
Das Energieverteilsystem CrossBoard wurde um eine Version für 800 A Bemessungsstrom ergänzt. (Quelle: Wöhner)
Das CrossBoard hat sich seit seinem Markteintritt als modulares und offenes System bewährt. Welche Highlights bietet das Sammelschienensystem?
T. Büttner: Das Sammelschienensystem CrossBoard haben wir seit 2016 im Produktangebot. Damals war es das erste auf dem Markt verfügbare vormontierte Energieverteilsystem, oder wie wir es bezeichnen: Out-of-the-box-System, mit einem Bemessungsstrom von 125 A. 2022 haben wir das CrossBoard-Portfolio um weitere Längen von 300 mm bis 1 100 mm erweitert und bei diesen den Bemessungsstrom auf 160 A angehoben. Von der äußeren Erscheinung ist es weitestgehend gleich geblieben. Diese Längen kann der Kunde entsprechend seinen Anforderungen vorkonfektioniert bei uns beziehen. Des Weiteren haben wir durch das Upgrade eine neue Schnittstelle an der Rückseite des CrossBoards geschaffen, wodurch eine rückseitige Einspeisung erfolgen kann, die gleichzeitig auch als Haltemodul fungiert. Die ursprünglich für 160 A zertifizierten Varianten des CrossBoards sind übrigens seit Kurzem für einen Bemessungsstrom von 250 A gemäß IEC und UL geprüft und zertifiziert.
Welche Anforderungen aus dem Markt wurden bei der Entwicklung berücksichtigt?
T. Büttner: Bei der Entwicklung der Systemwelt CrossBoard haben wir von Anfang an die Wünsche unserer Kunden realisiert. Bisher bekannte Energieverteilsysteme besitzen klassischerweise eine Sammelschiene aus Flachkupfer, bei der die Komponenten mittels Klemmkontaktierung montiert werden. Bei der Entwicklung des CrossBoards wurde eine geschlitzte Spezialkupferschiene für die Steckkontaktierung bis 160 A entwickelt. Hierdurch ergeben sich Vorteile bei der Montage der Komponenten, da diese werkzeuglos und mit geringem Zeitaufwand montiert werden können.
Auf der diesjährigen Hannover Messe wurde ein Upgrade des Energieverteilsystems vorgestellt. Könnten Sie uns kurz die Neuerungen vorstellen?
T. Büttner: Das auf der Hannover Messe vorgestellte System ist für einen Bemessungsstrom bis 800 A gemäß IEC und UL zugelassen. Die umfänglichen Zertifizierungen sind für unsere Systeme essenziell und von Beginn an fester Bestandteil der Entwicklung, da diese weltweit eingesetzt werden. Des Weiteren wurde beim CrossBoard 800 A die bisherige Schiene weiterentwickelt. Es wird nun eine Hybridschiene mit insgesamt drei Schnittstellen für die elektrische und mechanische Kontaktierung verbaut: eine für die rückseitige Einspeisung bis 800 A, eine für die patentierte Steckkontaktierung von Geräten bis 160 A sowie eine mit der bewährten Klemmkontaktierung für Geräte über 160 A. Die Hybridschiene ist somit nicht nur eine einfache Sammelschiene, sondern sie verbindet die bekannten Systemwelten CrossBoard und 60-mm-Sammelschienentechnik und lässt diese verschmelzen. Dadurch passen auf die gleiche Schiene unsere bekannten 60Classic-Komponenten sowie die bisherigen CrossBoard-kompatiblen Produkte. Für Schaltgeräte von Wettbewerbern stehen Adapter zur Verfügung, sodass diese problemlos auf unseren Out-of-the-box-Systemen installiert werden können.
Beim Design der Hybridschiene wurde auf ein großes Oberflächen- zu Volumenverhältnis geachtet, wodurch eine optimale Wärmeableitung erreicht wird. Durch diese gute Wärmeableitung werden gegenüber bisherigen vergleichbaren Anwendungen bis zu 40 % an Kupfer und somit Ressourcen eingespart. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Bemessungsstoßstromfestigkeit Ipk von 80 kA. Die Kurzzeitstromfestigkeit Icw beträgt 40 kA für eine Sekunde.
Welche Vorteile bietet die rückseitige Einspeisung?
T. Büttner: Der größte Vorteil der rückseitigen Einspeisung ist die enorme Platzersparnis auf der Vorderseite des Systems. Durch die großen Anschlussquerschnitte bei 800 A sprechen wir hier von einer Ersparnis von knapp 200 mm, der nun auf der Vorderseite für weitere Abgänge genutzt werden kann. Alternativ lässt sich dadurch aber auch die ganze Energieverteilung verkleinern: Durch die verschiedenen Längen kann einfach auf ein kürzeres CrossBoard gewechselt werden, wodurch wieder Ressourcen eingespart werden. Zusätzlich ermöglichen die rückseitigen Einspeise- und Befestigungsmodule eine werkzeuglose Plug-and-play-Montage des CrossBoards, was dem Installateur eine deutliche Zeitersparnis bei der Montage ermöglicht.
Die neue Generation des CrossBoards soll nicht nur ein Energie verteilsystem, sondern ein Energiemanagementsystem sein. Was ist damit gemeint?
T. Büttner: Das Out-of-the-box-System ist die Standardplattform für unsere gesamte Elektronikentwicklung. Somit bieten wir für das CrossBoard eine Vielzahl an eigenen Geräten an, wie Motorstarter, Netzteilen, Schalter für ohmsche Lasten etc. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, unser Messtechnikmodul CrossMT mit seinen digitalen Ein- und Ausgängen einzubinden, um so beispielsweise Schwell- und Grenzwerte zu setzen und entsprechende Schaltvorgänge durchzuführen. Bei den neuen Entwicklungen, wie zum Beispiel der rückseitigen und frontseitigen Einspeisung, können aber auch ganz herkömmliche Stromwandler in Kombination mit unseren Mess- und Monitoringmodulen Miez verbaut werden, sodass der Anwender in der Lage ist, seine gesamte Energieverteilung überwachen und auch steuern zu können.