2. Der Faktor Umwelt

Abbild Digitalniveau

Bild: In vielen Outsourcing-Zielländern ist das generelle Digitalniveau oft niedriger. Ein Problem gerade für sehr hochwertige Produkte, die auf Digitalproduktion angewiesen sind. (Quelle: fotolia.com © Gorodenkoff)

Es gibt wohl kaum ein anderes Thema, welches sich in der westlichen Welt in jüngster Zeit so sehr mit Nachdruck in die Köpfe der Menschen eingebrannt hat wie der Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel.
Bedeutet, es ist ein enorm hohes Umweltbewusstsein bei einer hohen Zahl an Verbrauchern vorhanden – und damit für Unternehmen, die im Ausland produzieren (lassen) ein ähnlich großes Risiko für Imageschäden.
Denn der westliche Normalverbraucher sieht nicht die Vorteile der Produktion im Ausland. Er sieht Umweltschäden

  • durch die dortigen Wirtschafts-Booms,
  • durch den dortigen Abbau von Rohstoffen sowie
  • durch den See- oder Lufttransport zurück zu uns.

Es sind Artikel über die Smogprobleme in China, über die Abgase des Seetransports sowie über den Kohlendioxidausstoß von Flugzeugen, die dafür sorgen, dass outgesourcte Produktion heute viel kritischer gesehen wird als noch vor wenigen Jahren.
Europa mag zwar kein Umweltschutz-Musterkontinent sein. Doch es gibt eine Menge Umweltvorteile:
1. Vergleichsweise strenge Gesetzgebungen
2. Eine vorwärts gerichtete Energiewende mit regenerativer Stromerzeugung, computerisiert-zuverlässiger Regelung und recht hoher Ausfallsicherheit
3. Kurze Wege vom Hersteller zum Verbraucher

Schon der Energiebedarf, den jede Produktion hat, kann hier umweltneutraler zur Verfügung gestellt werden. Die bessere digitale Infrastruktur (Ausnahmen wie China bestätigen die Regel) macht es möglich, zudem digitale Techniken zu nutzen, welche die Verbräuche noch weiter senken. Tatsächlich ist das Rückverlagern einer Produktion damit auch das beweiskräftigste Statement, dass ein Unternehmen es mit Umweltschutz ernst meint und nicht nur Greenwashing betreibt.

3. Der Faktor Qualität

Als in den 90er- und 00er-Jahren die globale Stahlproduktion ihr Gesicht wandelte und sich der Spitzengruppe, die bislang aus Europa, Japan und den USA bestanden hatte, eine ganze Menge anderer Nationen hinzugesellten, reagierte die hiesige Industrie folgendermaßen:
Sie beschloss, sich in keine Preisdumping-Kämpfe zu stürzen, sondern überließ das Feld der metallurgisch simplen Massenstahlsorten weitestgehend den aufstrebenden Stahlnationen – sofern sie nicht selbst dorthin outsourcte – und spezialisierte sich. Egal welchen in der EU produzierenden Hersteller man sich auch herauspickt, was er hier produzierte, waren hochwertigste Gütestähle. Exakt das kann sich beliebig wiederholen. Solange es noch Nationen gibt, die sich im Digitalisierungsgrad voneinander unterscheiden, wird es auch immer Länder geben, in denen diese Technik dazu genutzt werden kann, um hochwertigere Produkte zu günstigeren Preisen zu fertigen als dort, wo der Digitalisierungsgrad geringer ist.
In Europa ist der industrielle Digitalisierungsgrad hoch, wo er sich in anderen Ländern noch im Aufbau befindet und nur einige große Namen vorweisen kann. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie auf eine bessere Grund-Infrastruktur zurückgreifen können, wo bei einer Produktion in Schwellenländern diese erst aufgebaut werden müsste.
Zu diesem Faktor kommt noch hinzu, dass hierzulande bzw. in der EU keine Zölle anfallen, weite Teile der Transportkosten wegbrechen, was die Rückverlagerung bzw. das Verbleiben unterm Strich oftmals zur günstigeren Lösung macht.

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