Dr. Ansgar Kriwet, Vorstand Research and Development

Dr. Ansgar Kriwet, Vorstand Research and Development, ist seit mehr als 30 Jahren in verschiedenen Positionen bei Festo tätig. (Quelle: Festo)

Mit Innovationen Mehrwert für Kunden schaffen – das war und ist der zentrale Ansatz von Festo. Dabei folgt man dem Anspruch, die Arbeit der Menschen zu erleichtern und dadurch die Effizienz zu erhöhen. Entscheidend dafür: „Verstehen, was der Kunde braucht“, so Dr. A. Kriwet. Dieser Ansatz erfordert den direkten Austausch mit Anwendern, das hat Dr. A. Kriwet in seiner 30-jährigen Festo-Laufbahn verinnerlicht. So lernte er schon als junger Entwicklungsingenieur, dass Inspiration und Kreativität nicht am Schreibtisch entstehen. „Erst wenn man die Probleme der Kunden verstanden hat, kann man praxistaugliche Lösungen entwickeln“, lautet seine Überzeugung. Und: „Der Erfolg unserer Kunden macht uns selbst erfolgreich.“

Als weiteren Grundpfeiler des Unternehmenserfolgs nennt er: „Wir sind ein Unternehmen, das auf vielen Füßen steht.“ Damit spielt er auf die breite Aufstellung in unterschiedlichen Branchen und Märkten an. „Wenn ein Industriezweig oder ein Markt schwächelt, können wir das durch andere ausgleichen.“ Gerade als Familienunternehmen, das sich aus eigener Wirtschaftskraft finanziert und nicht auf kurzfristige Kapitalmarktinteressen ausgerichtet ist, sei eine nachhaltige Stabilität essenziell. Und damit geht er über zur dritten Erfolgssäule von Festo: dem langfristigen Handeln. „Die Gesellschafter denken nicht in Quartalszahlen, sondern in Generationen. Deshalb befassen wir uns heute schon mit der Frage, was wir tun müssen, um auch noch in 20 oder 40 Jahren eine stabile, innovative und erfolgreiche Firma zu sein. Und ebenso werden neue – heute vielleicht noch exotisch anmutende Technologien – genau betrachtet“, erklärt er. Und auch ferne Märkte, wie der amerikanische, der asiatische und ebenso der vielversprechende afrikanischen Markt, sind Gegenstand heutiger Weichenstellungen in Richtung zukünftigem Erfolg.

Verantwortung als Unternehmensprinzip

„Innovation und Verantwortung – gestern, heute, in Zukunft“ lautete der Untertitel einer Festo-Jubiläumsmeldung. In vielen Regionen beteiligt sich das Unternehmen aktiv an sozialen Projekten und zeigt sich als „Good Corporate Citizen“. „Natürlich wollen wir als Unternehmen profitabel sein und wachsen, aber Festo ist auch eine Heimat für Menschen und ein Stabilitätsfaktor für Standorte“, verdeutlicht Dr. A. Kriwet. Zum 100-jährigen Jubiläum wird dieses Engagement noch systematischer gestaltet und an allen Standorten regelmäßig gesellschaftliche Initiativen unterstützt.

Als weiteren Aspekt der Verantwortung nennt er Nachhaltigkeit. „Wir produzieren Produkte aus Stahl und Aluminium – das sind Materialien mit hohem Gewicht. Und Transportaufwände haben einen erheblichen Einfluss auf unsere CO2-Bilanz. Deshalb ist es ökologisch sinnvoll, nahe am Kunden zu fertigen“, erklärt er. Neben diesem pragmatischen Ansatz investiert Festo gezielt in ressourcenschonende Technologien und Fertigungsprozesse.

Die wichtigsten Meilensteine

Nach den fünf bedeutendsten Entwicklungen in der Unternehmensgeschichte gefragt, zählt Dr. A. Kriwet auf: „Der erste große Meilenstein fällt ins Jahr 1961: Mit der Entwicklung eines automatisierten Bandvorschubs haben wir die Metallverarbeitung revolutioniert. Während vorher komplizierte Mechanismen nötig waren, um Metallbänder in Stanzprozessen präzise voranzuschieben, haben wir diese Funktion in eine kompakte Baueinheit integriert – eine Innovation, die nicht nur die Produktivität unserer Kunden steigerte, sondern auch zeigt, wie wir Lösungen nah am Kunden entwickeln.“

Ende der 1980er-Jahre gelang der nächste große Wurf: Die Einführung der Ventilinsel. „Bis dahin wurden alle Ventile einzeln an eine Maschine angeschlossen und separat mit Luft versorgt“, berichtet Dr. A. Kriwet. Festo entwickelte die erste Ventilinsel, bei der mehrere Ventile in einem Block zusammengefasst wurden. „Der Kunde musste somit nur den Block mit Strom und Luft versorgen. Das sparte viel Montageaufwand und zeit“, so Dr. A. Kriwet. Damit sei Festo über Jahre hinweg Marktführer gewesen.

