RJ45 versus M12 – praktischer Einsatz

Abbild Steckverbinder-Tabelle

Beide Steckverbinder sind in den einschlägigen Normen und Verkabelungsrichtlinien der großen Nutzerorganisationen enthalten. Beide gibt es in feldkonfektionierbarer ­Ausführung, sodass sie vor Ort auf eine Leitung montiert werden können. Beide eignen sich für die Stromversorgung von Endgeräten über die Datenleitung mit Power over Ethernet Plus (PoE+) nach IEEE 802.3at. Und beide sind in indus­triellen Datennetzen bereits fest etabliert. Worin liegen also die Unterschiede – von der Gehäusebauform einmal abgesehen?
Mit dem RJ45 können Anwender durchgängig einen einzigen Steckertyp im gesamten Netz verwenden, vom Büroarbeitsplatz über den Serverraum bis zur Maschine in der Fertigungshalle. In Datenverteilern mit 19-Zoll-Komponenten und Rangierverteilern ist fast ausschließlich der bewährte und kostengünstige RJ45 in IP20-Ausführung anzutreffen. Auch die industrielle Netzwerkverkabelung spielt sich zu großen Teilen in geschützten Verteilern und Schaltschränken ab. Dort sind RJ45-Anschlüsse zur Verbindung von Geräten der Leit- und Prozessebene üblich. Bestimmende Kriterien sind die kompakte Bauform, die Eignung für höchste Datenraten, die einfache Montage vor Ort und die weltweite Verbreitung dieses Steckverbinders. Die Eignung für die Tragschienenmontage ist ein ebenso wichtiges Argument wie die Möglichkeit, Adern mit einem großen Spek­trum verschiedener Durchmesser anschließen zu können, von AWG22 bis AWG26 bei Massivdraht und AWG22/7 bis AWG27/7 bei Litzenleitern.
In der rauen Feldumgebung außerhalb der Verteiler trifft man in der Praxis sowohl auf den M12 als auch auf den RJ45 im Schutzgehäuse. Die Problematik, durch verschiedene Schutzgehäusevarianten für den RJ45 viele verschiedene Bauteile vorhalten zu müssen, wird mit einem modularen Ansatz entschärft: In die verschiedenen Gehäuse passt ein- und derselbe RJ45-Einsatz. Die Packungsdichte der ­Anschlüsse ist je nach RJ45-Schutzgehäuse mit der des M12 vergleichbar. Im Maschinenumfeld wird der in der Automatisierungstechnik gewohnte, robuste M12, der kein zusätzliches Schutzgehäuse benötigt, oft und gerne eingesetzt.
Sinnvollerweise wird man einen Steckverbindertyp ­zumindest abschnittsweise möglichst durchgängig einsetzen. In der Praxis geht der Trend bei Anschlüssen von Maschinen und Endgeräten dahin, den X-codierten M12 dort einzusetzen, wo hohe Anforderungen an den IP-Schutzgrad bestehen, und den RJ45 in Bereichen ohne solche Anforderungen. So sind auch oftmals M12-/RJ45-Kupplungen in Verteilerwänden anzutreffen, mit einer M12-Buchse auf der Seite des rauen Maschinenumfelds und einer Standard-RJ45-Buchse mit Schutzgrad IP20 für die Verbindungen im Verteiler. Die Frage „RJ45 oder M12?“ lässt sich also nicht pauschal beantworten. Das wäre auch nicht sinnvoll. Beide Steckverbindertypen sind weit verbreitet, beide besitzen ihre Vorzüge und beide werden uns noch lange im industriellen Umfeld begleiten. 

Marcel Leonhard, Dirk Traeger
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