeordnet sind. Der Baukasten des MX-Systems ermöglicht es standardisiert, den zentralen Schaltschrank in kleine Teilpakete zu zerlegen, um diese dann direkt an den Maschinenmodulen platzsparend unterzubringen. Für den Maschinenbauer bedeutet dieser Verzicht auf Schaltschränke den Wegfall konstruktiver Zwänge sowie zahlreiche Freiheiten in der Konstruktion. Das MX-System passt daher hervorragend gerade zu einem innovativen und lösungsorientierten Maschinenbauer wie Schirmer und dessen Konzept, individuelle Maschinen auf Basis von weitgehend standardisierten Prozessmodulen zu entwickeln. Ergebnis sind kundenspezifische Lösungen mit hoher Ausbringungsleistung und Flexibilität in Bezug auf Produkte – hier Fensterprofile – und Prozesse.
Der Schaltschrank zeichnet sich gewöhnlich durch eine hohe Vielfalt aus. Welche Komponenten können Sie mittlerweile mit dem MX-System abdecken?
D. Siegenbrink: Wir haben bislang über 100 reale Applikationen begutachtet und diese erfolgreich in entsprechende MX-Systeme transformiert. Die Anfragen stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Prüfständen über Verpackungsmaschinen bis hin zur Automatisierung von Brauereien. Die angesprochene Vielfalt in Schaltschränken sehen wir auch. Unsere Einschätzung ist aber, dass bislang zu wenig Standardisierung betrieben wird. Letztendlich ist der Schaltschrank nur ein Mittel zum Zweck. Wenn man auf die Maschinenseite schaut, entdeckt man dort Aktoren, Sensoren und Motoren. Auf dieser Seite wurde in den letzten Jahren herstellerübergreifend unter anderem durch den Einsatz von IO-Link bereits viel standardisiert. Der Fokus des MX-Systems liegt darauf, für diese Geräte die passenden Anschlusspunkte zur Verfügung zur stellen. Aspekte wie die Absicherung sehen wir als integralen Bestandteil dieser Anschlusspunkte und nicht mehr als einzelne Funktion, wie es bislang im Schaltschrank der Fall war. Dieser Ansatz reduziert die Vielfalt und damit auch die Komplexität. Neben den Modulen, welche direkt mit den Feldgeräten verbunden werden, gibt es auch Industrie-PC-Netzteile sowie Module zur Verteilung von Ethercat und Spannungen zu weiteren MX-System-Stationen. Insgesamt zeigt sich, dass eine schaltschranklose Maschine mit unserem MX-System für jede Applikation interessant ist.