Kombination dezentraler Systeme

Abbild Kanban Tafel

Bild 3: Kanban Tafel (Quelle: Mikrolab)

Sowohl bei „eKanban“ als auch bei einem dezentralen Transportmanagement profitieren Unternehmen von einem geringen Planungs- und Koordinationsaufwand, da die beiden Systeme dies per Definition selbst erledigen. Kombiniert man nun „eKanban“ mit einem Transportmanagement, so reduziert sich der Aufwand weiter: Immer dann, wenn ein leerer oder neu befüllter Behälter bewegt werden soll, wird nun automatisch ein passender Transportauftrag generiert. Das stellt gleichzeitig sicher, dass jeder Kanban-Behälter auch wieder in den richtigen Kreislauf eingespeist wird. Parallel dazu zeigt die „eKanban“- Tafel immer den aktuellen Zustand aller Behälter im Kreislauf an. Zur Unterstützung eignen sich beispielsweise wiederbeschreibbare RFID-Tags, die Informationen über den Kanban-Kreislauf sowie über das Material im Behälter dezentral speichern. Alternativ ist die Kennzeichnung der Behälter mit einem Barcode möglich, wobei alle zugehörigen Informationen dann zentral im System gespeichert werden. Denkt man das bisher entwickelte Szenario noch einen Schritt weiter, so könnte das Transportmanagement über eine Schnittstelle mit einem führerlosen Transportsystem gekoppelt sein. Dann würden die Transportaufträge dort mittels Routenoptimierung in eine passende Reihenfolge gebracht und automatisch abgearbeitet werden. Alternativ unterstützen mobile Anwendungen den reibungslosen Ablauf bzw. erhöhen die Flexibilität bei der Generierung von Transportaufträgen. So ließe sich ein Transportauftrag auch mittels einer mobilen App generieren, sobald zum Beispiel ein Transportmittel ausfällt und ein anderer Transporteur die liegen gebliebenen Aufträge übernehmen muss.

Zentrale Synchronisation mit einem MES

Unabhängig von der Anwendung und deren Automatisierungsgrad ist die ständige Synchronisation mit einem zentralen System unabdingbar – einerseits aus Transparenzgründen und andererseits, um kritische Situationen möglichst früh erkennen und nach Möglichkeit umgehen zu können. Ein System, das viele dezentrale Prozesse synchronisieren soll, muss dazu zum einen über ein breites Feld an Informationen verfügen und zum anderen echtzeitfähig sein, um die vorhandenen Informationen auch nutzen zu können. Gemäß der VDI-Richtlinie 5600 erfüllt ein Manufacturing Execution System (MES), wie Hydra von MPDV, genau diese Anforderungen und eignet sich daher als zentrale Informations- und Datendrehscheibe in der Produktion. Das Wissen über die Maschinen und Werkzeuge, das Material, die Aufträge sowie das Fertigungspersonal befähigt ein MES, zentrale Synchronisationsaufgaben zu übernehmen. Andererseits kann ein solches System auch dezentrale Planungsszenarien überwachen und synchronisieren. Schließlich bleibt die Aufgabe, alle in der Fertigung erfassten Daten so weit zu verdichten, dass diese an ein überlagertes ERP-System zurückgemeldet werden können. Und spätestens hier wird deutlich, dass eine dezentrale Organisation zwar von großem Vorteil sein kann, ab einem gewissen Punkt eine zentrale Instanz jedoch unverzichtbar ist.

Der Weg zur Dezentralisierung

Die Vorteile einer Dezentralisierung liegen auf der Hand:
・ Dezentrale Intelligenz und Entscheidungsfreiheit reduzieren sowohl den Planungsaufwand als auch die Komplexität an zentraler Stelle.
・ Wichtig dabei ist die Synchronisation mit einer zentralen Instanz, zum Beispiel mit einem MES.
・ Die eingesetzte Technologie spielt meist eine untergeordnete Rolle und unterstützt lediglich die dezentral organisierten Prozesse.
Nun liegt es an jedem Fertigungsunternehmen selbst, die Ausgangssituation zu analysieren und zu definieren, welche Ziele erreicht werden sollen. Die Einführung eines MES als zentrale Informations- und Datendrehscheibe ist in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung – die Umstellung auf dezentral organisierte Abläufe in Fertigung und Intralogistik ein zweiter.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Kletti
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