Nach der Inbetriebnahme ist vor der Inbetriebnahme

Der PFC200 von Wago als Fernwirkstation (RTU) der Serie 750 ist das Herz und Hirn der Fernwirkanlage in der Kundenstation

Bild 02: Der PFC200 von Wago als Fernwirkstation (RTU) der Serie 750 ist das Herz und Hirn der Fernwirkanlage in der Kundenstation (Quelle: Leonhard Weiss)

Doch wie läuft die Inbetriebnahme einer Station eigentlich ab? Dazu lässt sich sagen: Nach der Inbetriebnahme ist vor der Inbetriebnahme. „Es gibt bei uns eine Vorinbetriebnahme mit einem IO- beziehungsweise Built-in-Test. Sobald wir die Fernwirkanlage bekommen, wird das Projekt ausgewählt und dann in der Fertigung die Fernwirkanlage mit der Mittelspannungsanlage verbunden. Das heißt: Wir machen dann die ganzen Steuerverdrahtungen, die Parametrierung und einen sogenannten Pre-Test, einen IO-Vortest, mit der Schaltanlage.“ So wissen C. Kong-Lochbihler und seine Kollegen, dass alle Befehle und Meldungen entsprechend ankommen, die Feldbusverbindungen funktionieren und die entsprechenden Register ausgelesen werden.

„Danach wird alles demontiert und zum Stationshersteller geliefert. Dort wird alles wieder komplett installiert und dann die Trafostation als fertige Kompletteinheit ausgeliefert.“ Erst dann passiert die eigentliche Inbetriebnahme der Fernwirkanlage. „Sie erfolgt dann mit dem jeweiligen Netzbetreiber zusammen, aber das wird dann aus der Ferne erledigt. Ein Monteur von uns ist vor Ort und unser Software inbetriebnehmer loggt sich dann nur noch ein und betreut das – von unserem Hauptstandort Göppingen aus.“

„Die Hard- und Softwarelösung von Wago können wir für einen Großteil unserer Trafostationen in Sachen Ladeinfrastruktur verwenden – aber auch für alle von uns belieferten Bezugskunden.“ 30 Schaltschränke inklusive Parametriersoftware von Wago hat Leonhard Weiss 2021 bereits verbaut, 40 weitere sind für 2022 bestellt und bereits verplant – diese jedoch mit integriertem Modem. An einer weiteren Visualisierung arbeitet dasUnternehmen mit Wago gemeinsam. „Damit wollen und können wir für uns, als Betriebsführer einiger Trafostationen, aber auch für unsere Kunden einen Mehrwert schaffen, weil wir damit auch nach Inbetriebnahme Fernzugriff auf die Stationen haben und diese monitoren können.“

Europäischer Ladenetzanschluss gestaltet sich schwierig

Als Bauunternehmung ist Leonhard Weiss in den Geschäftsbereichen Gleisinfrastrukturbau, Ingenieur- und Schlüsselfertigbau und dem Straßen- und Netzbau aktiv und zählt mittlerweile zu den größten Bauunternehmen im süddeutschen Raum. Die Bauunternehmung ist nicht nur in Deutschland tätig, sondern bedient auch Kunden im europäischen Raum, insbesondere in nord- und osteuropäischen Ländern.

AuchdasLadenetzwirdeuropaweitausgerollt, unddeutsche Anbieter erweitern ihr Ladenetzwerk um europäische Standorte. Ist da der Ladeinfrastrukturanschluss und-betrieb nicht auch ein Markt für den Stationsbau von Leonhard Weiss? „Nein, derzeit nicht“, heißt es. Denn der regelkonforme Anschluss gestaltet sich schwierig, weiß C. Kong-Lochbihler. „Die rechtlichen und technischen Vorschriften in europäischen Ländern sind sehr unterschiedlich ausgelegt und ausgeprägt. Deshalb agieren wir im Stationsbau auf dem deutschen Markt.“ Hierbei fokussiert sich Leonhard Weiss jedoch nicht auf einen Kunden oder eine Dienstleistung, sonderndecktwieerwähntdieganze Wertschöpfungskette ab – von der Beratung bis zur Trafostationsauslieferung, der Erstellung des Netzübergabepunktes, Lieferung und Errichtung von Ladesäulen und Ladeinfrastruktur, zudem die After-Sales-Betreuung und den Maintenance-Service. „Wir übernehmen damit auch Betreiberpflichten, die Betriebsführung der Trafostationen und führen die zyklischen Maßnahmen von AC- und DC-Ladesäulen durch“, sagt er und nennt beispielhaft die jährliche visuelle Inspektion sowie Wiederholungsprüfungen gemäß DGUV 3 (Bild 1).

Vom Netzanschluss zum Last- und Energiemanagement

Gerade als Bauunternehmung mit drei Geschäftsbereichen betrachtet Leonhard Weiss das Thema E-Mobilität nicht isoliert. Die Ausschreibung des Deutschlandnetzes für Schnell ladestandorte und die großen Ladenetzbetreiber und auch Automobilhersteller, die ihre eigenen Ladehubs errichten und ausbauen, ist das eine. Das andere sind daran anknüpfend Industrie, Gewerbe und Wohnhäuser, die in Sachen E-Mobilität nachrüsten müssen.„ Insbesondere hier sehen wir ein großes Geschäftsfeld.“ Gewerbe und Industrie müsse etwas anders gedacht werden. „Hier ist meist eine Trafostation vorhanden, die Ladeinfrastruktur wird dann nachgerüstet.“ Neben physischem Platz in den Stationen gilt es dann auch, die unterschiedlichen Assets, wie beispielsweise Erzeugungsanlagen, und Verbraucher, wie Gebäude oder Produktion, durch ein dynamisches Lastmanagement mit der Ladeinfrastruktur zu verbinden. Die Herausforderung dabei: Systemkompatibilität und Schnittstellenmanagement. Hier hat man Wago schon beauftragt, ein Lastmanagement nach den Bedürfnissen von Leonhard Weiss zu konzipieren.

Literatur

  1. Wago GmbH & Co. KG, Minden: www.wago.com
  2. Leonhard Weiss GmbH & Co. KG, Satteldorf: www.leonhard-weiss.de
Christian Schubert ist Business Development Manager Energy bei Wago in Minden.
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