Entwicklungspotenzial von Wellgetrieben

E. Sirman über Produktionszielsetzungen

Bild 04: E. Sirman: „Mit der Werkserweiterung und der Errichtung von neuen Produktionslinien im Jahr 2013 haben wir die Weichen für die Erhöhung der Produktivität und des Durchsatzes sowie für die Reduzierung der Durchlaufzeiten und der Fertigungskosten gestellt (Quelle: Harmonic Drive AG)

Werden die Wellgetriebe die Planeten- getriebe verdrängen?

E. Sirman: Eher ergänzen als verdrängen. Wir bieten mit Wellgetrieben eher ein Nischenprodukt. Sie sind jedoch eine gute Alternative, wenn bei hoher Untersetzung ein Planetengetriebe mehrstufig ausgelegt werden müsste. Zykloiden-Getriebe, die ebenfalls eine hohe Untersetzung haben, sind für die von uns bedienten Anwendungsfelder aufgrund ihres hohen Gewichts weniger geeignet.

Wieso gibt es eigentlich so wenige Hersteller von Wellgetrieben?

E. Sirman: Vor allem, da es sich um ein Nischenprodukt handelt, das entsprechend hohes Fertigungs-Knowhow – vor allem in Bezug auf das Profil der Verzahnung – und spezielle Zulieferer verlangt, welche die Anforderungen an die Präzision und Lieferfähigkeit erfüllen können. Die wichtigsten Mitbewerber kommen aus dem asiatischen Raum, wo die Nachfrage nach Wellgetriebe für spezielle Anwendungen höher ist. Das Wissen und die Erfahrung für die frühe Anwendung ist sicherlich nur bei uns verfügbar.

Dabei besteht ja noch Entwicklungspotenzial, wie Ihr kürzlich vorgestelltes Robotergetriebe SHG zeigt. Warum wird dieses den Robotermarkt erobern?

E. Sirman: Vor allem dort stellen Kunden ständig neue Anforderungen, etwa hinsichtlich Steifigkeit und Lebensdauer, bei denen bisher verfügbare Getriebe an ihre Grenzen stoßen. Darauf haben wir mit dem SHG reagiert. Dieses Getriebe zeichnet sich durch eine um 30 % erhöhte Drehmomentdichte und um 40 % längere Lebensdauer als bisherige Produkte aus. Mit diesem Getriebe lassen sich somit Roboter mit ebenfalls verbesserten Eigenschaften bauen.

Werden Sie sich weiterhin auf die Wellgetriebe fokussieren, oder ist eine Erweiterung des Produktprogramms geplant?

E. Sirman: Hauptschwerpunkt wird sein, aus dem bestehenden Portfolio heraus neue Produkte zu entwickeln. Aber natürlich beschäftigen wir uns auch mit ganz neuen Getriebetechniken, wie dem Abacus, den wir zusammen mit dem Stanford Research Institute [2] entwickeln. Er bietet, wie das Wellgetriebe, eine hohe Untersetzung, allerdings bei wesentlich höheren Drehmomenten und höherer Drehsteifigkeit. Aktuell ist das aber noch „Zukunftsmusik“, allerdings wollen wir im Orchester die erste Geige spielen.

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