„Ganzheitlicher Ansatz verwischt die Grenzen der Prozess- und Fabrikautomation“

Die im November 2018 neu gegründete Initiative der OPC Foundation – „Field Level Communication“ (FLC) – hat weitreichendere Ziele als die Reduzierung auf „OPC UA mit TSN für die Fabrik“. Die Harmonisierung von Anforderungen aus der Prozess- und Fabrikautomation wird zu gemeinsamen Gerätediensten führen: Gerätemanagement, Firmware-Updates, OOE-Daten, Power Manage- ment, MES-Dienste oder auch gemeinsame Datentypen lassen die Grenzen der Prozess- und Fabrikautomation in der Gerätehandhabung verwischen – spezielle technologische Anforderungen bleiben natürlich bestehen. Die Arbeiten sind bereits weit fortgeschritten: OPC Safety und OPC Motion befinden sich in der Entwicklung und können in Zukunft eingesetzt werden – und dies mit einem optional schaltbaren TSN, falls Determinismus gefordert ist.

Die OPC Foundation hat sich der Ethernet-APL-Initiative angeschlossen: In der Prozessautomatisierung soll „OPC UA over APL/SPE“ als Nachfolger des aktuellen De-facto-Hart-Standards etabliert und schrittweise als neue Lösung installiert werden – zunächst nur als „zweiter Diagnosekanal“ (NOA-Kanal), zunehmend aber auch im ersten Datenkanal.

Auf lange Sicht von zwei Jahrzehnten wird die Anzahl der Feldbussysteme auf ein Maximum der „Big 5“ inklusive OPC UA reduziert. Viele Produkte der Zukunft werden Hybridprodukte sein, die zusätzlich zur etablierten Technologie die OPC-UA-Lösung integriert haben werden.

Der Trend, Daten und Schnittstellen an der Datenquelle so weit wie technisch möglich zu standardisieren, wird sich fortsetzen, wenn möglich direkt im Gerät und im Sensor: Ein Durchflussmesser wird standardisierte „OPC-UA-Durchflussmessdaten“ liefern, sobald die APL-Leitung eingesteckt wird. Ansonsten bleiben andere Übertragungstechniken für spezielle Szenarien bestehen, um an der ent- sprechenden Stelle über OPC-UA-Gateway interoperabel zu werden.

Skeptisch betrachte ich die große Anzahl von „Benutzerorganisationen“, die gestartet wurden. Immer mehr neue Organisationen kümmern sich oft um die gleichen Aufgaben. Der Schlüssel zur Zukunft liegt nicht in der Gründung neuer Organisationen (das schafft zwar neue Posten zur Profilierung, ansonsten aber nur noch mehr Koordinierungsaufwand), sondern in der viel engeren Zusammen- arbeit der bestehenden Organisationen. So wie die Klimaherausforderung nicht von einzelnen Staaten, sondern nur von der Staatengemeinschaft gelöst werden kann, verhält es sich auch bei der Automatisierung.

So wie sich Staaten einen nicht Angriffspakt unter der UNO auferlegt haben und die einzelnen Staaten weiterhin eigene hoheitliche Entscheidungen treffen, so kooperiert die OPC Foundation derzeit in mehr als 55 Initiativen als „United Nations of Automation“ mit anderen Organisationen: für die gemeinsame Vision einer Plug-and-produce-Lösung mit einer offenen, einheitlichen, sicheren und standardbasierten IIoT-Kommunikationslösung vom Sensor über alle Ebenen bis hin zur Cloud (und zurück) mit allen Anforderungen der industriellen Automatisierung. Die Herausforderung der OPC Foundation im nächsten Jahrzehnt besteht darin, die globale „OPC-UA-Bewegung“ zu kanalisieren und die vielen Aktivitäten zu strukturieren. Das Ziel ist ein Plug-and-play von standardisierten Informationen.

Literatur

[1] OPC Foundation.

OPC Foundation
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