Um die Jahrtausendwende betrat das Unternehmen mit der Piezo-Technologie Neuland. „Traditionell wurden Ventile durch Magnetspulen gesteuert, was mit hohem Geräuschpegel, Wärme und Energieverbrauch einherging“, berichtet er. Piezo-Elemente boten eine innovative Alternative: „Sie veränderten ihre Form allein durch das Anlegen elektrischer Spannung – ohne Stromfluss, ohne Wärmeentwicklung. Die Nutzbarmachung dieser Technologie für unsere Produkte war allerdings eine echte Herausforderung“, erzählt er weiter. Nach einigen Jahren intensiver Forschung konnte dann allerdings die Basis für energieeffiziente, hochpräzise neue Lösungen gelegt werden, mit denen weitere Anwendungsfelder, unter anderem in der Halbleiter- und Medizintechnik, erschlossen werden konnten.

In den 2010er-Jahren hielt künstliche Intelligenz (KI) verstärkt Einzug – sowohl in Produkte als auch in die eigenen Unternehmensprozesse. „Auf der Hannover Messe 2011 zeigten wir KI-basierte Greifsysteme. In der Folge entwickelten wir Lösungen zur KI-gestützten Überwachung von Schweißzangen. Später arbeiteten wir mit dem Data-Analytics-Experten Resolto Informatik zusammen – 2018 haben wir das Unternehmen übernommen und seitdem weiter in KI investiert. Heute sind wir mit Festo AX Industrial Intelligence führend bei der Anwendung von KI im industriellen Umfeld“, sagt Dr. A. Kriwet.

Als jüngsten technologischen Meilenstein gibt er die Einführung der nächsten Generation Ventilinseln, der VTUX, im Jahr 2023 an. „In sie ist unser gesamtes Ventilinsel-Know-how eingeflossen und sie wird über die nächsten zehn Jahre fast alle existierenden Ventilinselplattformen ablösen“, sagt Dr. A. Kriwet. Er verdeutlicht: „Kunden setzen heute unterschiedliche Ventilinseln ein, was hinsichtlich der Ersatzteilhaltung, dem Service und der Bedienbarkeit unvorteilhaft ist. Unsere neue Plattform schafft hier Abhilfe und integriert eine Vielzahl Funktionalitäten in sich.“ Sie zeichnet sich durch hohen Durchfluss, Modularität und Kommunikationsfähigkeit aus. So eignet sich die Ventilinsel für fast jedes Maschinenkonzept, ob zentral oder dezentral. „Die Module unserer VTUX lassen sich beliebig anordnen, sind kompakt und leicht. Das spart Zeit sowie Platz und Gewicht in der Maschine“, sagt Dr. A. Kriwet. Auch damit will man sich in den kommenden Jahren neue Marktsegmente erschließen.

Bewegung kennt viele Disziplinen

1950 brachte Dr. h. c. Kurt Stoll die Idee der Pneumatik aus den USA mit und entwickelte sie als Pionier im väterlichen Unternehmen weiter. Dies markierte den Start der Pneumatik bei Festo und legte den Grundstein für ihren Einsatz in der Fabrikautomation. Bis heute wird Festo weitreichend mit Pneumatik in Verbindung gebracht; dabei hat sich das Unternehmen längst darüber hinausentwickelt. „Unsere Kunden richten sich nicht mit dem Wunsch an uns, Pneumatik zu kaufen. Stattdessen möchten sie die optimale Technik für ihre Bewegungsaufgabe“, weiß Dr. A. Kriwet. Aus diesem Grund umfasst das Portfolio heute ebenso elektrische Antriebstechnik und innovative Lösungen wie Piezo-Technologie. „Die industrielle Automation verändert sich, und mit ihr auch die Anforderungen der Kunden. Während früher einfache pneumatische Bewegungen ausreichten, steigen heute die Anforderungen an Präzision, Zwischenpositionen und Steuerbarkeit. Elektrische Antriebe bieten hier oft Vorteile. „Deshalb wächst dieses Segment bei Festo schneller als die Pneumatik, aber den Hauptumsatz machen wir noch immer mit Pneumatiklösungen“, ordnet Dr. A. Kriwet ein.

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