Messstellen nicht rückwirkungsfrei

Abbild Jitter (Taktschwankung)

Bild 3: Deutliche Unterschiede zeigen die verglichenen TAP beim Jitter (Taktschwankung) (Quelle: IVG Göhringer)

In dem beschriebenen Fall wurde mit dem Kabelzertifizierer ein Kurzschluss zwischen den Datenleitungen festgestellt. Der Kurzschluss alleine ist schon problematisch, allerdings gab es auch ein Gerät, bei dem vier unterschiedliche Resonanzfrequenzen ermittelt wurden: jeweils zwei auf der Empfangsleitung des kommenden Ports und zwei auf der Empfangsleitung des abgehenden Ports. Diese können sich unter dem Einfluss der Luftfeuchtigkeit im Feld noch leicht verändern. Wird nun ein Kabel mit einer zufällig ungünstigen Länge eingesetzt, kann es zu einer Schwingung kommen, welche die Kommunikation stört und zum Ausfall führt. Wird das Kabel verlängert oder verkürzt, besteht die Möglichkeit, dass der Fehler entweder verschwunden ist oder stärker in Erscheinung tritt. In manchen Fällen kann ein „schlechteres“ Kabel, welches nicht den normativen Definitionen entspricht, zu einem funktionierenden Netzwerk führen. Jeder Anwender, der schon einmal Messergebnisse erhielt, für die es keine Erklärung gab, sollte jetzt hellhörig werden.

Es gibt auch Messgeräte am Markt, die den Kurzschluss nicht anzeigen. Das führt zu manchen Diskussionen vor Ort. Diese sind jedoch schnell beendet, wenn der TAP getauscht wurde und die Kommunikation ohne Telegrammverlust läuft. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Messver­fahren, welche die Folgen des Kurzschlusses im TAP ebenfalls zeigen.

Return loss – Rückflussdämpfung

Bei der Rückflussdämpfung (englisch: „Return loss“) ­handelt es sich um einen Reflexionsfaktor. Er gibt das ­Verhältnis vom eingespeisten zum reflektierten Signal an. Zu Reflexionen können Steckverbindungen, beschädigte Kabel oder fehlerhafte Geräte führen. Werden die reflektierten Signale zu stark, werden sie als Nutzdaten interpretiert. Das führt zu Fehlern in der Netzwerkkommunikation. Bei einem TAP mit Kurzschluss tritt genau diese Situation auf (Bild 1).
Eine weitere Möglichkeit ist die HDTDR-Messung (High Definition Time Domain Reflectometry). Dazu wird ein sehr kurzer Testimpuls auf die Leitung geschickt. Der an einer Schwachstelle reflektierte Teil des Signals wird vom HDTDR-Messgerät an der Einspeisestelle ausgewertet. Im gemessenen Beispiel waren die Reflexionen beim Fehler-TAP um den Faktor fünf stärker als bei der Vergleichsmessung mit dem einwandfreien TAP (Bild 2).

Betrachtung des Jitter

Als Jitter wird die zeitliche Abweichung vom Telegrammtakt bei der Datenkommunikation bezeichnet. Die Angabe ­erfolgt in der Regel in Nanosekunden oder Prozent. Je größer die Abweichung vom Idealzustand ist, desto größer ist das Risiko, dass die Übertragungsqualität unter dem Jitter leidet (Bild 3).

Fazit

Prinzipiell sollten Anwender ihren Messgeräten nie blind vertrauen. Erfahrene Messtechniker raten dazu, im Zweifelsfall immer ein weiteres Messverfahren anzuwenden. Dementsprechend gilt auch hier: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser.

Literatur:
[1] IVG Göhringer, Holzgerlingen: i-v-g.de

Gerhard Bäurle (Technikjournalist für IVG Göhringer)
3 / 3

Ähnliche Beiträge