Fünf Fragen an Christophe de Maistre, Zone President DACH von Schneider Electric

Christophe de Maistre, Zone President DACH von Schneider Electric

Christophe de Maistre, Zone President DACH von Schneider Electric (Quelle: Schneider Electric)

Wie wirkt sich die Energiekrise auf die produzierende Industrie aus? Welche Folgen sehen Sie?
C. de Maistre: Die Auswirkungen der Energiekrise auf die europäische Industrie sind durchaus dramatisch. 2022 wurde Europa zum ersten Mal zum Nettoimporteur von Chemikalien, da die Herstellung in Europa gegenüber Importen aus den USA nicht mehr wettbewerbsfähig war. Mehr als die Hälfte der europäischen Ammoniakproduktion wurde stillgelegt, während sich die Aluminiumproduktion in der EU halbiert hat. Und die Liste ließe sich leicht verlängern. Die Energiekrise hat aber auch überfällige Investitionen angestoßen. Denn die Technologien zur Bewältigung von Energie- und Klimakrise sind längst verfügbar.

Aber haben sich die Energiepreise nicht schon wieder etwas normalisiert? Was ist Ihre Vorhersage?
C. de Maistre: Trotz der europäischen Vorratshaltung könnte es der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge in der EU auch 2023 noch zu Energiedefiziten kommen. Weiter wies IEA-Chef Fatih Birol kürzlich darauf hin, dass die Erdgaspreise wieder deutlich unter Druck geraten könnten, wenn eine starke chinesische Wirtschaft als Käufer auftritt und wir einen strengen Winter haben. Die Berliner Bundesnetzagentur argumentiert ähnlich – die Energiekrise in Deutschland sei noch nicht vorbei und die Gefahr einer Gasknappheit noch nicht aus der Welt. Wer daher auf günstige Energie hofft und meint, auf effizienzsteigernde Maßnahmen verzichten zu können, der macht ökologisch und ökonomisch einen großen Fehler.

Sehen Sie auch die Gefahr von Stromausfällen?
C. de Maistre: Nein, die Stromversorgung in Deutschland ist trotz allem sehr sicher. Das betonte auch Klaus Müller – Präsident der Bundesnetzagentur – Ende letzten Jahres gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er sprach von zahlreichen Mechanismen und Reserven, um das Stromnetz selbst in angespannten Situationen stabil zu halten. Unkontrollierte und großflächige Stromausfälle oder Zwangsabschaltungen im Winter sind laut K. Müller daher sehr unwahrscheinlich.

Welchen Ausweg schlagen Sie vor?
C. de Maistre: Europa sollte auf groß angelegte Elektrifizierungsprogramme setzen und in die bereits bestehenden Technologien und Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz investieren. Maßnahmen zur Förderung der Elektrifizierung sorgen dafür, dass eine verbesserte Energiesicherheit und Fortschritte bei der Dekarbonisierung Hand in Hand gehen. Wir schätzen, dass Europa durch eine Konzentration seiner Elektrifizierungsanstrengungen auf den Gebäude- und Verkehrssektor den Anteil der Elektrizität am Gesamtenergiemix von 20 % auf 50 % erhöhen könnte. Die Abhängigkeit des Kontinents von Erdgas und anderen fossilen Brennstoffen würde sich damit halbieren. Durch Schritte in diese Richtung hat Europa die große Chance, eine grüne Industrie aufzubauen, die Arbeitsplätze schafft und für bedeutende Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel sorgt.

Was leistet Ihr Unternehmen dafür?
C. de Maistre: Nahezu unser gesamtes Portfolio ist auf die Steigerung von Nachhaltigkeit und Effizienz ausgelegt. Wir unterstützen die dafür erforderliche digitale Transformation bei unseren Kunden mit Prozess- und Energietechnologien, durch Vernetzung und Steuerungskomponenten sowie mit Software und Services. Das wird uns auch von unabhängiger Seite bestätigt. So hat uns das Time Magazine soeben in die Liste der 100 weltweit einflussreichsten Unternehmen für 2023 aufgenommen. Als Grund wird unter anderem unser Geschäftsmodell angeführt, mit dem wir Kunden ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen. Selbst leben wir den Ansatz selbstverständlich auch. So wurden wir beispielsweise 2021 von Corporate Knights zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt gekürt.

Literatur

  1. Schneider Electric GmbH, Ratingen: www.se.com/de
Gerold Göldner ist Head of Marketing Sustainability bei Schneider Electric in Ratingen.
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