Bedienung leicht gemacht

Abbild Rycycling

Bild 3: Recycling (Quelle: NN-HH)

Leistungsschalter lassen sich scheinbar deutlich einfacher und sicherer handhaben als Sicherungen. Für die Betätigung von Schalter-Sicherungs-Einheiten auf Basis von NH-Sicherungen sei eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) erforderlich – so ein häufig genanntes Argument für die Verwendung von Leistungsschaltern. In Wirklichkeit richtet sich die Notwendigkeit für die Verwendung einer PSA nach der Gefährdung bei der jeweiligen Tätigkeit an elektrischen Anlagen (Bild 2). Vorschriftsmäßig aufgebaute Anlagen lassen sich gefahrlos ohne PSA bedienen unabhängig davon, ob Leistungsschalter oder Schalter-Sicherungs-Einheiten eingesetzt sind.
Ähnlich zu betrachten ist die „Laienbedienbarkeit“ von Sicherungen bzw. Leistungsschaltern. Im Nachzählerbereich von Hausinstallationen ist die Bedienung durch Laien allgemein üblich. NH-Schalter-Sicherungs-Einheiten werden aber generell in Anlagen eingesetzt, die nur von Fachkräften oder unterwiesenem Personal bedient werden. Eine Art der Gefährdung kann dagegen nur bei Leistungsschaltern auftreten: Diese blasen nämlich während des Abschaltvorgangs heiße Gase aus. Befindet sich jemand zu diesem Zeitpunkt an der Schaltanlage, kann es hier zu Verletzungen kommen.
Der Austausch einer abgeschalteten Sicherung dauert – unabhängig davon, ob durch eine Fachkraft oder mit PSA – länger als das Wiedereinschalten eines Leistungsschalters. Dieser Zeitvorteil relativiert sich aber, wenn man in Betracht zieht, dass die Überstromschutzeinrichtung ja wegen einem Fehler im Stromkreis ausgelöst hat. Die Suche nach dem Fehler und dessen Behebung nimmt aber in aller Regel deutlich mehr Zeit in Anspruch als das Austauschen der Sicherung. Genormte Sicherungseinsätze sind weltweit kostengünstig verfügbar und sollten daher stets vorrätig sein.

Selektivität

Teilweise wird die feste Kennlinie von Sicherungen als Nachteil betrachtet, der beispielsweise dazu führen kann, dass sich Leitungen und Kabel nicht optimal auslasten ­lassen. Die Leistungsschalter mit ihren einstellbaren Kennlinien scheinen hier einen klaren Vorteil zu haben. Die herstellerunabhängige und weltweit genormte Selektivität von Schmelzsicherungen bietet aber durchaus auch Vorteile, da diese zum Beispiel unabhängig vom Kurzschlussstrom ist und eine selektive Auslegung einer Anlage einfach möglich ist. Einstellbare Kennlinien bei Leistungsschaltern sind ­darüber hinaus nicht nur fehlerträchtig, sondern auch manipulierbar. Unabhängig von der Kennlinie ist die Energiebegrenzung, die mit einer NH-Sicherung erreicht werden kann, auf jeden Fall besser als die eines vergleichbaren Leistungsschalters.

NH/HH-Recycling

Als freiwillige Initiative der deutschen Sicherungshersteller widmet sich der 1995 gegründete Verein zur Förderung des umweltgerechten Recycling von abgeschalteten NH/HH-Sicherungseinsätzen e. V. dem Recycling von ausgedienten Schmelzsicherungen als Beitrag für einen nachhaltigen Wirtschaftskreislauf. Energieversorger, Industrieunternehmen, mittelständische Betriebe und das Elektrohandwerk beteiligen sich in ganz Deutschland über ein vom Verein finanziertes flächendeckendes Sammelsystem. Die Überschüsse verwendet der Verein hauptsächlich in Form von Spenden zur Finanzierung von Forschung, Lehre, Aus- und Weiterbildung. Mitglieder des Vereins sind die deutschen Sicherungshersteller Driescher Wegberg, Efen, Hager, Jean Müller, Mersen, Siba und Siemens.

Fazit

Oft wird der Einsatz von Schmelzsicherungen aus Gründen abgelehnt, die sich bei einem genaueren Hinsehen eher als Vorurteile erweisen. Die Frage Schmelzsicherung oder Leitungsschalter ist nicht eindeutig zu beantworten. Beide Lösungen haben ihre Vorteile, die Entscheidung muss der Anwender abhängig von seiner Applikation und seinen ­Anforderungen treffen. Letztendlich bietet die Schmelzsicherung nicht nur eine über viele Jahre erprobte, sondern auch sehr zuverlässige Methode zur Absicherung von elektrischen Anlagen gegenüber Überströmen. Durch das fast vollständige Recycling der Wertstoffe ist die Schmelzsicherung zudem ressourcenschonend (Bild 3).

Literatur

[1] Briefe an die Schriftleitung „Stöpselsicherung oder Klein­automat?“, Elektrotechnische Zeitschrift, 46 (1925), H. 45,
S. 1713-1715

Dr. Jörg Lantzsch
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